
Heino Runge (links) vom Förderverein Wollingster See und Dr. Eike Rachor (BUND) untersuchen die Pflanzenwelt an dem Gewässer in der Gemeinde Beverstedt.
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Wollingster See: Auf dem Weg zum Weltnaturerbe?
Der Wollingster See in der Gemeinde ist so einzigartig und wertvoll ist, dass er ein Weltnaturerbe sein könnte. Der Förderverein Wollingster See will ihn deswegen langfristig dafür anmelden. „Der See soll UNESCO-Weltnaturerbe werden“, sagt dessen Vorsitzender Heino Runge. „Es ist der wertvollste See im Landkreis, ja, in ganz Niedersachsen", ist sich Dr. Eike Rachor vom BUND sicher.
Langer Weg für die Engagierten vor Ort
„Weltnaturerbe wäre schön“, findet Rachor, schränkt allerdings ein, dass diese Forderung „sehr, sehr hoch gegriffen“ sei. Man müsse sich mindestens ein Jahrzehnt Zeit nehmen. „Es erfordert wahnsinnig viel Arbeit mit Forschung und Beteiligung des Landkreises, der Landesbehörde NLWKN, des Umweltministeriums, des Bundesamtes für Naturschutz und der UNESCO“, so Rachor vom Umweltverband BUND.
Wollingster See: Einzigartig in vielerlei Hinsicht
Die Einzigartigkeit des Sees fängt schon bei der Entstehung an. Vermutlich ist der Wollingster See vor mehr als 12 000 Jahren durch eine im Boden befindliche Eislinse entstanden. Der See liegt auf einer Wasserscheide. In Tausenden Jahren hat sich ein einmaliges Biotop entwickelt. Eine weitere Besonderheit ist die Bedeutung der Natur. Die speziellen Strand-Pflanzengemeinschaft mit Lobelie, Strandling und Brachsenkraut ist weltweit sehr selten.
Experte bestätigt Bedeutung des Gewässers
Das bestätigt auch Dr. Hans-Christoph Vahle von der Akademie für angewandte Vegetationskunde in Witten. "Das gemeinsame Auftreten von Lobelien und Brachsenkraut ist in Deutschland nur noch im Wollingster See und im Ihlsee in Schleswig-Holstein gegeben. Neben dem See-Brachsenkraut und der Wasser-Lobelie gehöre auch der Strandling zu den besonderen Pflanzen des Sees."
Kultische Bedeutung: Wo Himmel und Erde sich treffen
Einiges deutet darauf hin, dass der See schon vor Jahrhunderten ein Kultplatz war, ein heiliger Ort. Hier begegnen sich Erde und Himmel, sagen viele. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass der See erstaunliche Analogien zum menschlichen Auge zeigt, das von der Erde zum Himmel aufschaut und das Licht von oben tief in sich hinein strahlen lässt. "Ein unglaubliches Phänomen", findet Vahle.
Das Wattenmeer als Vorbild
Der Weg zur Auszeichnung UNESCO Welterbe ist lang. Im Cuxland gibt es etliche Bemühungen.
- Das Wattenmeer vor der Wurster Nordseeküste ist seit 1986 Nationalpark. Mit der Anerkennung des deutsch-niederländischen Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe 2009 wurden die Schutzbemühungen belohnt.
- Eine der ältesten im Originalzustand erhaltenen Barockorgeln des Orgelbauers Arp Schnitger steht im 700-Seelen-Dorf Cappel an der Wurster Nordseeküste, die 2017 Weltkulturerbe werden könnte. Die Chancen stehen gut.
- Bei der Anerkennung der Schwebefähre Osten-Hemmoor als Unesco-Weltkulturerbe geht es seit Jahren nicht voran, beim internationalen Sammelantrag kommt es zu Verzögerungen. Weitere Fortschritte sind erst ab 2024 zu erwarten.

Heino Runge (links) vom Förderverein Wollingster See und Dr. Eike Rachor (BUND) untersuchen die Pflanzenwelt an dem Gewässer in der Gemeinde Beverstedt.
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