
Diese zwei Hunde und vier Menschen leben nach dem Brand in der Jacobistraße in Lehe in einer Behelfswohnung der Gewoba in Bremerhaven. Am Mittwoch sollen sie dort wieder raus. Drei der Betroffenen wissen dann nicht, wohin. (Wir haben die Bitte der Brandopfer respektiert, sie nicht erkennbar abzubilden.)
Foto: Christian Lindner
Mit Hunden in Not: Stehen Brandopfer bald wieder auf der Straße?
Mehrere Opfer des Brandes in der Jacobistraße in Bremerhaven-Lehe sind völlig verzweifelt: Sie wissen nicht, wohin – und sie fühlen sich im Stich gelassen.
Wohnungen gesperrt
In der Nacht auf Mittwoch hatte es im Dachgeschoss ihres vierstöckigen Hauses gebrannt. Der 29-jährige Bewohner einer Dachwohnung starb dabei. Alle 16 Wohnungen des Hauses sind seither gesperrt, die Mieter mussten anderswo unterkommen. Etwa die Hälfte wurde von Verwandten und Bekannten aufgenommen, knapp zehn Bewohner brachte die Polizei noch in der Brandnacht in drei möblierten Wohnungen der Gewoba unter.
Fast ohne Besitz
Vier Bewohner des Erdgeschosses leben seither in guter Gemeinschaft, aber mit großen Sorgen in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Robert-Blum-Straße in Geestemünde, einige weitere Brandopfer in zwei Wohnungen in Leherheide. Alle müssen fast ohne Besitz klarkommen: Papiere, Geld, Kleidung – alles blieb, bislang unerreichbar, in ihren gesperrten Wohnungen.
Alle in großer Not
Die in Geestemünde untergebrachten Brandopfer sind erkennbar in materieller und seelischer Not. Die Seniorin des Quartetts (66) kann kaum gehen – Kinderlähmung. Der Sprecher der Gruppe (51) leidet an Asthma und Rückenschäden. Die Jüngste (16) hat Epilepsie, wie ihr Partner (20) können alle seit der Brandnacht kaum schlafen. Teils haben sie die Todesschreie des jungen Mannes anhören müssen, der bei dem Feuer starb. Trost geben ihnen ihre zwei Hunde, die den Brand überlebten.
Nur die „Tafel“ half
Völlig resigniert berichteten sie nord24, dass ihnen bislang nur die „Tafel“ mit Essen, Bettwäsche und Handtüchern geholfen hat, und das Jobcenter sagte für jeden eine Ersthilfe von rund 300 Euro zu. Ansonsten wurden die Vier, wie sie kopfschüttelnd erzählen, im Stich gelassen. Obwohl ihr Sprecher „von morgens bis abends mit allen möglichen Stellen" telefonierte, gab es nach seinen Worten keine Hilfe: „Stadt, Caritas, Diakonie, Gisbu – alle haben uns im Regen stehen lassen.“ Es habe nicht mal jemand gefragt, womit man ihnen denn helfen könne.
Mittwoch raus?
Am Freitag wurden die Sorgen der Vier noch größer: Das Bürger- und Ordnungsamt habe allen Brandopfern mitgeteilt, dass sie die drei Gewoba-Wohnungen bis Mittwoch, 3. August, 10 Uhr, zu verlassen hätten. Diese würden anderweitig benötigt. Neue Quartiere seien nicht avisiert worden.
Betroffene ratlos
Die ältere Dame flüchtet sich jetzt ins Frauenhaus in Lehe – vermittelt durch eine Freundin. Der 51-Jährige und das junge Paar aber können mit ihren Hunden bislang nirgendwo unterschlüpfen. Sie wissen nicht mehr ein noch aus. Und sie fragen sich, warum sie trotz ihrer unverschuldeten Notlage die Wohnung der Gewoba eine Woche nach dem Brand wieder verlassen sollen, wo das überwiegend der Stadt Bremen gehörende Unternehmen in Bremerhaven doch 8500 Wohnungen hat. Gerne würden sie für die Miete zusammenlegen und eine Zeitlang weiter zusammenwohnen. Ihre geliebten Hunde ins Tierheim geben zu müssen, das wäre für sie ein weiterer Horror nach der schrecklichen Brandnacht.
„Warum keine Hilfe?“
Mit tränenerstickter Stimme fragt der hünenhafte Sprecher der vier verzweifelten Brandopfer: „Warum gibt es denn für Menschen wie uns in einer solchen Lage keine Hilfe?“