
Das Model Isabelle Caro starb 2010 an den Folgen ihrer Magersucht. Zuvor war sie durch eine Plakatkampagne des Modeunternehmens Benetton bekannt geworden, bei der auf das Problem der Essstörung aufmerksam gemacht werden sollte.
Foto: Lopez/dpa
Curvy-Trend als Gegenpol zum Schlankheitswahn
Kein Gramm Fett ist an ihrem Körper zu sehen. Knochen und Sehnen zeichnen sie klar ab. Ihre Magersucht machte Isabelle Caro berühmt, doch der Ruhm währte nur kurz. Das französische Model starb mit 28 Jahren an den Folgen seiner Erkrankung. Wie Caro sollen in Deutschland fast eine halbe Million Menschen eine Essstörung haben. Ist es da nicht ein Segen, dass kurvige Models einen Gegenpol zum Schlankheitsdiktat setzen?
Beitrag im Kampf gegen Magersucht
Im Land Bremen sieht man das offensichtlich anders. Plakate für die RTL 2-Castingshow „Curvy Supermodels“ werden zurzeit von der Landesfrauenbeauftragten unter die Lupe genommen. Der Vorwurf: Die Darstellung soll sexistisch sein. Peter Rothe hält das für Schwachsinn. Der Sozialpädagoge ist beim Suchtberatungszentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) tätig, die unter anderem als Anlaufstelle bei Essstörungen dient. Der Curvy-Trend könne ein Gegengewicht zum Schlankheitswahn in Film und Fernsehen darstellen und damit vielleicht auch einen Beitrag im Kampf gegen Magersucht leisten, glaubt Rothe.
Betroffene empfinden Essstörung nicht als Problem
Das Problem bei Essstörungen sei, dass die Betroffenen es selbst selten als Problem empfinden. Deshalb stelle diese Gruppe auch lediglich ein Prozent der Klientel des Suchtberatungszentrums dar. Und von den wenigen, die sich Hilfe holen, stehe meist eine andere Sucht im Vordergrund: Meist geht es dann um Alkoholismus gekoppelt mit Esssucht. Auch in der Psychiatrie in Reinkenheide werden Essstörungen ausschließlich als Begleiterscheinung von Depression oder Suizidalität, also bei der Gefahr einer Selbsttötung, behandelt, erläutert Chefarzt Dr. Gisbert Eikmeier.
Mädchen sind in der Mehrheit
Prinzipiell seien bei Essstörungen jedoch spezielle Fachkliniken zuständig. Diese, sowie das Klinikum Bremen-Ost und die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ganderkesee, seien ebenfalls die Hauptadressen, wenn es um Minderjährige gehe, sagt Dr. Axel Renneberg, Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin im Ameos-Klinikum Am Bürgerpark. Jedes Jahr kämen dennoch etwa eine Handvoll Betroffene in das Zentrum am Bürgerpark – Mädchen seien dabei klar in der Mehrheit. Renneberg sieht den möglichen Curvy-Trend kritisch. „Übergewicht zu propagieren ist auch nicht gut“, betont er. Zumal die Zahl der Kinder mit Diabetes Typ 2 infolge von Übergewicht ansteige.

Das Model Isabelle Caro starb 2010 an den Folgen ihrer Magersucht. Zuvor war sie durch eine Plakatkampagne des Modeunternehmens Benetton bekannt geworden, bei der auf das Problem der Essstörung aufmerksam gemacht werden sollte.
Foto: Lopez/dpa