Nina (Arian Wegener) weiß genau, wer sie ist.

Nina (Arian Wegener) weiß genau, wer sie ist.

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Kino

TV-Tipp

Eine Achtjährige macht eine Ansage: „Einfach Nina“

Von Klaus Braeuer, dpa
6. Oktober 2023 // 02:51

Ein Mädchen kommt als Junge zur Welt - und weiß danach ziemlich bald, dass es im falschen Körper steckt. Um das sensible Thema Transsexualität geht es im Freitagsfilm im Ersten.

Nina ist acht Jahre alt und ein fröhliches Mädchen, irgendwo in Berlin. Doch sie kam als Junge zur Welt - mit dem Namen Niklas. Dieser Fehler bei der Geburt muss nach Meinung des Kindes endlich aus der Welt geschafft werden. „Ich bin Nina“, sagt es eines Morgens beim Frühstück zu seinen ungläubigen Eltern. Davon erzählt der Film „Einfach Nina“ diesen Freitag um 20.15 Uhr im Ersten.

Für das selbstbewusste und lebenslustige Mädchen (Arian Wegener) ist schon länger vollkommen klar, dass alles ein Irrtum ist, sie schon immer ein Mädchen war und nun endlich als solches wahrgenommen möchte. Ausgerechnet jetzt sind ihre Eltern zerstritten: Mama Simone (Friederike Becht) begreift die neue Lage bald recht gut, während Papa Martin (Ulrich Brandhoff) seinen Sohn nicht verlieren will. Und Ninas älterer Bruder versteht gar nichts mehr. Allein vom liebe- und verständnisvollen Opa Thilo (großartig: Michael Wittenborn) erfährt die ziemlich mutige Grundschülerin sofort volle Unterstützung.

Regisseurin und Autorin Karin Heberlein („Sami, Joe und ich“) bietet in ihrem gelungenen Film auf einem dafür ungewöhnlichen Sendeplatz plausible und sensible Dialoge. Sie erzählt die aufwühlende Geschichte mit viel Verständnis für das schwierige Thema und für die Hauptfiguren, denen sie zum Glück viel Raum gibt. Die Schauspieler agieren sämtlich glaubhaft, spielen sehr differenziert und verleihen ihren gut gezeichneten Figuren das nötige Feingefühl. Dabei geht es nicht allein um das Hauptthema geschlechtliche Vielfalt, sondern um dazugehörige Ängste, Überforderungen und Unsicherheiten, aber eben auch um Akzeptanz, Liebe und Zusammenhalt. Ganz so problemlos wie hier im Film geht es im echten Leben allerdings sicher nicht.

Arian Wegener (11, „Sisi“) ist praktisch in jeder Szene zu sehen und liefert eine wahre Glanzleistung ab, mit sehr klarem Auftreten in der Rolle. Die Figur der Nina mag keine Ungerechtigkeit, singt und tanzt gerne - und plötzlich trägt sie eben Zöpfe und Blümchenkleider, die wunderbar bequem sind. Sie darf sich sogar schminken und ist, von diesen Äußerlichkeiten abgesehen, auf ganz selbstverständliche Art und Weise ein Mädchen. Immerhin erwähnt wird, dass ihr Körper weiter der eines Jungen ist und sich das erst in einigen Jahren wird ändern lassen. Als größte Hindernisse auf dem Weg dahin entpuppen sich hier durchweg die Erwachsenen. Die Kinder hingegen akzeptieren Nina einfach so, wie sie nun ist - und wie sie künftig sein möchte.