
Krankheiten verlaufen oft geschlechtsspezifisch.
Foto: Julian Stratenschulte
Krank ist nicht gleich krank: Wie das Geschlecht die Medizin beeinflusst
Einige Krankheiten tricksen: Sie zeigen sich unterschiedlich nach Geschlecht. Das haben Fachleute erst später entdeckt.
Geschlecht beeinflusst Krankheitsverlauf
Ein gebrochenes Bein wird im Krankenhaus gleich behandelt: egal ob es einem Jungen oder einem Mädchen gehört. Das klingt normal und richtig. Aber für manche Krankheiten passt es eben nicht. Das wurde in der Medizin erst mit der Zeit richtig klar. Inzwischen wird es auch genauer erforscht.
Biologisches Geschlecht und seine Varianten
„In der Vergangenheit wurden Jungs und Mädchen in der Medizin relativ gleich behandelt“, sagt Uchenna Kennedy. Sie ist Ärztin in einem Kinderkrankenhaus in der Schweiz. „Allerdings wissen wir schon sehr lange, dass es Krankheiten gibt, die je nach Geschlecht der Patienten anders verlaufen oder behandelt werden müssen.“ Der Begriff biologisches Geschlecht meint meistens, ob jemand einen Mädchenkörper oder einen Jungenkörper hat. Es gibt es aber auch beim Körper viele Varianten.
Mehr Forschung an Männern
Uchenna Kennedy erklärt, warum Patienten und Patientinnen gleich behandelt wurden. Es liegt unter anderem daran, wie Krankheiten erforscht wurden. „Um etwas über Krankheiten zu lernen, schauen sich Wissenschaftler deren Verlauf genau an.“
Behandlungsmethoden müssen angepasst werden
Dazu sind Menschen nötig, die die Krankheit haben und für die Forschung untersucht werden. „Und oft waren das früher eben Männer“, sagt die Ärztin. „Also wissen wir viel über den Verlauf bestimmter Krankheiten bei Männern und weniger bei Frauen.“ Frauen wurden einfach genauso behandelt wie Männer. Nur dass das nicht immer gut war! Denn was gegen eine Krankheit hilft, kann davon abhängen, welches Geschlecht die Person mit der Krankheit hat.
Zeichen des Herzens
„Die ersten, die das erkannt haben, waren die Kardiologen“, sagt Uchenna Kennedy. Kardiologen sind Fachleute für das Herz. Sie merkten, dass die Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen andere sein können als bei Männern. Bis man das erkannte, wurde ein krankes Herz bei Frauen öfter übersehen oder zu spät entdeckt.
„Inzwischen ist es in der Medizin anerkannt, dass sich Krankheiten unterschiedlich äußern“, sagt die Ärztin. Heute sollen Forschende immer auch darauf achten, Unterschiede nach Geschlecht zu erkennen. Deshalb lernen Fachleute auch immer neues darüber.
Neugeborene Jungen zeigen höhere Anfälligkeit
Uchenna Kennedy nennt ein Beispiel: „Als Neugeborene sind Jungen etwa empfindlicher für Infektionskrankheiten und Hirnschädigungen.“ Für Ärzte ist solches Wissen wichtig. Denn damit können sie diesen Kindern besser helfen. „Wir Mediziner müssen uns immer wieder bewusst machen, dass alle Menschen unterschiedlich sind“, sagt Uchenna Kennedy. (dpa/feh)