
Wer mit einem Schnarcher zusammen lebt, hat es nicht leicht. Nicht nur seinem Partner zuliebe sollte man etwas gegen das geräuschvolle Atmen tun.
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Gefahren durch Schnarchen
Schnarchen nervt - nur leider nicht den Betroffenen selbst, sondern den Partner oder die Partnerin. Jeder zweite Mann und jede vierte Frau ab Mitte 30 zählt immerhin zu den Schnarchern. Gesellen sich auch noch Atemaussetzer dazu, dann ist das Schnarchen ein Symptom für eine sogenannte Schlafapnoe.
Auch wer „nur“ schnarcht, kann seinem Partner zuliebe etwas dagegen unternehmen. „Der Lärmpegel beim Schnarchen kann die Lautstärke eines vorbeifahrenden Lkw erreichen“, betont Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Und stecke auch noch eine Schlafapnoe dahinter, könne es gefährlich werden. Die Ursache dieser Atemstörung ist ein teilweise oder komplett blockierter oberer Atemweg. „Ersticken kann man dabei aber nicht“, erklärt Weeß. „Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, weckt der Körper den Betroffenen, damit er wieder atmet.“
Kein erholsamer Schlaf
Allerdings hätten laut Weeß einige Menschen 50 und mehr Atemaussetzer pro Stunde. „Weil der Tief- und Traumschlaf unterdrückt wird, ist aber kein erholsamer Schlaf mehr möglich“, erklärt er. Hinzu komme, dass das Herz durch den Sauerstoffmangel und den entstehenden Unterdruck im Brustraum mehr leisten muss, der Blutdruck steigt und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ebenso. „Das ist keine Bagatelle“, betont der Schlafmediziner. Prof. Ingo Fietze, Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Charité Berlin, ergänzt: „Nicht nur vom Schnarchen, sondern auch von der Schlafapnoe betroffen ist etwa jeder vierte Mann und jede siebte Frau.“
Instabiler Atemweg
Doch was genau steckt hinter dem behandlungsbedürftigem Schnarchen mit Atemaussetzern? „In der Regel ist dafür ein zu enger oder instabiler Atemweg zwischen Gaumen und Kehlkopf verantwortlich“, erklärt Joachim Maurer von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. „Liegen kann das an anatomischen Besonderheiten wie einem sehr engen Kiefer, einer großen Zunge, großen Mandeln oder einem großen Zäpfchen. Aber auch an der Atemwegsmuskulatur: Bei einigen Menschen entspannt sie sich im Schlaf so weit, dass der Rachen sich durch den Unterdruck beim Einsaugen der Luft zusammenzieht.“
Häufige Müdigkeit
Wenn der Partner Atemaussetzer bemerkt oder der Schnarcher sich tagsüber sehr müde fühlt, sollte er sich untersuchen lassen. Fietze schildert: „Im Schlaflabor oder bei einer ambulanten Messung zu Hause wird die Atmung an der Nase, am Brustkorb und am Bauch sowie die Sauerstoffkonzentration im Blut gemessen.“ Der Krankheitswert werde nicht am Schnarchen festgemacht. Dafür würden die Beschwerden wie Tagesmüdigkeit sowie die Häufigkeit der Atmungsaussetzer eine Rolle spielen. „Ab zehn Sekunden Atempause spricht man von einer Apnoe, ab fünf Apnoen pro Stunde Schlaf von der Krankheit Schlafapnoe“, erklärt der Professor.
Abhilfe schaffen
Je nach Ursache gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten: „Beispielsweise gibt es spezielle Schienen, die im Mund getragen werden und den Unterkiefer samt Zunge vorverlagern. Dadurch soll der Atemweg erweitert werden“, erklärt Weeß. Eine andere Möglichkeit sei die nächtliche Überdruckbeatmung: Der Betroffene schläft mit einer speziellen Maske, die für einen leicht positiven Luftdruck sorgt. Das soll stabilisierend wirken und verhindern, dass sich der Atemweg verschließt. Auch spezielle Westen, die die Rückenlage verhindern, der Verzicht auf Alkohol und Abnehmen bei Übergewicht können laut Weeß Abhilfe schaffen. (dpa/tmn)