Ein Hausarzt sitzt während einer Videosprechstunde in seiner Praxis vor einem Laptop. Hausärzte in Deutschland sollen zum zentralen Ansprechpartner werden. Das kommt mit einer neuen Pflicht für alle Patienten – und Ausnahmen.

Hausärzte in Deutschland sollen zum zentralen Ansprechpartner werden. Das kommt mit einer neuen Pflicht für alle Patienten – und Ausnahmen.

Foto: Monika Skolimowska/dpa/Symbolbild

Gesundheit

Durchgesickert: Regierung plant neue Hausarzt-Pflicht für alle Deutschen

9. Juni 2025 // 17:00

Die Bundesregierung will Hausärzte zum zentralen Ansprechpartner machen und eine neue Pflicht für alle Deutschen einführen – mit klaren Regeln für Patienten. Aber es soll auch Ausnahmen geben.

Neue Pflicht für alle Deutschen: Zuerst zum Hausarzt

In Berlin stellt Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Weichen für einen tiefgreifenden Umbau des deutschen Gesundheitssystems. Sie will eine neue Pflicht für alle Deutschen einführen. Das sogenannte Primärarztsystem sieht vor, dass Patienten künftig verpflichtend zuerst den Hausarzt aufsuchen müssen. Eine freie Wahl des Facharztes soll nicht mehr möglich sein.

So kommen Patienten zu Facharztterminen – Es gibt Ausnahmen

Nach dem geplanten Modell soll der Hausarzt als medizinischer Lotse fungieren: Er entscheidet über die Notwendigkeit eines Facharzttermins, wählt den passenden Spezialisten und legt einen Zeitkorridor fest. Nur bei Nichterfüllung dieses Zeitrahmens dürfen Patienten eigenständig ein Krankenhaus konsultieren. Augen- und Frauenärzte bleiben von der Regel ausgenommen.

Regierung will Kosten und Ressourcen sparen

Ziel der Reform ist laut Bundesregierung eine effizientere Nutzung ärztlicher Kapazitäten und eine Senkung der Gesundheitskosten. Ministerin Warken verspricht mehr Zielgenauigkeit bei Diagnose und Behandlung, kürzere Wartezeiten sowie eine Entlastung der Fachärzte durch weniger unnötige Überweisungen.

Neue Hausarzt-Pflicht: So reagieren Ärztevertreter

Während Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt das Modell als „fair und bezahlbar“ begrüßt, äußert sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung skeptisch. Deren Chef Andreas Gassen sieht den Nutzen vor allem bei älteren Patienten. Für Jüngere sei das System überregulierend. Als Alternative schlägt er eine höhere Eigenbeteiligung an Arztbesuchen vor.

Sonderregelungen für chronisch Kranke geplant

Patienten mit chronischen Erkrankungen sollen durch Jahresüberweisungen oder Fachinternisten als Primärärzte von ständigen Hausarztbesuchen entlastet werden. Die genaue Ausgestaltung des Modells wird aktuell auf dem Deutschen Ärztetag in Leipzig diskutiert – ein Starttermin steht noch nicht fest. (fk)