Schüler sitzen in einem Klassenraum.

Schüler, die der Schule unentschuldigt fernbleiben, können mit Bußgeldern rechnen.

Foto: Marcus Brandt

Der Norden

Immer mehr Schulschwänzer: Polizei droht mit Bußgeldern von bis zu 1.000 Euro

4. April 2025 // 18:55

Die Polizei kontrolliert regelmäßig, ob Jugendliche unentschuldigt der Schule fernbleiben. Wer wiederholt fehlt, muss mit hohen Bußgeldern rechnen.

Polizei geht gegen Schulverweigerung vor

In Oldenburg führt die Polizei regelmäßig Kontrollen durch, um Schulschwänzer aufzuspüren. Ein- bis zweimal pro Woche treffen die Beamten auf Jugendliche, die während der Unterrichtszeit unterwegs sind. Das Vorgehen ist stets gleich: Die Personalien werden aufgenommen, die Eltern sowie die Schule informiert und die Rückkehr in den Unterricht organisiert. Meist gehen die Jugendlichen selbstständig zurück, doch wer dies nicht tut, riskiert Konsequenzen. Niedersachsen verhängt bei wiederholtem unentschuldigtem Fehlen Bußgelder von bis zu 1.000 Euro.

Deutlicher Anstieg der Bußgelder in Niedersachsen

Die verschärften Maßnahmen sind Teil der Strategie des niedersächsischen Kultusministeriums gegen Schulverweigerung. Die Zahl der Bußgeldverfahren ist in vielen Städten deutlich gestiegen: Hannover verzeichnete einen Anstieg von 14 Prozent, Osnabrück von 20 Prozent, Oldenburg von 22 Prozent und Göttingen sogar von 31 Prozent. Experten weisen darauf hin, dass nicht immer Faulheit oder Rebellion hinter dem Schulverweigerungsverhalten stecken. Oft sind Mobbing, schulische Überforderung oder familiäre Probleme die Ursache.

Ein Verein gibt Schulverweigerern eine zweite Chance

Liam, der eigentlich anders heißt, hat fast ein Jahr die Schule gemieden, weil er gemobbt wurde. Seine Fehltage wurden der Stadt gemeldet, die daraufhin mehrere Bußgeldverfahren einleitete. Da er die Geldstrafen nicht zahlte, musste er Sozialstunden ableisten. Über das Jugendamt kam er zum Verein „Die Brücke“ in Delmenhorst, der sich auf Jugendliche spezialisiert hat, die Probleme mit der Schulpflicht haben. Wer hier regelmäßig an den Angeboten teilnimmt, kann Sozialstunden oder sogar eine Arreststrafe umgehen.

Selbstvertrauen durch praktische Arbeit

Der Verein bietet verschiedene Arbeitsbereiche wie eine Fahrradwerkstatt, Holz- und Metallarbeiten sowie einen Vereinsgarten. Sozialpädagogen berichten, dass die meisten Jugendlichen nicht aus Bequemlichkeit die Schule meiden, sondern oft mit persönlichen Problemen kämpfen. „Es geht vor allem um Anerkennung“, erklärt Sozialpädagoge Lars Denker. „Viele erleben hier zum ersten Mal, dass ihr Einsatz geschätzt wird.“ Die Erfahrung, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und dafür Respekt zu erhalten, helfe den Jugendlichen, Selbstvertrauen aufzubauen. Das berichtet die Tagesschau. (mca)