Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen.  Die „Astoria“ wurde jetzt in Rotterdam für 200.000 Euro versteigert.

Die „Astoria“ gilt derzeit als ältestes Kreuzfahrtschiff der Welt.

Foto: Eckardt

Kreuzfahrt & Schiffe

Ein Kreuzfahrtschiff zum Schnäppchenpreis: „Astoria“ in Rotterdam versteigert

24. Juni 2025 // 06:00

In Rotterdam kam jetzt das weltweit älteste Kreuzfahrtschiff unter den Hammer: Ganze 200.000 muss der Käufer dafür zahlen. Doch die Zukunft der „Astoria“ bleibt ungewiss.

Zum Mindestgebot versteigert

Niederländische Medien meldeten jetzt, dass kürzlich das wohl weltweit älteste Hochseekreuzfahrtschiff, die „Astoria“ von einem Rotterdamer Gericht für nur 200.000 Euro versteigert wurde. Dabei handelte es sich um den Gebotspreis und gleichzeitig auch um das Mindestgebot. Schon vor vier Jahren war eine Versteigerung der „Astoria“ in den Niederlanden angesetzt. Seinerzeit wurden jedoch keine Kaufangebote abgegeben. Der Mindestpreis war damals von den Gläubigern auf 10 Millionen Euro festgesetzt worden.

Keine Angaben zum Käufer

Angaben zum Käufer oder über die weitere Verwendung des 1948 erbauten Kreuzfahrtschiffes, das seit nunmehr fünf Jahren im Waalhaven in Rotterdam aufliegt, liegen bislang nicht vor. Über die weitere Zukunft des 160 Meter langen Schiffes kann somit nur spekuliert werden. Denkbar wäre ein Einsatz als Hotelschiff oder gar die Verschrottung. Für den Einsatz als Kreuzfahrtschiff müsste das Schiff vermutlich sehr umfangreich instand gesetzt werden.

Das älteste Kreuzfahrtschiff der Welt

Das bereits 1948 als „Stockholm“ erbaute Kreuzfahrtschiff hat in den vergangenen Jahrzehnten schon viele Namen geführt und gilt derzeit als ältestes Kreuzfahrtschiff der Welt. Mit einer Länge von 160 Metern, 21 Meter Breite und maximal 550 Passagieren an Bord gehört es mit einer Bruttoraumzahl von 16.0000 zu den eher kleineren Kreuzfahrtschiffen.

Kollision mit der „Andrea Doria“

Dabei lässt gerade die Geschichte des Schiffes Historiker aufhorchen: Gebaut wurde es für den Transatlantikverkehr zwischen Schweden und Amerika. Am 25.Juli 1956 kollidierte die „Stockholm“ nach dem Auslaufen aus New York im dichten Nebel mit der italienischen „Andrea Doria“, einem gut doppelt so großen italienischen Luxusschiff, das nach dem Unglück mit schwerer Schlagseite sank. 51 Menschen kamen dabei ums Leben. Die stark beschädigte „Stockholm“ konnte nach New York zurückkehren und wurde repariert.

Als DDR-Urlauberschiff „Völkerfreundschaft“ unterwegs

Ab Anfang 1960 verkehrte sie dann als DDR-Urlauberschiff „Völkerfreundschaft“ des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) für Kreuzfahrten. Bereedert wurde das in Rostock beheimatete Schiff von der VEB Deutfracht/Seereederei Rostock (DSR). Bis zu ihrem Verkauf im Jahr 1985 waren jeweils bis zu 568 Passagiere bei den zahlreichen Reisen an Bord, die bis nach Kuba führten.

Kulisse für „Germanys next Top-Model“

Im Jahr 1992 erfolgte ein kompletter Umbau. Danach verkehrte das Schiff zwischenzeitlich unter wechselnden Reedereien und Namen wie „Italia Prima“, „Valtur Prima“, „Caribe“, „Athena“ und „Azores“ und war auch bei deutschen Seereiseveranstaltern wie Phoenix Reisen oder Ambiente Kreuzfahrten im Einsatz. Seit dem Jahr 2015 verkehrte es für die Reederei Cruise & Maritime Voyages (CMV) vornehmlich für den britischen Markt unter dem Namen „Astoria“, zeitweise auch in Charter für den französischen Veranstalter Rivages Du Monde. Im Februar 2017 war das Schiff dann auch bei einem jüngeren Publikum bekannt, denn die „Astoria“ diente als Plattform für Modelshootings für 28 junge Mädchen für die TV-Show „Germanys next Top-Model“ von Heidi Klum.

Überführung nach Lissabon missglückt

Durch die weltweite Corona-Pandemie Anfang 2020 und die Einstellung von Kreuzfahrten musst die britische Reederei CMV Insolvenz anmelden und die „Astoria“ wurde in Tilbury aufgelegt. Nach einer missglückten Überführung des Kreuzfahrers von Tilbury nach Lissabon wurde die „Astoria“ im Dezember 2020 nach Rotterdam geschleppt. Seit dieser Zeit lag das Kreuzfahrtschiff unter Arrest in einem versteckten, schwer zugänglichen Hafenbecken des Waalhavens. (tra)