
Der derzeitige Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft und Europameister von 1980, Horst Hrubesch, erwartet Großes von den DFB-Kickern bei der Europameisterschaft.
Foto: Weigel/dpa
Hrubesch: "Deutschland, Frankreich und Spanien sind EM-Favoriten"
Mesut Özil, Jérôme Boateng oder Manuel Neuer - von den aktuellen Weltmeistern hat Horst Hrubesch einige zum U21-EM-Titel 2009 geführt. Im Interview verrät er, was er der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft in Frankreich zutraut und wie er zu seinem Spitznamen "Kopfballungeheuer" kam. Herr Hrubesch, was erwarten Sie bei der EM vom Weltmeister? Hrubesch: Das Team hat eine hohe Qualität und geht als Weltmeister mit dem nötigen Selbstvertrauen in die Spiele. Das Entscheidende wird sein, wie die Mannschaft ins Turnier findet. Ein überzeugender Sieg zum Start wäre ein Zeichen an die Konkurrenz. Wen schätzen Sie da am stärksten ein? Auf jeden Fall Frankreich. Der Gastgeber wird versuchen, an erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen wie 1998 und 2000 mit dem WM- und EM-Titel. Natürlich ist auch Spanien hoch anzusiedeln. Glauben Sie, dass in Frankreich die Angst mitspielt nach den Anschlägen vom November 2015? Ich bin davon überzeugt, dass die Verantwortlichen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Europameisterschaft sicher zu machen. Es bringt ja nichts, ein so großes Ereignis infrage zu stellen. Ich habe vollstes Vertrauen in die zuständigen Polizeikräfte. Während Ihrer Zeit beim HSV wurden Sie zum Kopfballungeheuer. Hat Ihnen dieser Beiname eigentlich zugesagt? Er ist sozusagen zu einem Markenzeichen geworden. Und ich habe ja auch viele Tore mit dem Kopf erzielt. Das mit dem Ungeheuer hatte der Bild-Journalist Jörg F. Hüls schon lange vorher geschrieben. Das war, als wir mit meinem Verein Westtünnen ein Freundschaftsspiel gegen den Wuppertaler SV gemacht haben. Da habe ich gegen Manni Müller, der damals beim WSV im Tor stand, ein Kopfballtor aus elf Metern erzielt. Und da hatte ich meinen Spitznamen weg. Sie sind mit 28 Jahren zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen worden. Ein Späteinsteiger. Meinen Sie, dass so etwas heute noch möglich wäre? Unmöglich ist das nicht, dass noch jemand von hinten auf den Zug aufsteigt. Aber bei den vielen Sichtungen und Vernetzungen fällt heute kein junges Talent mehr durchs Netz. Wichtig ist, dass es gefördert wird. Wer hat Sie eigentlich entdeckt? Werner Lorant hat mich damals zu Rot-Weiß Essen geholt. Am meisten zu verdanken habe ich Ernst Happel während meiner Zeit beim HSV. Von ihm ging eine besondere Ausstrahlung und Herzlichkeit aus, auch wenn man ihm das nicht unbedingt anmerkte. Er war wie ein väterlicher Freund. Von ihm habe ich unwahrscheinlich viel gelernt.

Der derzeitige Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft und Europameister von 1980, Horst Hrubesch, erwartet Großes von den DFB-Kickern bei der Europameisterschaft.
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