Am Amtsgericht Geestland wurde das Urteil gegen einen 36-jährigen Fleischzerleger gefällt. 

Am Amtsgericht Geestland wurde das Urteil gegen einen 36-jährigen Fleischzerleger gefällt.

Foto: Lothar Scheschonka

Cuxland

Zu viel Druck am Fließband? Blutige Messerattacke in Cuxländer Fleischbetrieb

15. November 2023 // 18:41

Sind Stress und Druck Schuld an einer Messerattacke in einem Fleischbetrieb im Cuxland? Das Amtsgericht Geestland sieht einen Zusammenhang zwischen den dortigen Arbeitsbedingungen und dem Angriff.

Am Amtsgericht Geestland wurde ein Fall verhandelt, bei dem ein Rumäne im August 2022 einen Kollegen aus Polen mit einem Messer schwer verletzte. An diesem Tag legte der Mitarbeiter aus Polen auf ein Fließband immer mehr Fleisch, das der Angeklagte klein schneiden sollte. Zu viel, wie mehrere Mitarbeiter aussagen. Der Angeklagte sticht zu, der Angegriffene kann die Klinge gerade noch mit der rechten Hand abwehren. Mit der Folge, dass Sehnen und Nerven bis auf die Knochen durchtrennt wurden.

Angeklagter plädiert auf „Arbeitsunfall“

Der Angeklagte hingegen streitet ab, seinen Kollegen absichtlich verletzt zu haben. Ihm zufolge war es im Streit zu einer Rangelei zwischen den beiden gekommen. Das Messer habe er dabei nur zufällig in der Hand gehabt und den Geschädigten versehentlich verletzt. Es sei ein „Arbeitsunfall“ gewesen.

Das Gericht glaubte das allerdings nicht und verurteilte den Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Zudem muss er dem Geschädigten 8000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

„Die schlechten Arbeitsbedingungen im Unternehmen können fast schon als mildernde Umstände gewertet werden“, sagt die Richterin. Zumindest würden der Zeitdruck und die Verstöße gegen den Arbeitsschutz das Motiv des angeklagten 36-jährigen Fleischzerteilers teilweise erklären.