
Wer heute Zahnersatz benötigt, wird in der gesetzlichen Krankenversicherung immer mit zur Kasse gebeten.
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Nicht zu spät handeln: Wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Zahnzusatzversicherung?
„Ich habe Zahnschmerzen“ – in solchen Situationen ist die Angst vor dem Zahnarzt nicht auf eine möglicherweise schmerzhafte Behandlung begrenzt. Nicht selten kann es dabei auch zu finanziellen Problemen kommen.
Zahnersatz ist teuer. Darum wird eine Zahnzusatzversicherung immer wichtiger
Wenn Zahnersatz fällig wird, wird es teuer. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine solche Police abzuschließen und was ist dabei zu beachten? Die Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der sogenannten Regelleistung – den sogenannten Festzuschuss. Dieser beträgt 60 bis maximal 75 % (bei Bonusheft) der anfallenden Kosten. Schauen wir uns die Kosten anhand eines Beispiels an:
Jemand benötigt eine Zahnkrone im Backenzahnbereich. Die Regelleistung sieht hier eine Vollgusskrone aus Nicht-Edelmetall vor.
- Kosten Vollgusskrone: 450 Euro
- Festzuschuss (60%): ca. 270 Euro
- Eigenanteil: ca. 180 Euro
Wer aus ästhetischen (Vollgusskronen sind auch im hinteren Zahnbereich durchaus auffällig) oder Komfortgründen eine Krone aus Edelmetall oder gar Keramik wünscht, muss deutlich mehr bezahlen. So liegen die Kosten für eine Goldkrone zwischen 600 und 900 Euro und für Vollkeramikkronen werden gar Preise von bis zu 1.000 Euro fällig. Der Festzuschuss der Krankenkasse bleibt jedoch unabhängig von der gewählten Leistung bei 270 Euro. Den Rest müssen Versicherte selbst bezahlen.
Mit einer Zahnzusatzversicherung ist es hingegen je nach Tarif möglich, die Kostenerstattung deutlich zu erhöhen. Einfache Tarife stocken den Festzuschuss auf die volle Regelleistung auf, während andere 80-100 % der gesamten Kosten übernehmen – und zwar unabhängig vom gewählten Zahnersatz.
Der ideale Zeitpunkt zum Abschluss einer Zahnzusatzversicherung
Der beste Zeitpunkt, um eine Zahnzusatzversicherung abzuschließen, ist immer, bevor eine zahnärztliche Behandlung notwendig wird. Viele Zahnzusatzversicherungen decken keine Behandlungen ab, die bereits vor dem Abschluss der Versicherung von einem Zahnarzt empfohlen wurden. Daher ist es wichtig, die Versicherung abzuschließen, bevor solche Empfehlungen ausgesprochen werden.
Typische Zeitpunkte für Zahnprobleme bei Kindern:
- Vor oder kurz nach der Geburt: Erkennung von Kiefer- und Mundanomalien wie Mund-, Kiefer- und Gaumenspalten.
- Ab dem 6. Lebensmonat: Auffälligkeiten der Kiefer- und Mundhöhle, festgestellt während der gesetzlich vorgeschriebenen U-Untersuchungen beim Kinderarzt.
- Ab dem ersten Lebensjahr: Auftreten der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, auch bekannt als Kreidezähne.
- Ab dem 6. Lebensjahr: Erkennung von Zahnfehlstellungen, die oft mit dem Durchbruch der bleibenden Zähne einhergehen.
Typische Zeitpunkte für Zahnprobleme bei Erwachsenen:
- Beginn des Erwachsenenalters: Auftreten von Weisheitszahnproblemen, die oft zu Schmerzen, Fehlstellungen oder Infektionen führen können.
- Mittleres Lebensalter: Zunahme von Parodontalerkrankungen oder Zahnfleischrückgang, was oft eine Folge von mangelnder Mundhygiene oder genetischer Prädisposition ist.
- Höheres Erwachsenenalter: Häufigeres Auftreten von Zahnerosion oder Abnutzung des Zahnschmelzes, was unter anderem durch eine jahrelange Belastung der Zähne und bestimmte Ernährungsgewohnheiten verursacht werden kann.
- Im Laufe des Lebens: Allgemeiner Verschleiß und mögliche Schädigungen der Zähne durch Unfälle, Krankheiten oder natürliche Abnutzung.
Es ist wichtig, eine Zahnzusatzversicherung frühzeitig zu erwägen, um für solche Eventualitäten finanziell vorbereitet zu sein.
Was tun bei bereits dokumentierten Vorerkrankungen, laufenden Behandlungen oder fehlenden Zähnen?
Wer bereits mit Vorerkrankungen zu kämpfen hat oder fehlende Zähne aufweist, kann bei der Zahnzusatzversicherung nicht mehr auf alle möglichen Tarife zurückgreifen. Es gibt allerdings spezielle Zahnzusatz-Policen, die auch bei fehlenden Zähnen oder anderen Vorerkrankungen abschließbar sind. Hier müssen Interessenten jedoch mit leichten Beitragsaufschlägen rechnen.
Mehr Informationen in diesem Fall gibt es hier: Zahnzusatzversicherungen, die sofort erstatten.
Tipp: Angeratene Behandlungen beim Zahnarzt erfragen
Für viele Versicherer sind auch sogenannte „angeratene Behandlungen“ wichtig. Dabei handelt es sich um Behandlungsvorschläge, die der Zahnarzt bei Kontrolluntersuchungen entdeckt und in der Patientenakte notiert. Wer sich nicht sicher ist, sollte vor dem Abschluss einer Police den eigenen Zahnarzt kontaktieren und erfragen, ob angeratene Behandlungen für fehlende Zähne in der eigenen Akte stehen. Ist dies der Fall, kann dies die Tarifwahl weiter einschränken und Risikoaufschläge mit sich bringen.
Spezialfall: Fehlende Zähne und angeratene Behandlungen
Für Personen mit fehlenden Zähnen gibt es aktuelle von sechs Gesellschaften spezielle Tarife, die bei fehlenden oder zu ziehenden Zähnen erstatten.
Die Leistung ist dabei sehr unterschiedlich. Von Tarifen, die 100 % der Kosten erstatten (SDK), bis zu Tarifen, die “nur” den Festkostenzuschuss verdoppeln (Ergo).
Bei den allermeisten Tarifen muss allerdings mit höheren Beiträgen gerechnet werden, wennfehlende Zähne mitversichert werden sollen. Einige Tarife berechnen den Zuschlag prozentual vom Grundbetrag, was besonders für jüngere Personen mit fehlenden Zähnen vorteilhaft sein kann.
Handelt es sich bei der angeratenen Behandlung um eine Zahnbehandlung wie eine Füllung oder Wurzelbehandlung, reduziert sich die Auswahl möglicher Tarife nochmal merklich.
Spezialfall: Laufende Behandlungen
Für laufende Behandlungen gibt es noch weniger Tarifoptionen. Liegt der Behandlungsbeginn jedoch nicht länger als sechs Monate zurück und ist die Behandlung noch nicht abgeschlossen, gibt es auch in diesem Fall noch Tarife, die erstatten.
Fazit: Ein früher Abschluss lohnt sich
Der ideale Zeitpunkt für den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung ist, bevor zahnärztliche Behandlungen notwendig werden. Dies hilft, finanzielle Belastungen bei Zahnersatz zu vermeiden. Spezialtarife existieren für Personen mit fehlenden Zähnen oder laufenden Behandlungen, bieten aber unterschiedliche Konditionen und können höhere Beiträge erfordern. Es ist ratsam, vor Abschluss einer Police zu prüfen, ob angeratene Behandlungen vorliegen. Insgesamt bietet eine Zahnzusatzversicherung eine wichtige finanzielle Absicherung bei zahnmedizinischen Problemen und sollte frühzeitig in Betracht gezogen werden.