
Die Nordsee hat viel Einfluss auf unser Wetter.
Foto: Anja Kaiser
Unser Norden
Schönes Schietwetter - nirgends scheint der Himmel so schön grau wie bei uns
Grau, etwas diesig und eine ordentliche Portion Wind – von so einem Schietwetter wird hier bei uns oft gesprochen. An manchen dieser Wettervorurteile ist was dran, an anderen nicht. Fest steht aber: Das Wetter hier ist insgesamt gar nicht so schiete und hat auch einige Vorteile gegenüber anderen Regionen.
In Bremerhaven ist es genau genommen sogar wärmer als im deutschen Durchschnitt. Trotzdem ist es hier – zumindest gefühlt – oft kühler als anderswo. Klingt merkwürdig? Annika Brieber erklärt, warum das so ist. Sie ist Meteorologin am Klimahaus Bremerhaven.
Mehr als doppelt so viel Wind
„Das liegt am Wind“, sagt Brieber. Denn Wind haben wir hier wirklich viel. „In den letzten Jahren lag der Mittelwind in Bremerhaven bei rund 19 km/h.“ Das ist mehr als doppelt so viel wie im Rest Deutschlands. Und auch die Nordsee spielt eine – wortwörtlich – tragende Rolle für unser Wetter. „Meistens kommt das Wetter von Westen zu uns, also vom Meer“, erklärt die Meteorologin. „Über dem Wasser kann die Luft frei strömen, der Meereswind ist schneller und kühler als die Luft über dem Land. Dann treffen die Luftströme aufeinander. Diesen Vorgang nennt man Küstenkonvergenz“, beschreibt die Wetter-Expertin.
Und weiter: „Beim Zusammenströmen entlang der Küstenlinie steigt die Luft auf, es entstehen Wolken.“ Und tatsächlich liegt die Anzahl der jährlichen Sonnenstunden mit 1161 auch etwas unter dem Bundesdurchschnitt.
Niederschlag unter Bundesdurchschnitt
Zudem bringen diese Wolken auch den ein oder anderen Regenschauer mit. Trotzdem liegt auch die Niederschlagsmenge in Bremerhaven von 755 mm pro Jahr unterhalb des Durchschnitts in Deutschland. Denn: Hier nieselt es zwar häufiger mal, aber wir haben selten Starkregenfälle.
Nicht so starke Wetterextreme
Zusammengefasst: Beim Wind sind wir ganz vorne mit dabei, doch bei vielen anderen Wetterdingen sind wir eher Durchschnitt. Wie kommt es nun aber, dass Statistik und Gefühl so oft auseinandergehen? „Hier in Bremerhaven haben wir nicht so starke Wetterextreme“, erklärt Brieber. „So haben wir hier beispielsweise im Vergleich wenige starke Hitzetage im Sommer und gleichzeitig im Winter wenig Frost und Schnee.“ Die Temperaturen schwanken hier nicht so stark. Auch das hängt wieder mit der Nordsee zusammen. Das Wasser kühlt im Sommer die vorüberströmende Luft ab und wärmt sie im Winter etwas auf.
Eine frische Meeresbrise genießen
Diese Wetterlage hat Vorteile. Zum Beispiel leiden im Sommer die Natur und auch die landwirtschaftlichen Flächen nicht so stark unter heißen Trockenperioden wie in manch anderen Regionen. Gerade bei den heutigen Energiepreisen und als Beitrag zur Energiewende ist die Region als Standort für die Windenergie ideal. Und außerdem sind Wind und Deich die beste Kombination zum Drachensteigen lassen – also raus an die frische Meeresbrise und das Schiet… – äh, schöne Wetter genießen!