„Die Gemäuer von Beelitz haben mich nicht mehr losgelassen. In den Gebäuden hat mich alles fasziniert.“

„Die Gemäuer von Beelitz haben mich nicht mehr losgelassen. In den Gebäuden hat mich alles fasziniert.“

Foto: Janka Bahlmann

Lifestyle

Lost Places – Der Reiz im Verfallenen

Von Michael Humboldt
13. Oktober 2021 // 13:05

„Für mich sind verlassene Orte mehr als nur kalte, leere Gebäude. Sie haben meist sehr viele und interessante Geschichten zu erzählen. Man muss nur ganz genau hinschauen und ihnen zuhören“, erklärt Janka Bahlmann, die genau wie Ingmar Janner ihren fotografischen Schwerpunkt in der Lost Places-Fotografie gefunden hat. Diese wird oft auch als Urbex (Urban Exploration) bezeichnet. Den Fotografen geht es darum, den Reiz im Verfallenen, den Charme einer Patina und die Vergänglichkeit von Gebäuden festzuhalten.

„Dabei sollte man immer zwischen Leerstand und wirklich seit Jahrzehnten verlassener und sich selbst überlassener Gebäude unterscheiden“, erklärt Ingmar Janner. Beide bewegen sich im Umfeld der Fotofreunde Beverstedt, einer Gruppe ambitionierter Hobbyfotografen mit teilweise sehr verschiedenen fotografischen Vorlieben.

Ehrencodex

Der Ehrencodex bei den meisten Urbexern lautet: „Nehme nichts mit außer Fotos und Erinnerungen und hinterlasse nichts außer deiner Fußabdrücke.“ Das befolgt auch Janka Bahlmann. Die 30-Jährige hat sich das Fotografieren quasi selbst beigebracht. Den Zauber der Lost Places erklärt sie so: „Diese Gebäude sind alt und voller Geschichten. Sie haben vielen Menschen ein Dach über dem Kopf geboten, Heilung, Trauer oder sogar den Tod gebracht.

Wenn wir zum Beispiel über verlassene Krankenhäuser, Lungenheilanstalten oder auch eine Psychiatrie reden, so denken wir an die Geschichte vieler erkrankter Menschen, denen dort eine zweite Chance geschenkt wurde.“

Lieblingsort

Die Beelitzer Heilstätten sind ihr Lieblingsort. „Meine favorisierte Band seit Kindheitstagen ist Rammstein. Und mein Lieblingslied heißt ,Mein Herz brennt‘. Zu diesem Lied
haben Rammstein in den Heilstätten von Beelitz ein Musikvideo gedreht. Ich habe mir das Video unfassbar oft angesehen. Die Gemäuer von Beelitz haben mich nicht mehr losgelassen. In den Gebäuden hat mich alles fasziniert. Von der abblätternden Ölfarbe an der Wand bis zu jedem kleinen Riss im Fußboden. Es ist zum Ort geworden, an dem ich meine Seele wieder aufladen konnte.“

Ein geübtes Auge und etwas Glück

Ingmar Janner haben alte Autos, Motorräder und die verspielte Architektur historischer Gebäude schon immer interessiert. „Das habe ich seit Jahrzehnten fotografisch umgesetzt. Patina und leichter Verschleiß sollten dabei immer erhalten bleiben“, erklärt er.

Urbexen ist in den letzten Jahren allerorten in Mode gekommen. In der Region Bremen/Niedersachsen seien Lost Places eher selten zu finden. „Deshalb nutze ich gerne Urlaube wie in Kroatien, um sie zu erkunden.“ Doch nicht jeder kann aus alten Gebäuden gleich fotografische Hingucker zaubern. „Erst ein geübtes Auge, etwas Glück mit dem Wetter und gutes Licht sowie eine gute Umsetzung der Fototechnik kehren die sehenswerten Seiten eines Objekts hervor“, weiß Ingmar Janner. (hum)

Lost Places – Der Reiz im Verfallenen

Foto: Ingmar Janne

Lost Places – Der Reiz im Verfallenen

Foto: Janka Bahlman