
In einer Pflege-WG geht es oft familiärer zu als im Pflegeheim.
Foto: Oliver Berg
Pflege-WG statt Heim – Vorteile, Kosten und der Wohngruppenzuschlag
Pflegebedürftige können in einer Pflege-WG leben und finanzielle Unterstützung erhalten. Wer Anspruch auf den Wohngruppenzuschlag hat und welche Voraussetzungen gelten.
Was ist eine Pflege-WG und wie unterscheidet sie sich vom Pflegeheim?
Eine Pflege-WG ist eine Wohnform für pflegebedürftige Menschen, die nicht allein leben, aber auch nicht in ein Pflegeheim ziehen möchten. In einer solchen Wohngemeinschaft leben bis zu zwölf Personen zusammen, von denen mindestens zwei pflegebedürftig sein müssen. Jeder hat ein eigenes Zimmer, oft mit eigenem Bad. Zusätzlich gibt es Gemeinschaftsräume wie Küche und Wohnzimmer.
Ein wesentlicher Unterschied zum Pflegeheim besteht in der Selbstbestimmung der Bewohner. Sie organisieren ihren Alltag selbst, entscheiden über Essenszeiten und Aktivitäten. Unterstützt werden sie durch eine Präsenzkraft, die sich um organisatorische und haushaltsnahe Aufgaben kümmert. Die Pflege selbst erfolgt durch ambulante Dienste, die individuell beauftragt werden müssen.
Welche Vorteile bietet eine Pflege-WG?
Eine Pflege-WG ermöglicht ein möglichst selbstständiges Leben mit Unterstützung im Hintergrund. Die wichtigsten Vorteile sind:
- Eine familiäre Atmosphäre mit einer überschaubaren Anzahl an Bewohnern
- Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten des Tagesablaufs
- In vielen Pflege-WGs sind Haustiere erlaubt
- Finanzielle Förderung durch die Pflegekasse

Während Haustiere im Pflegeheim oft nicht erlaubt sind, sind sie in Pflege-WGs durchaus erwünscht
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
Welche Herausforderungen gibt es?
Die größere Eigenverantwortung bringt auch Herausforderungen mit sich:
- Bewohner und Angehörige müssen sich selbst um die Organisation kümmern
- Es sind mehrere Verträge erforderlich, unter anderem für Miete, Pflege- und Betreuungsdienste
- Wenn eine Betreuungskraft ausfällt, müssen Bewohner oder Angehörige selbst eine Lösung finden
- Das Zusammenleben erfordert Kompromissbereitschaft
Welche Kosten entstehen und welche Unterstützung gibt es?
Eine Pflege-WG ist oft nicht günstiger als ein Pflegeheim, da neben der Miete auch Kosten für Pflege, Betreuung und Haushalt anfallen. Es gibt jedoch finanzielle Unterstützung durch die Pflegekassen:
Wohngruppenzuschlag: Pflegebedürftige, die in einer Pflege-WG leben und mindestens Pflegegrad 1 haben, können monatlich 224 Euro Wohngruppenzuschlag erhalten. Dieses Geld dient ausschließlich der Bezahlung einer Präsenzkraft, die den Haushalt organisiert und administrative Aufgaben übernimmt.
Anforderungen für den Wohngruppenzuschlag:
- Die Pflege-WG muss zwischen drei und zwölf Bewohner haben
- Mindestens zwei Bewohner müssen pflegebedürftig sein
- Es muss eine Präsenzkraft angestellt sein
- Die Wohngemeinschaft darf kein Pflegeheim sein
Anschubfinanzierung für Pflege-WGs: Wer eine Pflege-WG gründet, kann einmalig bis zu 2.500 Euro pro Person erhalten. Die maximale Förderung beträgt 10.000 Euro pro Wohngemeinschaft. Das Geld kann für notwendige Umbauten wie den Einbau breiterer Türen oder barrierefreie Zugänge genutzt werden.
Zuschüsse für Wohnanpassungen: Wenn bauliche Veränderungen notwendig sind, zum Beispiel der Einbau eines Treppenlifts oder eine barrierefreie Dusche, kann die Pflegekasse bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme übernehmen.
Wie findet man eine passende Pflege-WG?
Wer sich für das Leben in einer Pflege-WG interessiert, kann sich bei Pflegestützpunkten oder Sozialverbänden informieren. Es gibt zwei verschiedene Modelle:
- Selbstorganisierte Pflege-WGs: Die Bewohner oder deren Angehörige übernehmen die Verwaltung und Organisation selbst.
- Anbieterorganisierte Pflege-WGs: Pflege- und Betreuungsdienste oder Bürgervereine übernehmen die komplette Organisation.
Ein Probewohnen kann dabei helfen, herauszufinden, ob die Wohnform tatsächlich passt. Auch die Lage der WG spielt eine Rolle, insbesondere für Menschen, die auf eine gute Infrastruktur oder kulturelle Angebote angewiesen sind.
Für wen ist eine Pflege-WG geeignet?
Eine Pflege-WG ist eine Alternative für Menschen, die nicht allein, aber auch nicht im Heim leben möchten. Die finanzielle Unterstützung durch den Wohngruppenzuschlag kann die Kosten etwas abfedern, dennoch erfordert diese Wohnform mehr Eigenverantwortung. Wer sich gerne in einer kleinen Gemeinschaft organisiert und sich aktiv in den Alltag einbringen möchte, kann in einer Pflege-WG eine geeignete Lösung finden. (dpa/vk)