Keine Panik: Alles gespielt. Die Notfallübung von Feuerwehr und Klinikum Reinkenheide braucht ein realistisches Szenario.

Keine Panik: Alles gespielt. Die Notfallübung von Feuerwehr und Klinikum Reinkenheide braucht ein realistisches Szenario.

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Bremerhaven

Explosion am Klinikum Bremerhaven: Notfallübung mit 100 beteiligten Rettern

Von Susanne Schwan
7. Mai 2017 // 16:00

Panik, Schreie, Schluchzen, Stöhnen  - überall Blut. Überall Verletzte. Feuerwehrmänner und Sanitäter bergen die Opfer der Explosion. Die aber nur im "Drehbuch" stattgefunden hat. Denn am Klinikum Bremerhaven Reinkenheide stand "Notfallübung" im Einsatzplan. Das Szenario war dabei so realistisch, dass nicht nur der Ärztliche Direktor Professor Dr. Tido Junghans Stunden später einräumte: "Das schlaucht." Vor allem die kleinen unvorhergesehenen "Gemeinheiten".

Sechs Schwerverletzte und ein ansteckender "Patient" außerhalb des Drehbuchs

Die standen nicht im Drehbuch, das sich Georg Lampson - Sicherheitsberater der Klinik - und sein Team ausgedacht hatten. Zum Beispiel stand plötzlich ein hoch ansteckend infektiöser "Patient" vor der Notaufnahme - im Ernstfall hätte die Station  gesperrt werden müssen. Und: 24 teils schwer "Verletzte" waren angemeldet, aber plötzlich fanden die 40 Rettungskräfte in der angeblich explodierten Krankenpflegeschule 30 Verletzte vor. Alle mit theatertauglich aufgeschminkten Wunden und Verbrennungen. Mehr Verletzte bedeutet für das Klinikpersonal: mehr Betten, mehr Geräte, Material, Ärzte und Pflegekräfte.

Ausnahmezustand in der Notaufnahme

Eine logistische Herausforderung ist ein Katastrophenfall in jedem Fall für alle Beteiligten. Darum  wird der Notfallplan, zu dem jede Klinik verpflichtet ist, nicht nur als Computerdatei durchgelesen, sondern einmal im Jahr handfest unter Echt-Bedingungen geübt. Von 9 bis 13 Uhr herrschte vor und im Krankenhaus der "Ausnahmezustand". Insgesamt rund 100 Kräfte von Klinik, Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen bemühten sich um die schnelle und "lebensrettende" Versorgung der Opfer.

Station verraucht - zehn Patienten müssen raus

Zwischen den hysterisch schreienden oder apathisch kauernden Darstellern die dringendsten Fälle herauszufiltern und die Informationskette der Einsatzleitung zwischen Rettungskräften, Notaufnahme, Station und Klinikleitung reibungslos in Fluss zu halten, forderte alle. Auf der leer stehenden Station 8c wurde zudem mit Theaterrauch ein Brand simuliert, zehn "Patienten" mussten evakuiert werden - auch übers Treppenhaus.

Echter Klinikbetrieb blieb von der Übung unberührt

Während der ganzen Übung blieb der normale Krankenhausbetrieb mit seinen 696 Betten unangetastet. "Ich musste nur drei echte Patienten beruhigen, die gerade in der Notaufnahme  den hysterischen Darsteller eines Vater miterlebten", resümierte Chefarzt Dr. Jörg Fierlings am Ende. Das Fazit war großes Lob von Georg Lampson, der seit Jahren die Notfallpläne für Kliniken entwickelt: "Beeindruckende Zusammenarbeit." Die Feuerwehr-Leitung resümierte: "Das System hat zu 80 Prozent funktioniert." Und Klinikchef Junghans: "In der Kommunikation klemmt es noch. Aber alle haben in dieser unvorhersehbaren Situation klaren Kopf bewahrt."

Keine Panik: Alles gespielt. Die Notfallübung von Feuerwehr und Klinikum Reinkenheide braucht ein realistisches Szenario.

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Explosion am Klinikum Bremerhaven: Notfallübung mit 100 beteiligten Rettern

Es raucht auf Station 8c: Wie können im Brandfall Patienten schnell in Sicherheit gebracht werden? Zum Beispiel mit einem Rettungstuch gleich unter der Matratze ab durchs Treppenhaus.

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