
So spät wie möglich soll in den Schulen Englands demnächst über die Sexualität gesprochen werden.
Foto: Julian Stratenschulte
Let´s talk about Sex - oder eben nicht, so wie in England
Let‘s Talk About Sex, Baby? Der Titel des Hits von Salt-N-Pepa gilt nicht in Großbritannien, jedenfalls wenn es nach der konservativen Regierung von Premierminister Rishi Sunak geht.
Eine neue Richtlinie macht Schulen unmissverständlich klar, wann sie ihren Schülerinnen und Schülern welche Teile der Sexualerziehung beibringen sollen. Kurzversion: Möglichst spät.
Die Altersvorgaben von Bildungsministerin Gillian Keegan sollen sicherstellen, dass Kinder nicht „zu früh zu vielem ausgesetzt“ werden. Demnach soll in Schulen frühestens und rein wissenschaftlich über Fortpflanzung gesprochen werden, wenn Kinder neun Jahre alt sind. Das entspricht der fünften Klasse.
Transidentität - ein Tabuthema
Themen wie sexueller Missbrauch, Rachepornos, Stalking und Zwangsverheiratung sollen nicht vor der siebten Klasse (11 Jahre) unterrichtet werden. Und die Einzelheiten sexueller Handlungen wie Geschlechtsverkehr sind nicht vor der neunten Klasse (13 Jahre) dran. Über Themen wie Transidentität soll gar nicht mehr gesprochen werden.
Missbrauch muss durch Bildung verhindert werden
Viele Experten halten von der neuen Regelung wenig. Ihre Furcht: Dass Kinder in einer Gesellschaft, in der Sex immer prominenter zur Sprache kommt und sexuelle Inhalte vor allem wegen des Internets immer einfacher zugänglich sind, zu lange alleingelassen werden.
Die Kinderschutzorganisation NSPCC betonte, vielmehr müsse die Regierung Kinder und Jugendliche in die Lage versetzen, zu erkennen, wenn etwas nicht stimmt, und notfalls Hilfe zu suchen. „Bildung ist einer unserer stärksten Hebel zur Verhinderung von Kindesmissbrauch“, sagte ein Sprecher.