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Barhocker
Rob Hardt: Ich bin tief mit meiner Heimatstadt verwurzelt
„Als Produzent kenne ich viele Musiker. Mit Helge Schneider bin ich zum Beispiel über die Rickmersstraße gezogen. Wir wollten nach der Studioarbeit Pommes essen und sind in einen Imbiss. Dort wurde Helge von einer älteren Frau angesprochen: ‚Sie sehen ja aus wie Helge Schneider. Nur in jung.‘ Helge meinte ungerührt: ‚Das höre ich öfter‘.“ Rob Hardt grinst in Erinnerung an diese Begegnung und erzählt locker weiter.
„Moment mal, ich komme mit dem Schreiben nicht hinterher“, bremse ich den Redefluss des geselligen DJs. „Wie kommst du mit Helge Schneider nach Lehe?“ Hardt lacht und entlädt die nächste Informationssalve. „Eine Freundin von mir hat in diversen Bands gespielt, unter anderem für Helge und Udo Lindenberg. Udo war so nett, dass er später sogar spontan auf der Hochzeit der Leadsängerin in Schleswig- Holstein Mucke gemacht hat. Einfach so.“ Hardt verbindet man eigentlich mit Soul, aber er ist überraschend offen für viele andere Genres. „Die Show von Lindenberg kürzlich in der ÖVB-Arena in Bremen war eine der besten, die ich in Deutschland gesehen habe. Der bringt es trotz seines Alters immer noch und hat immer eine Message. So erleuchtete die Bühne komplett in Regenbogenfarben als Support für die Anerkennung und Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen.“

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Von Stars & Sternchen
Der Musikproduzent hat viel zu erzählen von seiner Arbeit mit Promis und Sternchen der Musikbranche. „Die Künstler waren sozusagen under cover hier im Studio. Keiner durfte davon wissen, weil wir hier arbeiten wollten und keine Zeit für spontane Autogrammstunden war.“ Als ich fragend eine Augenbraue hochziehe, legt er nach: „Dazu gehörten auch die ‚No Angels‘.“
Aber wie kommt ein gelernter Erzieher aus Bremerhaven dazu, internationale Chartbreaker in Hamburg und in der Seestadt zu produzieren? Von KiTa-Hits wie „Aramsamsam“ zu „Daylight in your Eyes“ gibt es doch einen gewissen Unterschied. „Naja, bei einigen Bands fühle ich mich manchmal mehr als Papa und Erzieher als es mein eigentlicher Job ist. Aber was soll ich sagen. Ich war selbst kein guter Schüler und ich glaube, meine Lehrer von der Kantschule haben mir den Abschluss gegeben, damit sie mich los sind. Während meiner Ausbildung zum Erzieher habe ich in Lehe gewohnt, mein Schlafzimmer war damals gleichzeitig mein Studio – zum Leidwesen meiner damaligen Freundin. Freitags bis sonntags bin ich nach Feierabend immer gleich nach Hamburg ins Studio von Louis Rodrigues abgedüst, der damals unter anderem Modern Talking produzierte. Ich habe dort Tag und Nacht Beats gebaut und programmiert. Weil ich wenig Geld hatte, habe ich oft unter dem Mischpult geschlafen. Da das Studio in einem alten Bunker in der Osterstraße war, wusste man nie, ob es Tag oder Nacht war. Musiker wie Dieter Bohlen und die Backstreet Boys gingen ein und aus und ich habe die Aufträge weggearbeitet.

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In der Zeit habe ich viel gelernt. In meinem erlernten Beruf habe ich nach der Ausbildung tatsächlich nie gearbeitet.“ Rob Hardt lacht, schüttelt den Kopf in Gedanken an diese Zeit und greift zu seinem Aperol Sprizz. Nach einem tiefen Zug aus dem Glashalm blinzelt er in die Sonne, die auf die Terrasse der Bar im Innenhof des Haverkamps scheint, und setzt die Sonnenbrille auf. „Ist das okay? Meine Augen tränen sonst“, fragt er.
„Da Pop aber nie mein Ding war, sondern mein Herz immer für Soul und Black Music geschlagen hat, bin ich aber irgendwann nach Bremerhaven zurück und habe hier mein eigenes Studio gestartet. Mittlerweile produziere ich im Schnitt 13 bis 14 Songs im Jahr, Tendenz nach Corona steigend. Die meisten Songs laufen über Spotify. Alben sind eher schwierig, da kommen nur Pfennigbeträge bei rüber. Ich habe mein eigenes Label und kann veröffentlichen, was ich will. Dank der Digitalisierung bin ich eher in den USA, Großbritannien und Japan unterwegs. Im deutschen Markt war ich eher in den 90ern aktiv mit Remixen, Chaka Khan und No Angels.
DJ auf Kreuzfahrten
Der 53-Jährige liebt Soul, fühlt sich aber auch unerwarteten Interpreten verbunden: „Bei mir entscheidet das Bauchgefühl. Weil mein Vater zur See gefahren ist, kann ich auch ‚Junge, komm bald wieder‘ von Freddy Quinn mitsingen. Das Stück habe ich auch mal als DJ auf einem Segelschiff aufgelegt und dabei Tränen in den Augen gehabt“, verrät er mit überraschend leiser Stimme. Diese wird noch sanfter, als er an sein Leibgericht als Kind denkt: „Schellfisch mit Senfsauce. Und wenn mein Vater vom Schiff mehr Fisch mitgebracht hatte als wir brauchten, hat meine Mutter anschließend davon Frikadellen gemacht. Meinem Vater konnte keiner beim Filetieren etwas vormachen. Wenn wir alle zusammen Krabben gepult haben, landete immer eine im Topf und eine im Mund. Egal, wo ich in der Welt war, dem Hafen hier fühle ich mich für immer verbunden, hier bin ich verwurzelt.“

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