
Die Demontage der Schornsteine der „United States“
Foto: Okaloosa County
Legendäre „United States“ verliert berühmte Schornsteine
Da bricht Schiffsliebhabern das Herz: Die legendäre „United States“ stirbt auf Raten. Jetzt wurden dem einst stolzen Schiff die Schornsteine genommen. Zum Ende des Jahres soll der ehemalige US-Transatlantikliner versenkt werden.
Schiff soll künstliches Riff werden
In den vergangenen Monaten war es etwas ruhiger geworden um die geplante Versenkung des ehemaligen US-Transatlantikliners „United States“ als weltweit größtes künstliches Riff vor der Küste Floridas. Doch nun gibt es sichtbare Fortschritte: Im Februar 2025 wurde das knapp 300 Meter lange Schiff vom langjährigen Aufliegehafen Philadelphia entlang der US-Ostküste nach Mobile (Alabama) geschleppt. Dort veröffentlichte die Werft nun aktuelle Bilder, auf denen zu sehen ist, wie der erste der beiden markanten Schornsteine vom Oberdeck entfernt wurde. Mithilfe eines Schwimmkrans wurde der aus Aluminium gefertigte, 20 Meter hohe vordere Schornstein vom Schiff abgenommen und auf einem Ponton abgesetzt. Auch der hintere Schornstein soll in den kommenden Tagen demontiert werden.
Wie der Eigentümer, der Verwaltungsbezirk Okaloosa County, mitteilte, werden die Schornsteine zunächst eingelagert und sollen später Teil eines Landmuseums zur Geschichte der „United States“ werden. Das Museum ist vom früheren Eigner des Schiffes in Destin-Fort Walton Beach geplant und soll neben weiteren ausgebauten Originalteilen ein interaktives Besuchererlebnis rund um die Geschichte des legendären Liners bieten.
Schornsteine sind rund 20 Meter hoch
Die beiden inzwischen stark verblichenen rot-weiß-blauen Schornsteine sind nach wie vor die höchsten, die je auf einem Schiff installiert wurden. Mit rund 20 Metern Höhe entsprechen sie einem sechsstöckigen Gebäude. Ihr Design umfasst auch sogenannte „Flügel“ am Heck, die die Abgase von den Decks wegleiten sollten. Die nach hinten geneigte Form vermittelte Bewegung und Geschwindigkeit. Interessantes Detail: Die Schornsteine waren asymmetrisch – der vordere größer als der hintere. Auch die Farbverteilung der aufgemalten Streifen unterschied sich. Der ikonische Aufbau brachte dem Schiff später den Spitznamen „The Big U“ ein.
Kontrollierte aufrechte Versenkung geplant
Okaloosa County hatte das Schiff im Oktober 2024 für über zehn Millionen US-Dollar erworben, mit dem Ziel, es nach einer umfassenden Sanierung und Entfernung umweltschädlicher Stoffe als künstliches Riff im Golf von Mexiko zu versenken. Derzeit werden alle nichtmetallischen Materialien, Treibstoff und Kabel ausgebaut. Um eine kontrollierte, aufrechte Versenkung zu ermöglichen, werden gezielt Öffnungen gebohrt, durch die Wasser ins Innere eindringen kann. Weitere Durchlässe im Rumpf sollen ermöglichen, dass sich künftig Meeresorganismen im und am Wrack ansiedeln. Nach Angaben des Eigentümers erfolgen sämtliche Arbeiten in enger Abstimmung mit Umweltbehörden, darunter dem Department of Environmental Protection und der Environmental Protection Agency.
Touristisches Ziel für Sporttaucher
Das Schiff soll künftig ein touristisches Ziel für Sporttaucher werden. Die Versenkung ist für Ende 2025 geplant, rund 20 Seemeilen südlich von Destin-Fort Walton Beach. Dort soll es auf 55 Meter Wassertiefe sinken; das Oberdeck wird dann in etwa 16 Meter Tiefe liegen. Das Ziel ist, das Wrack sowohl für erfahrene Taucher als auch für Einsteiger zugänglich zu machen. Die genauen Koordinaten des Versenkungsortes sind noch nicht bekannt. In dem Seegebiet befinden sich bereits Dutzende anderer Wracks, die als Tauchspots dienen. Die „United States“ soll das florierende Rifftourismus-Angebot der Region weiter stärken.
Vorgefertigte Betonstrukturen
Seit dem ersten öffentlichen künstlichen Riff im Jahr 1976 wurden vor Destin-Fort Walton Beach bereits 564 künstliche Riffe angelegt – allein seit 2019 über 300. Damit zählt das dortige Programm zu den aktivsten der USA. Die künstlichen Riffe bestehen aus vorgefertigten Betonstrukturen, Brückenfragmenten, alter Militärausrüstung oder gezielt versenkten Schiffen. Im vergangenen Jahr wurden dort etwa die beiden ehemaligen Offshore-Versorger „Manta“ und „Dolphin“ in 33 Metern Tiefe versenkt.
„United States“ hält bis heute das Blaue Band
Die „United States“ hält bis heute das Blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung eines Passagierschiffes. 1952 legte sie die Strecke von New York nach Southampton in 3 Tagen, 10 Stunden und 40 Minuten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,51 Knoten zurück. Das Schiff wurde ursprünglich so konzipiert, dass es im Kriegsfall bis zu 15.000 US-Soldaten transportieren könnte – zu einem solchen Einsatz kam es jedoch nie.
Prominiente Gäste - von Kennedy über Brando zu Monroe
Zwischen dem 3. Januar 1953 und der Betriebseinstellung 1969 lief das Schiff 167-mal die Columbuskaje in Bremerhaven an – zu einer Zeit, in der US-Truppenbewegungen das Bild der Häfen bestimmten. Insgesamt absolvierte die „United States“ 400 Reisen und beförderte dabei über eine Million Passagiere, darunter US-Präsidenten wie Eisenhower und Kennedy, Konrad Adenauer sowie Hollywoodstars wie Katharine Hepburn, Marlon Brando und Marilyn Monroe.
1969 außer Dienst gestellt
Die Außerdienststellung erfolgte im Jahr 1969, als der internationale Flugverkehr zunehmend den transatlantischen Passagierverkehr übernahm. Flugzeuge waren schneller, effizienter und deutlich treibstoffsparender als die großen Ozeandampfer.
Über viele Jahre hinweg setzte sich die gemeinnützige Organisation „SS United States Conservancy“ für die Rettung des einstigen Luxusschiffes ein. Im November 2023 präsentierte sie Pläne für eine stationäre Umnutzung – als schwimmender Ort für Gastronomie und Kultur. Doch weder Investor noch Liegeplatz konnten gefunden werden. Nun steht fest: Ende 2025 wird die „United States“ auf den Meeresgrund sinken. (yvo)