
Experten fordern schärfere Regeln und bessere Tests zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.
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Mischkonsum am Steuer - Strengere Regeln für Cannabis gefordert
Alkohol und Cannabis am Steuer – eine gefährliche Mischung. Darauf machen Verkehrsexperten aufmerksam, die sich ab dem 29. Januar beim Verkehrsgerichtstag in Goslar treffen.
Laut Kirstin Zeidler von der Unfallforschung der Versicherer war 2022 jeder zweite tödliche Unfall unter Drogeneinfluss mit Mischkonsum verbunden. Derzeit erlaubt die Gesetzgebung einen geringen kombinierten Konsum von Alkohol und THC. Experten fordern, diese Regelung abzuschaffen.
THC-Grenzwerte: Diskussion um Reformen
Seit der Teillegalisierung von Cannabis gelten neue Grenzwerte. Autofahrern drohen ab 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blut 500 Euro Bußgeld und ein Monat Fahrverbot. Doch Kritiker wie Siegfried Brockmann von der Björn Steiger Stiftung halten den THC-Grenzwert für ungeeignet. Cannabis werde im Körper anders abgebaut als Alkohol, was die Fahrtüchtigkeit schwerer beurteilbar mache. Brockmann plädiert für eine vollständige Streichung des Grenzwerts.
Erste Verstöße: Führerscheinentzug gefordert
Verkehrspsychologin Yvonne Muffert kritisiert, dass Ersttäter oft ohne Führerscheinentzug davonkommen. Klare Vorgaben für eine MPU beim ersten Drogenverstoß könnten gefährliche Fahrer früher aus dem Verkehr ziehen. Laut ADAC-Verkehrsrechtler Gerhard Hillebrand seien die bisherigen Regelungen veraltet. Gleichzeitig müsse die MPU besser auf die Besonderheiten des Cannabiskonsums abgestimmt werden.
Aufklärung und bessere Tests nötig
Neben strengeren Regeln verlangen Fachleute auch mehr Prävention. Automobilclubs und Polizeigewerkschaften fordern Schulungen für Beamte, bessere THC-Schnelltests und eine klare Erfassung von Drogenfällen in der Statistik. Bisher fehlen separate Daten zu Cannabis und Mischkonsum. Über die Reformen sollen in Goslar konkrete Empfehlungen an die Politik ausgearbeitet werden. Ziel ist ein sichererer Straßenverkehr – ohne Ausnahmen für riskante Fahrer. (dpa/kh)