
Mit seinem brandneuen Album wird Marteria die Bühne bei Deichbrand rocken.
Foto: Reinhardt/dpa
Deichbrand: Headliner Marteria im Interview
Superfette, knusprige Beats bietet der Musiker Marteria auf seinem neuen Album „Roswell“, das der gebürtige Rostocker Ende Juli auch bei Deichbrand präsentieren wird. Marterias neues Album ist nach jenem Ort in der Wüste New Mexicos benannt, an dem 1947 angeblich ein Ufo abgestürzt ist und dort bis heute versteckt werden soll. Im Gespräch mit Steffen Rüth erklärt der Musiker, was sein neues Album ausmacht, warum er sich selbst als Künstleralien sieht und warum er gerne angelt.
"Mein Roswell ist Rostock"
Marten, wo ist dein persönliches „Roswell“? Roswell kann überall sein. Der Aufhänger sind die Leute, also quasi die Aliens, die so ein bisschen anders denken als die Masse, und die für gute Sachen einstehen. Mein Roswell ist Rostock, meine Heimatstadt. Ich hatte in Berlin immer Probleme mit meiner Herkunft, dort sagen sie gern „Ist doch eine Nazistadt“. Nein, ist es nicht. Es gibt unfassbar schöne und tolle Ecken, und auch tolle Menschen. In Rostock bin ich aufgewachsen, und ich liebe es immer noch, dort zu sein. Kannst Du denn das Gefühl, ein Alien zu sein, nachempfinden? Ja, natürlich. Sonst würde ich nicht darüber rappen. Über Kredibilität kann man viel reden, aber wirklich glaubwürdig zu sein, bedeutet für mich: Sich nicht zu wiederholen, sich Sachen zu trauen, mutig zu sein, auch mal anzuecken, wenn nötig. Mir ist zum Beispiel wichtig, dass jede neue Platte ihre eigene Farbe, ihren eigenen Charakter hat. Und dass sie nicht langweilt.
"Songs müssen Persönlichkeit haben"
Das gesamte Album hört sich an, als sei es mit Liebe und Hingabe gemacht. Danke. Das ist es auch! Meine Produzenten The Krauts und ich, wir nehmen uns Zeit. Ich muss immer erst sammeln, daheim und auf Reisen nach Inspirationen suchen, das geht nicht immer schnell. Du kannst nicht jedes Jahr eine große Platte machen, dieses Fabrikdenken liegt mir fern. Die Songs müssen Persönlichkeit haben. Gibt es andere Künstler-Aliens, die dich geprägt haben? David Bowie ist eine krasse Inspiration. Wie der es gesch hinweg immer wieder etwas Neues zu machen. Als Kind war ich extremer Michael-Jackson-Fan, und später habe ich The Prodigy sehr bewundert, auch Björks erstes Album fand ich wahnsinnig toll. Das sind alles Typen. Oder Campino, mit dem ich zusammen Texte schreibe und der inzwischen einer meiner besten Freunde ist. Udo Lindenberg sowieso. Alles Aliens. Viele hassen solche Typen, aber viele lieben sie auch. Es ist in der Musik wie im Fußball. Echte Originale wie ein Mario Basler, die sterben langsam aus. Da muss man gegenhalten.
"Die Welt ist geil"
Du warst zwischen der letzten Tournee und der neuen Albumproduktion wie immer auf großer Reise, hast unter anderem die Seychellen, Jamaika, Curaçao, und Uganda besucht. Was ist dir unterwegs aufgefallen? Wie geil die Welt sein kann, wenn man offen und neugierig ist und auf Menschen zugeht. Im Dezember war ich zum Beispiel in einem kleinen Dorf in Angola, das lag direkt am Fluss, alle sprachen Portugiesisch, man versteht sich nicht und dann irgendwie doch. Ich quatschte mit denen und fand es bemerkenswert, wie ähnlich sich wir Menschen doch sind, selbst wenn wir in komplett verschiedenen Umständen aufwachsen. Anstatt Angst zu haben, sollte man sich trauen, ins Gespräch zu kommen. Was hast Du in Angola gemacht? Geangelt. Angola ist ein Geheimtipp in der Szene. Es gibt dort einen Fisch, den ich noch nie gefangen habe, dort auch nicht. Der Tarpun. 120 Kilo schwer, ein Wahnsinnsbrocken.
"Beim Angeln sind Körper und Kopf scharf gestellt"
Sind deine Reisen immer Angelreisen? Nicht immer. Es gibt Angelländer und Länder, in denen es mir eher um das Leben der Menschen dort geht. Man kann mit diesem Hobby jedenfalls sehr schön rumkommen. Bei mir ist es so: Ich trinke seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr, bin auch sonst total clean, und brauche einen Ersatz. Dieser Ersatz ist das Angeln. Beim Angeln sind Körper und Kopf total scharf gestellt. Ich dachte, angeln sei eher so ein entspanntes Hobby für gelassene Typen wie Horst Hrubesch. Das ist ein interessanter Gedanke. Horst Hrubesch ist ein typischer Oldschool-Angler, bei ihm geht es um: Sitzen und Warten. Ich bin ein Raubfischangler, da musst du sehr aktiv sein und werfen, werfen, werfen. Aber trotzdem finde ich dabei zur Ruhe. Ich bin ein ungeduldiger Mensch – außer beim Angeln. Ich merke, wie mir das körperlich richtig gut tut. Und ich halte es aus, fünf Tage lang keinen Fisch zu fangen. Denn ich weiß: Irgendwann wirst du belohnt.

Mit seinem brandneuen Album wird Marteria die Bühne bei Deichbrand rocken.
Foto: Reinhardt/dpa