Die "Mobi Drea" in Fahrt.

Die „Moby Drea“ wurde 1975 in Lübeck gebaut. Jetzt soll das Fährschiff saniert werden.

Foto: Moby Lines

Kreuzfahrt & Schiffe

Bürger aufgebracht: Proteste gegen Asbest-Arbeiten an der „Moby Drea“

10. August 2025 // 12:00

In Split regt sich Widerstand gegen die „Moby Drea“. Die geplante Asbestsanierung des Fährklassikers sorgt für Proteste und erhitzte Gemüter.

Schiff entgeht dem Schneidbrenner

Das 50 Jahre alte und seit einigen Monaten in Genua aufgelegte Fährschiff „Moby Drea“ wurde kürzlich vom Familienunternehmen Onorato (Moby Lines) verkauft. Zunächst wurde vermutet, dass der bei der Flender-Werft in Lübeck erbaute Fährenklassiker zum Abwracken in die Türkei gebracht werden soll. Doch offenbar entging das Schiff in letzter Minute dem Schneidbrenner. Dies bestätigte der neue Eigentümer, Davide Prestopino, Leiter des in Messina ansässigen Yachtbunkerunternehmens Med Fuel, gegenüber italienischen Medien.

Die „Moby Drea“ trifft zum Unmut der Bevölkerung ein

Mit Hilfe des Schleppers „Sea Dream“ wurde die Fähre aus Genua abgeholt. Inzwischen ist der Schleppzug im kroatischen Split eingetroffen – sehr zum Unmut der Bevölkerung. Denn die mitten in der Stadt gelegene Werft Brodosplit wurde vom neuen Eigentümer mit einer umfassenden Asbestsanierung beauftragt. Geplant ist, asbesthaltige Trennwände zu entfernen – ein Material, das beim Bau des Schiffes Mitte der 1970er Jahre nach damaligen Standards als sogenannte Sandwichplatten der Feuerwiderstandsklasse A60 verarbeitet wurde.

Seit einigen Tagen protestieren Anwohner gegen die Überholung des alten Schiffes in der stadtnahen Werft. Am Dienstag versammelten sich Demonstrierende vor dem Werftgelände, auch lokale Politiker schlossen sich an. Die neu gegründete Bürgerinitiative „Gesundes Split“ rief die Bevölkerung dazu auf, das umstrittene Schiff mit Booten an der Zufahrt zur Werft zu blockieren. Bürgermeister Tomislav Šuta erklärte gegenüber einem lokalen Fernsehsender: „Ich bin nicht glücklich darüber, dass die Werft solche Arbeiten durchführt.“

Asbest ist in Sandwichplatten eingebettet

Der Sprecher der Brodosplit-Werft, Josip Jurišić, bestätigte, dass die „Moby Drea“ erwartet wird. In einer Mitteilung erläuterte er den Umgang mit dem an Bord befindlichen Asbest und betonte, das Unternehmen wolle die Öffentlichkeit transparent über die tatsächliche Lage und die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen informieren. „Der Asbest an Bord ist in Sandwichplatten eingebettet – einem Material, bei dem der Asbest fest zwischen zwei Zentimeter dicken Metallschichten eingeschlossen ist. Diese Konstruktion verhindert die Freisetzung von Partikeln in die Umwelt, solange die Platten nicht beschädigt oder mechanisch bearbeitet werden – etwa durch Schneiden, Bohren oder Brechen. Wir möchten betonen, dass solche Arbeiten nicht stattfinden: Die Platten werden lediglich entfernt, verpackt und einem autorisierten Unternehmen zur Entsorgung übergeben. Es handelt sich nicht um ‚freien Asbest‘, der sich unkontrolliert in der Luft verbreiten könnte, sondern um ein festes, kompaktes Material, das in seinem aktuellen Zustand kein unmittelbares Gesundheitsrisiko darstellt“, so die Erklärung der Werft.

Zugleich unterstrich die Werft, dass ihr die Gefahren des Materials bewusst seien. „Selbst kleinste Mengen eingeatmeter Partikel können über lange Zeit in der Lunge verbleiben. Daher ergreifen wir strenge Sicherheits- und Rechtsmaßnahmen, die wir konsequent und ohne Ausnahme umsetzen. Alle mit dem Ausbau oder der Demontage von Verkleidungen verbundenen Arbeiten werden ausschließlich von im Umgang mit Gefahrstoffen geschultem Personal durchgeführt – in Einweg-Schutzkleidung, unter Aufsicht autorisierter Fachleute und unter Einhaltung aller Vorschriften zu Arbeitsschutz und Umweltsicherheit. Die Sicherheit der Arbeiter und aller Personen an Bord oder in der Nähe des Schiffes hat für uns höchste Priorität“, so Jurišić weiter.

Schiff mit wechselvoller Geschichte

Die 1975 auf der Lübecker Flender-Werft als „Tor Britannia“ gebaute Fähre blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Unter späteren Namen wie „Scandinavian Star“ und „Prince of Scandinavia“ war sie jahrzehntelang in Nordeuropa unterwegs – mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 26 Knoten. 2003 wurde sie von Moby Lines übernommen und in „Moby Drea“ umbenannt. Mit Platz für rund 1.900 Passagiere und 500 Fahrzeuge war die 182 Meter lange Fähre fortan auf Strecken zwischen Italien und Sardinien im Einsatz. Zuletzt verkehrte sie im Sommer 2024 zwischen Genua und Olbia, bevor sie im November 2024 in Genua aufgelegt wurde. Im April 2025 wurde ihr Verkauf zur Verschrottung bekanntgegeben.

Zum weiteren Schicksal der „Moby Drea“ äußerte sich der neue Eigentümer vage. Es gebe verschiedene Optionen für eine künftige Nutzung, aber noch keine endgültige Entscheidung. Zunächst solle das Schiff nach Abschluss der Asbestsanierung eine Werft in Piräus anlaufen. Das griechische Verkehrsministerium habe inzwischen die Verfügbarkeit des Namens „Drea“ bestätigt. (yvo)