Die Jobpaten sollen Schüler ab der siebten Klasse bis ins erste Ausbildungsjahr begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die Jobpaten sollen Schüler ab der siebten Klasse bis ins erste Ausbildungsjahr begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Foto: Carstensen/dpa

Bremerhaven

Jobpaten: Netzwerk will Pilotprojekt an Bremerhavener Schule starten

Von Christoph Bohn
23. Dezember 2017 // 19:30

Die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung ist so gut, dass sie auch die kommenden Jahre für Beschäftigung sorgen wird. „Davon geht die Handelskammer aus“, berichtet Claus Brüggemann, Vorsitzender des Netzwerks Schule, Wirtschaft, Wissenschaft für die Region Unterweser. Das führe jedoch zu einem Problem: Man müsse dem Fachkräftemangel Herr werden. Hier will das Netzwerk helfen.

Fachleute aus der Wirtschaft sollen im Unterricht helfen

„Wir müssen Berufsorientierung neu denken“, fordert auch Brüggemanns Mitstreiter Horst Lüdtke. Mit drei Bausteinen will das Netzwerk dazu beitragen. So könnten Fachleute aus der Wirtschaft im Schulunterricht fachbezogen helfen. „Hier gibt es mit Dr. Christian Plath von der Firma Voco in Cuxhaven ein gutes Beispiel“, sagt Lüdtke. Dieser gebe in Cuxhaven seit fünf Jahren Unterricht am Gymnasium im Bereich Marketing. „Das kommt gut an“, betont Lüdtke.

Firmen für Entdeckertage gesucht

Zweiter Punkt sind die sogenannten Entdeckertage, die es seit einiger Zeit beispielsweise in Berlin gibt. Hier besteht die Möglichkeit, dass Schüler in bestimmte Berufe hineinschnuppern können. „Damit würden wir gerne kommendes Jahr beginnen. Allerdings suchen wir noch Firmen, die daran Interesse haben“, sagt Lüdtke.

Jobpaten-Pilotprojekt beginnt in Bremerhaven-Lehe

Der neueste Baustein sind aber die sogenannten Jobpaten. Hier soll kommendes Jahr ein Pilotprojekt an der Schule am Ernst-Reuter-Platz im Bremerhavener Stadtteil Lehe beginnen. „Wir brauchen Leute mit Berufserfahrung, die Schüler ab der siebten Klasse bis in die Ausbildung begleiten“, sagt Schulleiterin Nicole Wind.

Lehrern fehlt die Zeit

Das sei eine Art Ersatz von Eltern oder Großeltern. In der Schule werde bereits eine Menge angeboten, doch den Lehrern fehle die Zeit, sich beispielsweise darum zu kümmern, ob Bewerbungen in Ordnung seien und Termine eingehalten würden. „Hier wäre es von Vorteil, wenn Leute von außen darauf einwirken“, meint Wind.

Ein Jobpate ist eine Art Navigator

Das müsse aber spätestens in der siebten Klasse beginnen, bekräftigt ihr Stellvertreter Olaf Hüllen: „Wir haben teilweise Schüler in der 9. und 10. Klasse, wo ich mir denke: Wie weit wären diese heute, wenn sich vor zwei Jahren jemand um sie gekümmert hätte?“ Wie wichtig ein solcher Begleiter wäre, kann Marion Oehmsen nur bestätigen. Sie war jahrelang Personalreferentin bei der Volksbank Bremerhaven-Cuxland und engagiert sich jetzt beim Netzwerk. „Ein Jobpate ist eine Art Navigator, der den Schülern auch hilft, den Job zu finden, der zu ihnen passt. Er fördert die Talente“, sagt sie.

Eltern sind oft wenig hilfreich

Das sei sehr wichtig, betont auch Wind. Der Pate nehme dabei eine Position ein, die Eltern nicht wahrnehmen könnten: „Diese meinen oftmals, dass sie wüssten, was gut für das Kind sei. Beispielsweise mit Sätzen wie ‚Geh doch in die Bank. Das ist ein sicherer Job‘“, sagt Wind. Doch das sei nicht immer im Sinne des Kindes. „Der Pate muss frei sein im Denken“, bestätigt Brüggemann.

Projekt soll nächstes Jahr beginnen

Im kommenden Jahr will die Schule am Ernst-Reuter-Platz mit einem Jobpaten geginnen, kündigt Schulleiterin Wind an. Gesucht werden aber noch weitere Personen, die als Jobpaten fungieren möchten. „Wir haben auch schon eine Auswahl an Schülern getroffen, die bereit wären und geeignet sind“, betont Wind.

Gesucht werden gestandene Persönlichkeiten

Am besten seien gestandene Persönlichkeiten mit langer Berufserfahrung als Jobpaten geeignet, meint Brüggemann: „Jemand mit einer gewissen Gelassenheit.“ Denn es werde sicherlich auch Probleme geben, die zu lösen seien. „Wir brauchen jemanden, der den Schülern mit Rat und Tat zur Seite steht“, fasst es Wind zusammen. Jemand, der mit Herzblut dabei sei. Interessenten für Jobpatenschaften können sich beim Netzwerk Schule, Wirtschaft, Wissenschaft melden: Tel. 0471/94646710.

Die Jobpaten sollen Schüler ab der siebten Klasse bis ins erste Ausbildungsjahr begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die Jobpaten sollen Schüler ab der siebten Klasse bis ins erste Ausbildungsjahr begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Foto: Carstensen/dpa