Ökosiedlung „SmartCity“ in Harsefeld bei Hamburg

Ökosiedlung „SmartCity“ in Harsefeld bei Hamburg

Foto: Viebrockhaus

Bauen & Wohnen

Diese Aspekte müssen Bauherren beim zukunftsorientierten Städtebau beachten

7. Februar 2024 // 15:32

Der zukunftsorientierte Städtebau stellt eine Herausforderung dar. Die Gestaltung der Städte muss exemplarisch den wachsenden Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit gerecht werden und flexibel auf die gegenwärtigen Erfordernisse der wachsenden Bevölkerung angepasst werden.

Dieselbe Überlegung gilt für den Technologiefortschritt, die soziale Integration und die Lebensqualität. Bauherren nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, denn sie prägen die Gestaltung und Entwicklung des urbanen Raums maßgeblich.

In Harsefeld bei Hamburg ist vor einiger Zeit die erste SmartCity gebaut worden. Diese Ökohaussiedlung, bestehend aus 18 Effizienzhäusern der Stufe 40, hat eine verhältnismäßig sehr geringe Bodenversiegelung sowie Landnutzungsfläche und bildet in ihrer Gesamtheit eine Oase der Lebensqualität. Ins Leben gerufen wurde dieses Forschungs- und Pionierprojekt vom Massivhausbauer Viebrockhaus sowie Green Planet Energy (vormals Greenpeace Energy) und der Gesellschaft für innovatives Bauen. Dieses Beispiel zeigt, dass es möglich ist, neue, innovative Wege zu gehen, um die Lebensqualität im Spiegel der anspruchsvollen Anforderungen unserer Zeit zu erhalten.

Die Bedeutung der Nachhaltigkeit im heutigen Städtebau

Nachhaltigkeit sollte ein Grundprinzip der gegenwärtigen Stadtplanung darstellen. Daher müssen sich Bauherren auf umweltfreundliche und ressourceneffiziente Lösungen fokussieren. Zu diesen Ansätzen zählt neben der Bodenversiegelung und Landschaftsnutzung etwa die Auswahl nachhaltiger Baumaterialien. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Materialien wiederverwenden, wie etwa Mauerziegel aus Abrissobjekten oder Fensterrahmen, die zusammen mit Holzspänen aus alten, geschredderten Fensterrahmen gefertigt werden, so wie sie auch in der SmartCity Harsefeld verwendet wurden.
  • Ressourcen verbrauchende Materialien ersetzen, wie beispielsweise Photovoltaik-Anlagen auf Dächern anstatt Dachpfannen oder ein Fundament mit Frostschirm aus recycelten PET-Flaschen anstelle von Beton.
  • Die Gestaltung von Grünflächen, auch auf Dächern - hier werden ökologisch wertvolle, aber anspruchslose Pflanzen eingesetzt mit einer Unterkonstruktion aus recyceltem Kunststoff, die nicht nur einen positiven Effekt auf das lokale Mikroklima haben, sondern auch das Regenwasser aufsaugen und langsam an den Boden weitergeben. Bei starken Regenfällen sind Kanalsysteme durch diese geniale Lösung nicht mehr überlastet.
  • Klimaschonende Varianten von Materialien verwenden, die man nicht ersetzen kann, wie das natürliche Kältemittel Propan für das synthetische Kältemittel PFAS oder Kirschkerne stellvertretend für Erdgas, um neue Mauerziegel zu brennen.
  • Die Einbindung von erneuerbaren Energien wie zum Beispiel Tageslicht, um eine Eigenversorgung zu ermöglichen und einen etwaigen Überschuss für E-Mobilität zu nutzen.

Eine nachhaltige Stadtentwicklung strebt die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks bei gleichzeitiger Maximierung von Lebensqualität und Zukunftsfokussierung an. So entsteht für die Bewohner ein im doppelten Sinne nachhaltiges, lebenswertes Umfeld.

Der Einsatz von modernen Technologien und die SmartCity Konzepte

Insbesondere beim zukunftsorientierten Städtebau spielt die Nutzung modernster Technologien eine Schlüsselrolle. Die nachhaltigen Smart City Konzepte stellen hierfür das Paradebeispiel dar. Es gibt eine Reihe von Kernelementen, die in den Städtebau einfließen sollten. Hierzu zählen unter anderem intelligente Verkehrssysteme und vernetzte Infrastrukturen, wie die Optimierung der Verkehrsflüsse mithilfe von Echtzeitdaten. Dazu kommen kluge Parksysteme, ausgezeichnete Anbindungen an die öffentlichen Verkehrsmittel und die Förderung von Elektrofahrzeugen sowie Fahrrädern. Die vernetzte Infrastruktur umfasst z. B. die Verkehrsleitsysteme, die Energieversorgung, die Wasser- und Abfallwirtschaft und die Beleuchtungssysteme.

Das alles ist möglich mit dem Internet der Dinge, kurz IoT für Internet of Things. Zudem hilft die Technologie den Smart Cities dabei, die Umweltbelastung zu berücksichtigen und dank Überwachungskameras sowie Sensoren die Sicherheit zu erhöhen. Gleichzeitig wird der Datenschutz großgeschrieben. Diese Grundlagen ermöglichen einen effizienteren und lebenswerteren Städtebau.

Die Förderung der sozialen Integration und Inklusion

Zukunftsorientierte Städte müssen Räume für die Förderung der Integration und der sozialen Inklusion schaffen. In anderen Worten: Bauherren sollten sich um sozial durchmischte Stadtviertel bemühen. Dadurch sollen für alle Bewohner die gleichen Chancen geschaffen werden, unter anderem durch barrierefreie Zugänge, bezahlbare Wohnungen und öffentlich nutzbare Räume. Sie ermöglichen soziale Interaktionen und fördern ein inklusives Umfeld. Durch die Veränderung der Altersstruktur in der Bevölkerung nimmt außerdem die niedrigschwellige Gestaltung der Infrastruktur einen hohen Stellenwert ein. Sie bietet den Senioren ein altersgerechtes Wohnen. Sogenannte Townhouses spielen dabei eine maßgebliche Rolle, die bezahlbaren Wohnraum mit nachhaltigen Technologien und einem gesteigerten Lebenskomfort in sich kombinieren.

Das Schaffen von flexiblen Wohn- und Arbeitskonzepten

In den letzten Jahren kam es zu großen Veränderungen in der Berufswelt - flexible Wohn- und Arbeitsplatzkonzepte sind erforderlich. Für die Bauherren gilt es, Gebäude und Quartiere, die sich den wechselnden Nutzungsbedürfnissen anpassen können und Rücksicht auf eine Steigerung der Wohngesundheit nehmen, zu schaffen. Es ist wichtig, modulare Wohnkonzepte, Co-Working-Spaces und innovative Architektur zu gestalten. Auf diesem Weg ermöglichen sie eine effizientere Flächennutzung. Aber auch moderne Einfamilienhaus-Konzepte, die Lebens- und Arbeits-, bzw. Schaffensraum in sich vereinen, ohne dabei die jeweiligen Bereiche miteinander zu vermischen.

Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft und der Ressourceneffizienz

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft stellt einen Schlüsselaspekt beim zukunftsorientierten Städtebau dar und nachhaltige Baupraktiken sind unverzichtbar. So können Abfälle reduziert und die Wiederverwertung der Materialien vorangetrieben werden. Baukonzepte müssen den Aspekt einer langfristigen Nutzung und der anschließenden Wiederverwendung unbedingt miteinschließen. Ein effizientes Abfallmanagement, Recyclingsysteme und umweltfreundliche Entsorgungskonzepte unterstützen nicht nur die nachhaltige Ressourcenschonung, sondern sorgen zudem perspektivisch auch für günstigere Baustoffpreise.

Die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel und Umweltschutz

Der Klimawandel bereitet den Städten erhebliche Probleme. Das zeigt sich bei Extremwetterereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Stürmen mit umgestürzten Bäumen und Hagelschäden - hinzukommen die Ausfälle von Klimaanlagen. Ein klimaresistenter Städtebau ist unabdingbar und dringend notwendig. Dieser Punkt umfasst nicht nur den Schutz vor Naturkatastrophen, wie zum Beispiel einen Schutz vor Starkregen, sondern auch die Gestaltung von Grünflächen zur Reduzierung von Hitzeinseln und zur Förderung der Biodiversität sowie des urbanen Mikroklimas. Zudem hilft die Implementierung nachhaltiger Wassersysteme, die unter anderem auch Regenwasser nutzen und speichern, um den Grundwasserspiegel zu schonen sowie lokale Grünflächen resilient zu halten.

Es gilt, die Bildung und Forschung zu fördern

Die Einbindung von Bildungs- und Forschungsinstitutionen bildet einen zentralen Baustein für zukunftsorientierte Städte. Hierbei nehmen etwa Universitäten, Forschungslabore und Innovationszentren eine Schlüsselrolle ein und ermöglichen das Schaffen einer Wissenschaftsgesellschaft. Beispielsweise findet mindestens in den nächsten zwei Jahren in der „SmartCity“ Harsefeld ein Forschungsprojekt statt, das zeigen soll, wie sich die Siedlung in der realen Wohn- und Lebenspraxis bewährt.

Die Förderung der Gesundheit und der dazugehörigen Infrastruktur

Nicht zuletzt rückte die Corona-Pandemie die Bedeutung der Gesundheit und der Prävention in den Vordergrund. Eine Erkenntnis daraus ist, dass eine zukunftsorientierte Stadtplanung der Gesundheitsinfrastruktur mehr Aufmerksamkeit schenken sollte. Häuser mit wohngesunden Materialien, die darauf ausgelegt sind, egal ob sozialer Wohnbau oder freistehendes Einfamilienhaus, die Lebensqualität, die Alltagshygiene und damit auch die Resilienz der dort lebenden Menschen zu steigern. Vollautomatische Lüftungstechnik kann über 90 Prozent aller Viren beseitigen und das Leben für Allergiker erleichtern. Dazu kommt die Errichtung sicherer öffentlicher Räume in Siedlungen und Städten. Das gelingt unter anderem mithilfe der Schaffung grüner Oasen, sicherer Radwege und Fitnessanlagen.