Zeichen gegen Ausgrenzung
Wenn Menschen gehänselt und schlecht behandelt werden, ist das eine schlimme Sache. Umso schöner, wenn die, die am Rand stehen, plötzlich in die Mitte kommen – so, wie in dem jetzt startenden Kinofilm „Lars ist LoL“.
Ganz egal, ob diejenigen, die andere triezen, alleine oder in einer Gruppe zugange sind: Mobbing ist ein Verhalten, das andere Menschen verletzt und nicht geduldet werden sollte. Diese Botschaft transportiert die norwegische Autorin Iben Marie Akerlie in ihrem Kinder- und Jugendbuch „Lars, mein Freund“ (dtv). Das Werk hat mehrere Preise gewonnen und ist unter dem Titel „Lars ist LoL“ verfilmt worden. Morgen startet der Film in den deutschen Kinos.
Patenschaft als eine uncoole Aufgabe
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Junge, der das Down-Syndrom hat. Er heißt Lars und kommt nach den Sommerferien neu an eine Schule. Um ihm den Einstieg zu erleichtern, stellt ihm seine Klassenlehrerin eine Schüler-Patin an die Seite: die zwölfjährige Amanda. Sie ist ein nettes Mädchen, nimmt ihre Aufgabe aber nur zögerlich an. Sie merkt nämlich, dass ein paar ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler über sie tuscheln und lästern. Sich um einen Schüler mit dem Down-Syndrom zu kümmern, scheint in den Augen vieler Kinder in der Klasse keine coole, sondern eher eine uncoole Aufgabe zu sein.
Und so ist das Verhältnis zwischen Amanda und Lars anfangs noch etwas unterkühlt. Aber dann lernen sie sich näher kennen und merken, wie gut sie zueinander passen. Beide sind zum Beispiel große Harry Potter-Fans und lieben es, in Fantasiewelten abzutauchen. Und so denken sich die beiden immer wieder neue Zaubersprüche aus, wenn Amanda Lars zu Hause besucht. Doch obwohl Amanda merkt, dass sie Lars sehr mag und er ein echt guter Freund ist, will sie nicht, dass Lars die Zaubersprüche in der Schule herumposaunt. Sie hat nämlich Angst, dass das die anderen Kinder in der Klasse blöd finden könnten. Lars versteht das nicht und sagt die Zaubersprüche eines Tages im Sportunterricht. Die anderen Kinder lachen ihn daraufhin aus. Auch Amanda wird komisch angeschaut, weil klar ist, dass auch sie die Sprüche miterfunden hat. Ihr ist das total peinlich.
Lars bleibt in den Pausen alleine
Dass Lars nicht wirklich in die Klassengemeinschaft aufgenommen wird, zeigt sich nicht nur im Sportunterricht, sondern auch in den Pausen. Oft steht er ganz alleine auf dem Schulhof. Niemand beachtet ihn. Amanda ist hin- und hergerissen. Zum einen mag sie Lars und sie will ihm helfen. Zum anderen will sie aber auch nicht – wie er – von den anderen Kindern gemobbt werden. Vor allem ist es ihr wichtig, vor ihrem Klassenkameraden Adam gut dazustehen. In ihn ist sie nämlich verliebt. Wie wird sie diese Situation meistern?
Der Regisseur Eirik Sæter Stordahl setzt in seinem Spielfilmdebüt „Lars ist LoL“ das Dilemma von Amanda wunderbar in Szene. Er zeigt sie sowohl als Opfer von Mobbing als auch als Täterin. Zwar begibt sie sich nicht gezielt in die Rolle einer Mobberin. Vielmehr macht sie einen folgenschweren Fehler und schlittert so in ihr eigenes Unglück hinein.
Junge Hauptdarstellerin zeigt Talent
Dass ihre Seelennot so ausdrucksstark rüberkommt, ist vor allem dem Talent der jungen Hauptdarstellerin Lilly Winger Schmidt zu verdanken. Hinzu kommen gelungene Kameraeinstellungen, die die sorgenvolle Mimik der Protagonistin gut einfängt. Auch die anderen Kinderdarsteller agieren überzeugend. Ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sich selbst finden, Fehler machen, wachsen, vergeben, mit sich hadern oder fies sind, ist keine Sekunde langweilig.
Fazit: „Lars ist LoL“ setzt ein Zeichen gegen Ausgrenzung und ist ein zum Nachdenken anregender Film über Freundschaft, Mut, Fairness, Inklusion und Versöhnung. Er macht deutlich, wie schlimm Mobbing – auch in den Sozialen Medien – sein kann und wie schnell man vom Gemobbten zum Mobber werden kann. Im Idealfall schauen sich Eltern den Film zusammen mit ihren Kindern an und sprechen anschließend mit ihnen darüber. Das wäre wertvoll. (yvo)