Hochwasser überflutet einen Ort.

Die finanziellen Schäden eines Hochwassers können extreme Höhen erreichen.

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Mehr Klimaextreme: Sinnvoller Hochwasserschutz am Eigenheim

1. September 2023 // 12:23

Klimaextreme wie Starkregen und Überschwemmungen treten immer häufiger auf und sorgen dort, wo innerhalb kürzester Zeit Hunderte Liter Wasser herunterkommen, für eine Schneise der Zerstörung. Gegen solche Elementarschäden abgesichert sind laut Verbraucherzentrale nur rund 46 Prozent der deutschen Haushalte.

Zum Vergleich: Gegen Sturm- und Hagelschäden sind bundesweit fast 95 Prozent der Haushalte versichert. Es ergibt aber auch außerhalb lokaler Gefahrenzonen Sinn, sich und das Eigenheim gegen Hochwasser zu schützen, dazu gehört der Schutz vor dem Eindringen der Wassermengen, ein funktionierender Rückstauschutz sowie eine ausreichende finanzielle Absicherung durch eine Elementarversicherung.

Ausreichender Versicherungsschutz ist essenziell

Laut einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2004 haften nicht die Kommunen für Wasserschäden an Privathäusern in Folge höherer Gewalt, sondern der oder die Hauseigentümer. Es ist somit zwingend notwendig, eine Elementarschaden-Versicherung abzuschließen, um sich finanziell vor sämtlichen existenzbedrohenden Schäden abzusichern. Es ist zudem damit zu rechnen, dass auch zukünftig immer wieder Extremwetterlagen auftreten und für Schäden sorgen werden. Für den Hochwasserschutz ist ein Rückstausystem daher ebenso unerlässlich, welches auf jeden Fall explizit in die Versicherung mit aufgenommen werden sollte.

Schäden sind nicht automatisch versichert

In einer privaten Haftpflicht- oder Wohngebäudeversicherung sind Rückstauschäden nicht automatisch abgesichert. Zwar hilft eine Wohngebäudeversicherung bei Schäden am Haus und eine Hausratsversicherung deckt die Schäden an Möbeln, Teppichen und technischen Geräten ab, doch beides greift nicht, wenn das Wasser von unten kommt.

Bei Rückstauschäden ohne funktionierendes System greift in der Regel die Elementarversicherung nicht. Bei manchen Versicherern können Elementargefahren in die Wohngebäudeversicherung mit eingeschlossen werden, ohne dass eine gesonderte Versicherung abgeschlossen werden muss.

Schutz vor einem Kanalrückstau

Wasser kann nicht nur durch undichte Türen und Fenster ins Haus eindringen, sondern auch durch das Kanalsystem. Besonders in Keller- oder Wohnräumen, die unter dem Straßenniveau liegen, droht ein Rückstau über die Wasseranschlüsse und die Toiletten. Um dies zu vermeiden und Wasser aus dem Kanalsystem am Eindringen zu hindern, gibt es zwei Möglichkeiten: das

Rückstauventil und Rückstauklappe

Rückstauventile sorgen dafür, dass das gesamte Haus vom öffentlichen Kanalnetz isoliert bleibt. Wasser kann aus dem Haus in die Kanalisation fließen, aber nicht umgekehrt. Drückt das Wasser von außen auf das Ventil, wird ein Schwimmer aktiviert und das Ventil geschlossen. Allerdings kann man, solange das Ventil geschlossen ist, keine Sanitäranlagen im Haus nutzen, da das Abwasser in diesem Fall auch nicht in die Kanalisation abgeleitet werden kann. Für Vermieter ist dieses Detail wichtig, da sie für ihre Mieter jederzeit die Benutzung von Sanitäranlagen gewährleisten müssen. Es ist auch nach aktuellem Stand nicht zulässig, Rückstauventile oberhalb der Rückstauebene einzubauen.

Bei einer Rückstauklappe wird zwar auch effektiv das schmutzige Abwasser aus dem Kanal zurückgehalten, doch das Haus ist nicht derart isoliert wie bei einem Rückstauventil. Das Wasser aus dem Haus fließt zum Kanal ab und erst im Fall eines Rückstaus schließt sich die Klappe durch den Druck des zurückdrängenden Wassers. Sinkt der Rückstau ab, wird das Abwasser wieder abgeleitet. Es gibt bei den meisten Rückstauklappen aber auch einen manuell regelbaren Notverschluss. Eingebaut werden kann eine Rückstauklappe von einem Fachbetrieb entweder im Rohrsystem, in der Bodenplatte oder im Revisionsschacht. Im Fall einer Nachrüstung kommt die Klappe an eine frei zugängliche Abwasserleitung.

Sechs unterschiedliche Klappen-Typen

Unterteilt werden die Rückstauklappen in sechs Typen, die sich in ihrer Arbeitsweise unterscheiden:

Freistromklappe: Öffnet sich in Fließrichtung, schließt bei Rückfluss.

Federrückstauklappe: Schließt durch eine Feder bei unzureichendem Wasserdruck.

Gewichtsbelastete Rückstauklappe: Öffnet bei Wasserdruck, schließt bei Rückfluss.

Hebelrückstauklappe: Öffnet durch eine Hebelmechanik, schließt bei Rückfluss.

Motorbetriebene Rückstauklappe: Motorsteuerung ermöglicht flexibles Öffnen/Schließen.

Automatische Rückstauklappe mit Niveauausgleich: Gleicht Druck für einen variablen Wasserstand aus.

Klappe kann blockieren

Damit im Ernstfall auch gewährleistet ist, dass die Klappe einwandfrei funktioniert, muss sie einmal jährlich gewartet werden. Auch dürfen keine Hygieneartikel, Essensreste oder andere Feststoffe in die Toilette geworfen werden, da dies ein Blockieren der Klappe begünstigen kann. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahl des richtigen Typs von Rückstauklappen von verschiedenen Faktoren wie Abwassersystem, Standort, Abwassermenge und örtlichen Vorschriften abhängig ist.

Rückstauklappe, wie auch Rückstauventil eignen sich nur, wenn ein Gefälle zum Kanal besteht. In allen anderen Fällen wird zusätzlich eine Abwasserhebeanlage benötigt, die mit einer Pumpe das Wasser auf eine höhere Ebene transportiert, von wo aus es dann in die Kanalisation geleitet wird. Mit einer solchen Hebeanlage kann man auch während eines Rückstaus Toilette und Dusche benutzen.

Wasserabwehr durch Alu-Dammbalken und Schottwände

Wenn das Wasser kommt, muss es schnell gehen: Das Eigenheim kann man dazu mit mobilen Stauwänden, sogenannten Schottwänden, ausstatten, welche im Ernstfall direkt einsatzfähig sind. Diese Schottwände sind primär für Türen und Garagen gedacht, es gibt aber auch Lösungen für Fenster, welche das Wasser vor dem Eintreten abhalten.

Schnell und einfach auf- und wieder abgebaut sind Alu-Dammbalken. Die flexiblen Balken aus Aluminium werden im Hochwasserfall in eine vormontierte Schiene in der Türlaibung (oder Fensterlaibung/Garagenlaibung) gesteckt. Nach oben lassen sich mehrere Dammbalken mittels eines speziellen Stecksystems miteinander verbinden, damit der Hochwasserschutz sich dem Wasserpegel anpassen kann. Werden die Dammbalken gerade nicht benötigt, können sie wieder platzsparend verstaut werden.

Schutz für Einfahrten: ein Boxwall

Ein Boxwall ist ein einfacher, aber effektiver Hochwasserschutz: Entwickelt wurden dieser speziell für harte Flächen wie Asphalt oder Beton. In der Breite ist man flexibel und kann mehrere Elemente miteinander verbinden, um beispielsweise eine Einfahrt vor dem Hochwasser zu schützen. Dank der L-Form werden keine weiteren Hilfsmittel benötigt, da die Elemente allein durch das Gewicht des Wassers verankert und stabilisiert werden. In der Höhe ist man dagegen allerdings eingeschränkt, da sich diese nicht nach oben hin verlängern lässt.

Wabenplatten-Systeme bestehen dagegen aus nur einer vorgefertigten Platte, die vor eine Tür oder einem Tor angebracht wird. Die Wabenplatten gibt es in allen erdenklichen Größen, von einer normalen Türbreite bis hin zu einer Doppelgarage. Es gibt sie mit verschiedenen Verschlusssystemen, zum Beispiel durch Magnete, mit Türfunktion oder ohne. Solche Wabenplatten-Systeme lassen sich leicht in oder auf der Laibung nachrüsten.