
Die alte Bierflasche hat uns auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt. Unsere Nachforschungen führen uns in die Langestraße 36. Dort gab es einst ein Wirtshaus.
Foto: Stadtarchiv Bremerhaven/privat/Montage Gausmann
Rätsel um alte Bierflasche: Die Geschichte hinter dem Haus in der Langestraße 36
Die Herkunft der alten Bierflasche mit Bremerhaven-Schriftzug konnten wir klären. Doch das ist nicht alles, was wir während unserer Nachforschungen ans Tageslicht gefördert haben.
Die Bierflasche und die Geschichte des Wirtshauses
Seit Mittwoch sind wir der alten Bierflasche auf der Spur, auf der „Kruse-Bier - Bremerhaven - Flasche unverkäuflich“ steht. Ein Post in der „Bremerhavener Sabbelgruppe“ bei Facebook hatte uns neugierig gemacht.
Dank der E-Mail unseres Lesers Ingo Ostermann und einem Besuch im Stadtarchiv Bremerhaven konnten wir herausfinden, dass ein Schankwirt namens B. Kruse in den Jahren 1879 und 1880 eine Gaststätte in Bremerhaven geführt haben muss. Die lag in der damaligen Langestraße 36.

Das Bild dieser Bierflasche hat unsere Recherche ins Rollen gebracht.
Foto: privat
Während unserer Recherche konnten wir aber nicht nur klären, dass die Flasche wohl rund 140 Jahre alt ist. Sondern wir haben auch die Geschichte des Wirtshauses verfolgen können. Doch erstmal verliert sich die Spur.
Was wurde aus dem Wirt B. Kruse?
Bereits im Adressbuch des Jahres 1881 findet sich kein Eintrag mehr zu „unserem“ Schankwirt B. Kruse. Zwar gibt es weiterhin einen Bürger B. Kruse - er wohnt in der Langestraße 82 und wird als Arbeiter geführt -, doch ob es „unser“ Schankwirt ist, können wir nicht klären.
Dafür finden wir den Beweis dafür, dass es die Gaststätte auch rund 60 Jahre später noch immer (oder wieder) gibt.
Im Adressbuch von 1939 stehen unter den Bewohnern der Langestraße 36 die Namen Friedrich Krieg und Wilhelm Haverkamp gelistet. Sie sind Gastwirte.

Wilhelm Haverkamp und Friedrich „Fritz“ Krieg sind im Jahr 1939 Gastwirte in der Langestraße/Prager Straße 36.
Foto: Karpstein/Stadtarchiv Bremerhaven/Effekt Gausmann
Ein kostbarer Blick in die Vergangenheit
Und wir können unser Glück kaum fassen, als Uwe Jürgensen vom Stadtarchiv Bremerhaven uns ein Foto der Gaststätte aus den 1920er Jahren zeigt. „Restaurant Nordpol, Fritz Krieg“ steht auf dem Fenster. Volltreffer!

Die Gaststätte „Restaurant Nordpol“ in der Langestraße 36 in den 1920er Jahren. Vor rund 140 Jahren hat B. Kruse hier vermutlich sein Bier gebraut.
Foto: Scan/Stadtarchiv Bremerhaven
Die Rückseite des Fotos verrät noch mehr. Sie ist beschriftet mit: „Gasthaus und Restauration ‚Zum Nordpol‘, Inhaber Fritz Krieg“. Was wohl aus dem Wirtshaus geworden ist, fragen wir uns.
Schließlich folgen die Kriegsjahre und Bremerhaven, das seit der Verbindung mit den Nachbarorten Lehe und Geestemünde seit 1939 Wesermünde heißt, wurde größtenteils zerstört.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es das Wirtshaus noch
Ein Blick in das Adressbuch der Jahre 1949/50 lässt uns staunen. Wilhelm Haverkamp führt das Wirtshaus noch immer. Und es befindet sich noch immer in der Langestraße 36. Die heißt seit der Verbindung 1939 allerdings Prager Straße.
Prager Straße und Haverkamp? Das kommt uns bekannt vor. Und natürlich! In der Prager Straße steht heute das Vier-Sterne-Hotel Haverkamp.
Ein Besuch vor Ort bringt uns Gewissheit. Das Hotel trägt die Hausnummer 34. Und auch die 36 gehört noch zum Hotelkomplex.
Wir sind baff.

Die Prager Straße 36 neben und mit dem Hotel Haverkamp.
Foto: Scheschonka
Die Reise durch die Stadtgeschichte endet im Jahr 2023
Das Foto einer alten Bierflasche bei Facebook hat uns auf eine Reise durch die Vergangenheit geschickt. Und tatsächlich ließ sich die Geschichte der Buddel und der Gaststätte von 1879 bis heute nachvollziehen. Zufrieden lehnen wir uns zurück.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie die Flasche in die Straße Reitkamp gelangt ist, denken wir uns. Denn da wurde das gute Stück schließlich gefunden...