Ein Kreuzfahrtschiff auf dem Wasser.

Bis 2050 klimaneutral zur See fahren – reicht das?

Foto: Eckardt

Der Norden

Kreuzfahrt-Skandal: Klimaziele der Branche in der Kritik

11. Juli 2024 // 14:01

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist stinksauer: Viele Kreuzfahrtunternehmen planen erst bis 2050 klimaneutral zu werden.

Das sei viel zu langsam, meint Nabu-Verkehrsreferent Sönke Diesener zur Deutschen Presse Agentur. Acht von zwölf befragten Unternehmen peilen dieses Ziel an.

Deutsche Anbieter schneiden schlecht ab

Während die Bundesregierung bis 2045 klimaneutral werden will, bleibt die Kreuzfahrtindustrie dahinter zurück. Laut Nabu-Rangliste schneiden norwegische Unternehmen wie Hurtigruten am besten ab, während deutsche Anbieter wie Mein Schiff, Aida Cruises und Hapag-Lloyd Cruises im Mittelfeld landen. Der Kreuzfahrtriese Carnival belegt den vorletzten Platz, Marella ist Schlusslicht.

Andere Lösungen sollen her

Der Branchenverband Clia verteidigt die Ziele und fordert mehr erneuerbare Kraftstoffe und Landstrom. Bereits jetzt seien viele Schiffe mit Landstromanschlüssen ausgestattet, und die Zahl soll steigen. Allerdings gibt es Herausforderungen bei der Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger.

Kreuzfahrtbranche im Wandel

Burkhard Sommer, stellvertretender Leiter des maritimen Kompetenzzentrums bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, meint, die Branche werde nachhaltiger – nicht zuletzt wegen strengerer Regeln und einer umweltbewussteren Kundschaft.

Ladestrom steht schon bereit

In deutschen Häfen wie Hamburg, Kiel und Rostock steht Landstrom bereit, doch Reedereien nutzen ihn kaum. Nabu Hamburg fordert daher eine Landstrompflicht zum Schutz der Stadtbewohner vor Abgasen. Und Bremerhaven? Hier gibt es noch keinen Landstrom. Erst 2025 soll eine Anlage am Kreuzfahrtterminal in Betrieb gehen.