Mann im Krankenhausbett Stammzellenspende

Erst ein Bier, dann ein Döner - dann anmelden zum Leben retten. So verlief Tag eins auf dem Deichbrand-Festival 2024 für Renke Ostermann aus Campen (Landkreis Diepholz). Was daraus wurde? Tickets für dieses Jahr und eine Stammzellspende, die vermutlich ein Leben rettet.

Foto: DKMS

Cuxland

Vom Deichbrand zur Stammzellspende: So wurde ein Festival-Besucher zum Lebensretter

24. Januar 2025 // 06:00

Vom Festival zur Lebensrettung: Renke Ostermann wird durch die DKMS-Aktion auf dem Deichbrand-Festival zum Stammzellspender. Sein genetischer Zwilling erhält eine zweite Chance auf Leben. Ein bemerkenswerter Schritt in nur wenigen Monaten.

„Ich liege bequem, ich kann mich nicht beklagen“, lautet nicht etwa Renke Ostermanns Lagebericht vom Campingplatz des Deichbrand-Festivals im vergangenen Sommer. Sondern seine Beschreibung davon, wie sich Leben retten anfühlt. Angeschlossen an ein sogenanntes Apheresegerät bleibt ihm wenig Bewegungsfreiraum. Doch er hält die notwendigen fünf Stunden durch und gibt so einem fremden Menschen die Hoffnung auf eine zweite Lebenschance. Ostermann ist der erste Spender, der aus der Registrierungsaktion der DKMS auf dem letztjährigen Deichbrand-Festival hervorgegangen ist.

Ostermanns genetischer Zwilling wartet auf Hilfe

Im Juli noch feiert er gemeinsam mit Freunden das Leben. Fünf Tage lang geht es für den 21-Jährigen ins Cuxland zum Deichbrand-Festival. Es ist das erste Mal dort für Ostermann, also begibt er sich gleich zu Beginn auf eine Erkundungstour, wie die DKMS mitteilt. „Auf dem Weg zum Infield haben wir kurz Halt gemacht an der Bierbude, dann einen Döner gegessen und dann war die DKMS direkt die dritte Anlaufstelle.“ Eine gute Entscheidung, wie sich nur wenige Monate später herausstellt. Denn Ostermanns genetischer Zwilling wartet auf Hilfe.

„Festival ist der beste Ort für die Registrierung“

Neben ihm entscheiden sich an diesem und den drei folgenden Tagen 1.600 Menschen für eine Registrierung als potenzieller Stammzellspender. Das Team vor Ort achtet laut DKMS auf gut überlegte und aufgeklärte Entscheidungen – trotz der Sommerstimmung und des Bieres. En Rückzieher würde zum späteren Zeitpunkt niemandem helfen. Weil die Aktion 2024 ein Erfolg war, wird die DKMS auch dieses Jahr auf dem Deichbrand (17. bis 20. Juli) sein und fragen: „Are You A Match?“ In Ostermanns Augen: genau richtig. „Ich würde behaupten, ein Festival ist der beste Ort für die Registrierung. Ohne Bezug im persönlichen Umfeld hätte ich es wahrscheinlich versäumt, mir ein Registrierungsset nach Hause zu bestellen.“ Vor Ort ist alles schnell erledigt. „Das hat vielleicht fünf Minuten gedauert. Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein. Das hat mich gecatcht und war easy.“ Weil es so einfach geht, lassen sich auch Ostermanns Freunde registrieren. „Da war kein Zögern. War klar, dass das was Gutes ist.“

Ostermann: Ein richtiges Glücksgefühl

Dann ist das Deichbrand vorbei - fürs erste. Doch vergessen kann Ostermann es nicht. Nur wenige Wochen später flattert der erste Brief der DKMS ins Haus. Ostermann kommt als Spender für eine an Blutkrebs erkrankte Person infrage. Er lässt sich beim Hausarzt Blut abnehmen, aber glaubt noch nicht daran. „Wie wahrscheinlich ist das schon, dass das so schnell klappt?“ Als erneut die Zusage kommt, ist er bei einem Volleyballturnier. „Da hab ich mich dann wirklich gefreut. Das war schon ein kleines Glücksgefühl.“

Gründlicher Check vor der Spende

Bevor es losgehen kann, muss Ostermann durchgecheckt werden. Ärztliches Personal prüft, ob er fit genug ist für die Spende. Ein Prozedere, das Renkes Mama Andrea Ostermann sehr beruhigt. Als sie ein paar Wochen später neben ihrem Sohn bei der tatsächlichen Stammzellspende sitzt, ist sie laut DKMS total entspannt. „Wann machen das denn die jungen Leute sonst, sich einmal komplett durchchecken zu lassen? Ich finde das super, er ist ja fit.“ Die Stammzellen werden Renke Ostermann über das periphere Blut entnommen. Fünf Stunden lang ist er am Spendentag an das Apheresegerät angeschlossen, das die Stammzellen aus seinem Blut filtert. Obwohl er dafür die ganze Zeit eine feine Nadel in jedem Arm hat, lautet sein Fazit: „Ich kann nur jedem empfehlen, sich registrieren zu lassen. Spenden ist noch einfacher, als ich mir das vorher vorgestellt habe.“ (pm/axt)

Renke Ostermann bei einem Konzert des Deichbrand-Festivals im vergangenen Jahr, kurz nachdem er sich bei der DKMS registriert hat.

Renke Ostermann bei einem Konzert des Deichbrand-Festivals im vergangenen Jahr, kurz nachdem er sich bei der DKMS registriert hat.

Foto: Privat