Hausmittel können bei Verdauungsbeschwerden Abhilfe schaffen.

Hausmittel können bei Verdauungsbeschwerden Abhilfe schaffen.

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Gesundheit

Hausmittel für die Verdauung: Was hilft wirklich?

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Von nord24
16. Juni 2023 // 15:30

Verdauungsbeschwerden sind eine regelrechte Volkskrankheit. Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder Übelkeit begleiten viele Menschen häufig, manchmal sogar dauerhaft durch den Alltag. Sie können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – selbst, wenn ihre Ursache harmlos ist. Hausmittel können dann eine willkommene Hilfe sein, wenn sie richtig angewandt werden.

Da Verdauungsbeschwerden zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch zählen, gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien sowie Umfragen zum Thema. Demnach leiden rund 70 Prozent der Bevölkerung unter regelmäßigen Magen-Darm-Beschwerden; etwa 17 Prozent gehen davon aus, dass sie ein Reizdarmsyndrom haben. Am häufigsten werden Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder Magenbeschwerden wie Sodbrennen und Übelkeit beklagt. Häufig haben sie eine harmlose Ursache, wobei ein enger Zusammenhang mit der Psyche vermutet wird. Wichtig ist trotzdem, die Ursachen ärztlich abklären zu lassen, wenn solche Beschwerden regelmäßig, besonders heftig oder ohne erkennbaren Grund auftreten. Denn auch gewisse Grunderkrankungen können Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen, die dringend behandlungsbedürftig sind. In erster Linie handelt es sich also um ein Warnsignal des Körpers.

Können die Ärzte jedoch keine physische Ursache feststellen, so sind oft Unverträglichkeiten, Stress oder psychosomatische Faktoren an der Entstehung von Magen-Darm-Beschwerden beteiligt. Dann können Hausmittel für Linderung sorgen. Ratschläge werden die Betroffenen aus ihrem Umfeld viele bekommen, doch bei einigen „bewährten“ Mitteln handelt es sich lediglich um einen Mythos. Was also hilft wirklich?

1. Ingwer gegen Übelkeit

Ingwer genießt seit einigen Jahren immer mehr Bekanntheit sowie Beliebtheit. Das liegt vor allem daran, dass die Knolle auf vielfältige Weise gesundheitsförderlich ist. Ingwer wirkt entzündungshemmend, antiviral und anregend auf den Kreislauf. Ebenso wirkt sie sich positiv auf die Magen-Darm-Tätigkeit aus und kann dadurch verschiedene Beschwerden wie Übelkeit oder Verstopfung lindern. Wer unter einem Reizdarm leidet, kann durch die regelmäßige Einnahme von Ingwer das Beschwerdebild möglicherweise deutlich verbessern. Am besten funktioniert das in flüssiger Form als Tee oder Ingwerwasser.

2. Flohsamen gegen Verstopfung und Durchfall

Dass Flohsamen gegen Durchfall und Verstopfung helfen sollen, macht viele Menschen skeptisch – schließlich handelt es sich zum zwei gegensätzliche Beschwerdebilder. Tatsächlich erweisen sich die Flohsamen aber in zahlreichen Fällen als wirkungsvoll, was an ihren besonderen Eigenschaften liegt: Sie haben einerseits einen sehr hohen Gehalt an Ballaststoffen und andererseits die Fähigkeit, große Mengen an Flüssigkeit zu binden. Die kleinen Samen sind geschmacksneutral und bestehen zu 85 Prozent aus schleimbildenden Ballaststoffen. Dadurch helfen sie dem Darm, seinen Inhalt weiter zu transportieren und eine Verstopfung kann sich auflösen. Das gilt allerdings nur, wenn sie mit ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden. Ansonsten passiert das Gegenteil, indem die Flohsamen die Flüssigkeit im Darm binden und somit die Passagezeit der Nahrung verlängern. Dadurch können sie Durchfall lindern oder sogar stoppen – zusätzlich zu weiteren positiven Effekten wie einer Senkung des Cholesterinspiegels. Gegen Durchfall werden Flohsamen daher wie folgt eingenommen: Zwei- bis sechsmal täglich etwa drei Gramm Flohsamen, am besten als Pulver. Gegen Verstopfung werden lediglich zwei- bis dreimal pro Tag drei Gramm eingenommen. In beiden Fällen ist es wichtig, dazu ausreichend Wasser zu trinken. Mindestens 200 Milliliter während der Aufnahme und 1,5 bis zwei Liter über den Tag verteilt werden empfohlen.

3. Kräuterlikör gegen Völlegefühl

Der Verdauungsschnaps gehört sicherlich zu den beliebtesten Tipps gegen Magen-Darm-Beschwerden, vor allem bei einem unangenehmen Völlegefühl durch eine große oder fettige Mahlzeit. Prinzipiell lässt sich jedoch sagen, dass Alkohol nicht das beste Hausmittel ist – zumindest nicht für jeden Tag. In Einzelfällen kann Likör jedoch der Verdauung helfen, wenn er als Aperitif oder Digestif genossen wird. Likör ist aber nicht gleich Likör, die Auswahl ist groß. Wird er getrunken, um die Verdauung anzuregen, so ist Kräuterlikör die beste Wahl. Er enthält Bitterstoffe, welche die Verdauung anregen. Gleichzeitig sorgt der Alkohol dafür, dass sich der Magen entspannt und das Völlegefühl nachlässt. Er sollte jedoch nicht häufiger als zwei- bis dreimal pro Woche als kleine Menge genossen werden. An den anderen Tagen kann ein ähnlicher Effekt durch einen Spaziergang nach dem Essen erzielt werden, sofern dieser mindestens 20 Minuten dauert.

4. Pflaumen gegen Verstopfung

Viele Eltern warnen ihre Kinder davor, zu viele Pflaumen auf einmal zu essen, da sie angeblich zu Durchfall führen können. Tatsächlich haben Pflaumen eine anregende Wirkung auf den Darm und können somit ein natürliches sowie gesundes Hausmittel bei Verstopfung sein. Am effektivsten wirkt dabei der Pflaumendörrsaft in naturtrüber Form, da er viele Ballaststoffe enthält. Davon wird am Morgen ein kleines Glas (etwa 30 Milliliter) getrunken. Bessern sich die Beschwerden nicht, kann die Menge jeden Tag leicht erhöht werden, bis sich der gewünschte Effekt einstellt.

5. Kümmel gegen Blähungen

Auch Kümmel besitzt viele gesundheitfördernde Eigenschaften

Auch Kümmel besitzt viele gesundheitfördernde Eigenschaften

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Kräuter und Gewürze können sich positiv auf das Verdauungssystem auswirken. Das gilt nicht nur im Likör. Kümmel ist beispielsweise ein beliebtes Hausmittel gegen Blähungen und tatsächlich hat die Arzneipflanze einen wohltuenden Effekt auf den Darm. Gerne wird der Kümmel daher als Gewürz direkt zu schwer verdaulichen Speisen hinzugegeben. Aber auch bei akuten Beschwerden kommt er oft zum Einsatz, zumeist als Kümmelöl. Dieses beruhigt den Darm, lindert Blähungen und hemmt das Wachstum von unerwünschten Bakterien. So kann sich die Darmflora erholen und es findet nicht nur eine akute, sondern eine dauerhafte Besserung der Darmbeschwerden statt, sofern der Kümmel regelmäßig eingenommen wird.

6. Kefir für eine gesunde Darmflora

Eine dauerhafte Linderung vieler Magen-Darm-Beschwerden lässt sich auch durch Kefir erreichen, sofern die Darmflora die Ursache der Probleme ist. Gerät diese nämlich aus dem Gleichgewicht, können Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen & Co die Folge sein. Dann ist es wichtig, die guten Bakterien im Darm zu fördern und krankmachende Keime zu bekämpfen. Wasserkefir und Milchkefir enthalten von Natur aus positiv wirkende Bakterienkulturen, die bei diesem Prozess helfen. Dasselbe gilt für andere fermentierte Getränke wie Kombucha oder Rejuvelac. Wer von ihnen jeden Morgen ein Glas trinkt, bemerkt oft eine schnelle sowie nachhaltige Verbesserung der Verdauung.

7. Magnesium gegen Verstopfung

Magnesium gehört zu den wichtigsten Mineralstoffen für die Nerven sowie Muskeln – und damit auch für eine gesunde Darmtätigkeit. Ein Mangel an Magnesium kann daher die Ursache für Verdauungsbeschwerden wie eine Verstopfung sein. Es ist deshalb einen Versuch wert, Magnesium als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, um zu prüfen, ob sich eine Besserung einstellt. Doch es ist auch Vorsicht geboten, denn zu große Mengen an Magnesium können Durchfall hervorrufen. Langfristig ist es daher am besten, ausreichend Magnesium über die Nahrung aufzunehmen, damit der Körper dauerhaft im Gleichgewicht bleibt und keine zusätzliche Einnahme mehr notwendig ist.

Fazit

Es gibt viele Hausmittel, die bei Magen-Darm-Beschwerden für Linderung sorgen können oder sogar dabei helfen, die Ursache zu beheben. Bei einigen anderen Tipps handelt es sich jedoch um weit verbreitete Irrtümer, weshalb es wichtig ist, vor der Anwendung solcher Hausmittel eine eigene Recherche anzustellen. Zudem wirkt nicht jede Maßnahme bei jedem Menschen gleich. Ausprobieren, lautet daher die Devise. Langfristig sollte das Ziel jedoch sein, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern die Verdauung wieder ins Gleichgewicht zu bringen, beispielsweise durch Stressreduktion, eine gesündere Ernährung oder mehr Bewegung im Alltag, um das Problem an der Wurzel anzupacken.