Schon spannend, was man hinter einem Koberfenster so alles erleben kann.

Schon spannend, was man hinter einem Koberfenster so alles erleben kann.

Foto: Hauke-Christian Dittrich

Bremerhaven

Aus Versehen im Puff gelandet: Das erlebte ein Bremerhavener in der Lessingstraße

Von Matthias Berlinke
10. April 2025 // 15:00

Bremerhaven ist eine spannende Stadt. Gäste - beispielsweise aus Süddeutschland - können es kaum glauben, dass es hier rund um die Lessingstraße einen Rotlichtbezirk gibt. Manch einer versteht Einladungen aus dem Koberfenster dann auch noch falsch - was heikel werden kann.

Bremerhaven ist eine Hafenstadt. Und zu einer richtigen Hafenstadt gehört auch ein Rotlichtbezirk, oder? Schließlich kommen Schiffsbesatzungen aus der ganzen Welt in der Seestadt an. Viele wollen sich dann bei ihrem Landgang auch amüsieren.

Leicht bekleidete Frauen in den Koberfenstern

Bordelle, Bars, Sexshops - all das findet man rund um die Lessingstraße in Lehe. Auswärtige Besucher kommen oft aus dem Staunen nicht heraus, wenn sie leicht bekleidete Frauen in den Koberfenstern sehen. Manch einer steigt dann sogar aus dem Auto aus, um ein Foto zu machen. Das kommt nicht immer gut an.

Unser Ex-Kollege Felix Filke hat ganz besondere Erfahrungen an der Lessingstraße gemacht. Er hat sein Erlebnis aus dem Jahr 2015 für die NORDSEE-ZEITUNG aufgeschrieben.

Ich war im Puff. Vor einer Weile schon.

Erst seit ein paar Stunden in Bremerhaven auf Wohnungssuche, fiel ich quasi aus dem Zug mitten auf die Lessingstraße. Die lebenden Schaufensterauslagen irritierten mich.

War es die Sonne, waren es die Aus- und Einsichten – ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls wurde mir warm. Meine Jacke locker über die Tasche gehängt, schlenderte ich weiter. Bis ein Pfiff mich aufhorchen ließ.

Ich drehte mich um, eine kaum bekleidete Frau lehnte sich aus ihrem Glasverschlag und winkte mir zu. Freundlich wie ich bin, winkte ich zurück. Und ging weiter.

Ein erneuter Pfiff, ein erneuter Blick zurück. Die Frau wedelte vergnügt mit meiner Jacke, die mir von der Tasche gerutscht sein musste. Ich legte den Rückwärtsgang ein, sie verschwand in ihrem Kabuff.

Klein und dunkel war es darin. Richtige Stimmung wollte nicht aufkommen. Wohl auch deshalb, weil ich nur zwei Worte ihres osteuropäischen Akzents entschlüsseln konnte: Geld und Sex.

Da standen wir also und waren uns uneinig. Alles, was ich wollte, war meine Jacke. Ich kam ihr mit Wohnungssuche und Zeitdruck, was sie jedoch nicht weiter interessierte.

Gerade als ich mich setzen wollte, kam aus einem Hinterzimmer ein Muskelprotz zum Vorschein, der sich in rauem Ton mit der Frau, deren Namen ich bis heute nicht weiß, unterhielt. Mit Erfolg. Ich bekam meine Jacke zurück, die Lady ohne eigene Kleidung war enttäuscht.

Ich hingegen fand noch am selben Tag eine Wohnung. Unweit der Lessingstraße. Auf nette Nachbarschaft hofft Felix Filke.

Unser Ex-Kollege Felix Filke hat besondere Erfahrungen im Bremerhavener Rotlichtviertel gemacht.

Unser Ex-Kollege Felix Filke hat besondere Erfahrungen im Bremerhavener Rotlichtviertel gemacht.

Foto: Scheschonka



Dieser Artikel erschien erstmals am 03.11.2023.