Goethestraße 60 ist wieder in ein Altbauschmuckstück verwandelt.

Sanierer Rolf Thörner hat die einstige „Mutter aller Schrottimmobilien“ (Goethestraße 60) wieder in ein Altbauschmuckstück verwandeln lassen.

Foto: Heske

Bremerhaven
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Aus Schrott wird eine Altbauperle

1. September 2024 // 00:00

Sie galt als „Mutter aller Schrottimmobilien“ im Goethequartier: Doch mit viel Leidenschaft hat Sanierer Rolf Thörner die Goethestraße 60 wieder in eine Gründerzeit- perle verwandelt. Im Erdgeschoss eröffnet am 1. Septem- ber ein besonderes Restaurant: ein Auflauf-Haus.

Das in den Jahren 1909 und 1910 erbaute Gebäude galt lange Zeit als Paradebeispiel für den Niedergang eines Gründerzeitquartiers. „Weil die Stadt lange niemanden fand, der es saniert, wollte sie das Haus kaufen und abreißen lassen“, berichtet Thörner. Doch der erfahrene Altbausanierer verliebte sich in den vermeintlichen Abrisskandidaten und kaufte das Haus im Jahre 2017. Zwischenzeitlich sanierte der gebürtige Osnabrücker eine ganze Reihe anderer Altbauten im Quartier. „Die Goethe-60 war aber immer meine Lieblingsbaustelle.“

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Viele Herausforderungen

Eine besondere Herausforderung bei der Sanierung waren die Geschossdecken. „Die waren alle baufällig und eingestürzt, sodass man vom Erdgeschoss bis zum Dach gucken konnte“, berichtet Thörner. „Ich hätte gern Leichtbetondecken eingebaut, aber der Statiker hatte Zweifel, ob der Untergrund und die Wände das zusätzliche Gewicht tragen.“ Also tüftelte Thörner eine andere Lösung mit neuen Holzbalkendecken und eingezogenem Trittschallschutz aus. „Das hat aber eine ganze Weile gedauert.“

In den Decken befindet sich auch die zeitgemäße Kapillarheizung, die sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet werden kann. Eine Luftwärmepumpe und bei Bedarf eine Gastherme sorgen für die Heizenergie. „Die Kapillarheizung kommt mit einer sehr geringen Vorlauftemperatur aus“, sagt Thörner.

Atmungsaktive Wände

Um Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen, sei es wichtig, die Wände atmungsaktiv zu halten. Alles, was an Farbe und Putz da war, sei heruntergekommen. „Wir haben dann, so wie es früher üblich war, einen leichten Putz mit geringem Zementanteil aufgebracht und mineralisch gespachtelt und gestrichen“, berichtet der Altbausanierer.

Zwischen Erkern und der übrigen Gebäudefront klafften vor der Sanierung große Risse. „Ursache waren korrodierte Eisenträger, die das Mauerwerk aufgedrückt haben“, berichtet Thörner. Jeder einzelne Träger sei freigelegt und entweder ausgetauscht oder speziell behandelt worden. Während die Originaltüren und -zargen überwiegend erhalten blieben und nur abgeschliffen und mit Leinöl behandelt wurden, ließ Thörner die Fenster individuell nach altem Vorbild neu herstellen. Die Balkongeländer fertigte eine Stahlbaufirma aus der Region an.

Kostenspielige Neuerung

Ein Teil des Fassadenstucks war noch vorhanden und ließ sich ebenso rekonstruieren wie die Fensterumrandungen. Stuckverzierungen in den Wohnungen hat Thörner von einem Gründerzeithaus in der Alten Bürger abnehmen und von einem Stuckateur nachbilden lassen.

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Eine kostspielige Neuerung hat Thörner dem Gebäude, das seit fünf Jahren unter Denkmalschutz steht, gegönnt: einen Fahrstuhl, innen neben dem Treppenhaus. Für eine Verzögerung der endgültigen Fertigstellung des Hauses hatte gesorgt, dass der Bordstein für die Feuerwehr abgesenkt werden musste. Die Gesamtkosten der Sanierung: „Wie ein Neubau in der Größe.“

Wohnungen können bezogen werden

Die Wohnungen in der „Goethe-60“ stehen ab nächsten Monat zur Vermietung. „Zunächst spreche ich jetzt mit den Interessenten, die sich im bereits im Januar gemeldet haben“, sagt Thörner.

Während er für eine der beiden Gewerbeflächen im Erdgeschoss noch einen Gemüsehändler sucht, öffnet am 1. September daneben (dienstags bis sonntags von 17.30 bis 22 Uhr) das Auflauf-Haus. Betreiberin des Restaurants ist die Partnerin des Sanierers. Tischreservierungen unter Tel. 0471/ 41896944.

Rolf Thörner hat derweil bereits das nächste Objekt im Auge: die Lutherstraße 27, ein stark sanierungsbedürftiger Altbau, natürlich.

Altbausanierer Rolf Thörner in der Goethestraße 60.

Altbausanierer Rolf Thörner in der Goethestraße 60.

Foto: Heske