Von wegen Lottokönig: Bremerhavener Millionen-Gewinner packt aus

Angeblicher Lottogewinner will seine Geschichte erzählen

Wenn das Telefon klingelt und sich am anderen Ende jemand meldet, er sei der große Gewinner und habe überhaupt nichts dagegen, mit seiner Geschichte in die Zeitung zu kommen, dann denkt der geneigte Reporter zwar sogleich an Paragraf 1 seiner Grundausbildung von anno Knax: „Vorsicht! Gesundes Misstrauen gehört zum Handwerk.“ Aber Neugierde eben auch. Also nix wie los zum Glückspilz. Weil der Auftrag auch noch lautet, zusätzlich ein Video vom mutmaßlich vermögendsten Bremerhavener mitzubringen, kommt auch noch ein Video-Kollege aus der Online-Redaktion mit. Wenn das mal gutgeht.

107 Millionen Euro Gewinn - oder doch nicht?

Mietskaserne in Grünhöfe, erstes Obergeschoss links - es könnte den Richtigen getroffen haben. Und wie er da steht in der Wohnungstür und übers Gesicht strahlt: Er muss es sein. 107 Millionen Euro!

Er könne sein Glück gar nicht fassen, sprudelt es aus dem Mann nur so heraus. Seine Geschichte sei ja schließlich sagenhaft. Erstmal will er uns einen Kaffee kochen, aber der Mann hat nicht mal genügend Tassen im Schrank. Er spiele online und zum Beweis legt er das Handy auf den Tisch und tippt auf den Bildschirm. Da steht sein Kontostand: 42 Millionen.

Äh - hat er nicht 107 Millionen gewonnen? Nö, das sei jemand anderes und den würde er ja auch gern mal treffen. Er sei der Gewinner eines Online-Casino-Spiels und die 42 Millionen auch nur virtuell vorhanden. Keinen Cent wert. Im Gegenteil: Das Spiel kostet. Pro Runde. Aber außer ihm hätten aber nur wenige ein solches Händchen. Na, wenn das so ist: Glückwunsch! Aber diese Geschichte sollte dann doch jemand anderes schreiben. Und wir - wir haben bei aller Tragik selten mehr gelacht als nach diesem Termin.

Dieser Artikel erschien erstmals am 29. Dezember 2023.