
Der neu identifizierte Pilz Gibellula attenboroughii manipuliert seine Wirte, um sich optimal zu verbreiten.
Foto: Robert Pfeifle
Horror-Pilz entdeckt: Er befällt Spinnen und steuert ihr Verhalten
Ein britisches Forscherteam hat eine bizarre Entdeckung gemacht: Ein neu entdeckter Pilz verwandelt Spinnen in „Zombies“ und verändert ihr Verhalten drastisch.
Pilz entdeckt: Eine Spinne als Wirt
In einer Höhle in Nordirland haben britische Dokumentarfilmer eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Eine tote Höhlenspinne der Art Metellina merianae war vollständig von einem weißen Pilz überwuchert. Der Kadaver hing an der Decke eines alten Schießpulverlagerraums – ein ungewöhnlicher Ort für diese Spinnenart. Wissenschaftler des Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) analysierten das Exemplar und identifizierten eine bislang unbekannte Pilzart. Sie erhielt den Namen Gibellula attenboroughii – eine Ehrung für den britischen Naturforscher Sir David Attenborough.
Der Pilz übernimmt die Kontrolle
Was Gibellula attenboroughii so besonders macht, ist seine Fähigkeit, den Körper und das Verhalten seines Wirts zu manipulieren. Der Pilz wächst im Inneren der Spinne heran, bis er ihren gesamten Körper durchdringt und tötet. Doch zuvor verändert er ihr Verhalten: Infizierte Spinnen verlassen ihre üblichen Verstecke und begeben sich an höher gelegene, exponierte Orte – wie etwa Höhlendecken. Dort sterben sie schließlich, während der Pilz sich weiter ausbreitet. Diese Position ermöglicht eine optimale Verbreitung der Sporen durch Luftströmungen.
Kein Einzelfall: Pilze als Parasiten
Das Phänomen ist nicht auf Spinnen beschränkt. Bereits bekannte parasitäre Pilze wie Ophiocordyceps befallen Ameisen und steuern deren Verhalten. Infizierte Ameisen klammern sich an Blätter, bevor der Pilz ihren Körper durchdringt und seine Sporen freisetzt. Ein anderer Pilz, Entomophthora muscae, manipuliert Stubenfliegen auf ähnliche Weise. Diese „Zombie“-Strategie dient einzig der Vermehrung der Pilze, berichtet N-TV.
Pilze als medizinische Hoffnungsträger?
So unheimlich diese Pilze auch wirken, könnten sie möglicherweise von Nutzen für die Wissenschaft sein. Eine verwandte Pilzart, Cordyceps militaris, wird bereits in der traditionellen asiatischen Medizin eingesetzt und gilt als potenzielles Mittel gegen Krebs. Forscher der University of Nottingham fanden heraus, dass eine Substanz aus diesem Pilz das Wachstum von Tumorzellen hemmen kann. Bis daraus jedoch ein Medikament entwickelt wird, sind weitere Studien erforderlich. (feh)