
Das Forschungsschiff vis-à-vis zur „Diva“: Im sanierten Bangert-Bau ist seit dem vergangenen Jahr die neue Dauerausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ zu sehen.
Foto: DSM / Nicole Werner
Deutsches Schifffahrtsmuseum bereits ein halbes Jahrhundert auf Kurs
Das Deutsche Schifffahrtsmuseum begeht das Jubiläumsjahr mit einem großen Ausstellungsreigen und Geschenken für die Gäste.
Eine Robbe und ein Krake winken von rot-orangenen Bannern und Flaggen vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM)/ Leibniz-Institut für Maritime Geschichte. Es ist klar: Hinter den Mauern des sonst meeresblau geprägten Baus tut sich etwas. In diesem Jahr wird gefeiert – ein halbes Jahrhundert gibt es das Museum und den Museumshafen. So lange schon widmet sich das Haus der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Schifffahrt.
Geschenke für die Gäste
Zum Geburtstag gibt es vor allem Geschenke für Gäste und Schiffsfans. Ein Ausstellungsreigen über das ganze Jahr verteilt bietet neue Perspektiven auf das Meer und auf Schiffe. Anlässlich des runden Geburtstags erhalten Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre das ganze Jahr über freien Eintritt ins Museum. Auch der Museumshafen lädt kostenlos zur Entdeckungstour ein: Hafenschlepper „Stier“ und Hochsee-Bergungsschlepper „Seefalke“ können eintrittsfrei betreten werden.
Museumsbesuch für alle ermöglichen
„Wir möchten mit dieser Initiative Kindern und Jugendlichen aus allen Schichten den Museumsbesuch ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Ruth Schilling, Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums. „Unsere Beziehung zum Ozean ist jetzt wichtig – und wird in Zukunft noch relevanter. Zum 50. wünschen wir uns, dass viele erkennen, wie bedeutend die Ozeane für unser Leben sind und wie wichtig ein bewusster Umgang mit ihnen ist.“
Festakt am 5. September
Der offizielle Festakt zum Jubiläum findet am 5. September als geschlossene Veranstaltung statt – genau 50 Jahre nach der Eröffnung der Kogge-Halle und des Museumshafens. Eröffnet wird dann auch die Sonderausstellung „Große Geschichten – Kleine Schiffe“, die ab dem 6. September von der Öffentlichkeit besucht werden kann. Zu einer fröhlichen Geburtstagssause sind Familien und vor allem junge Gäste am Sonntag, 7. September 2025, von 14 bis 17 Uhr eingeladen. Unter dem Motto „Leinen los!“ erleben kleine Entdeckerinnen und Entdecker einen bunten Nachmittag voller maritimer Spiele, Bastelspaß und Rätselraten rund ums Thema Schiffe.
Ausstellung ist ein Herzensprojekt
Die Ausstellung „Große Geschichten - Kleine Schiffe“ ist ein Herzensprojekt und ein Geschenk an alle, die an ihrer Entstehung beteiligt waren. Über 1.200 Menschen folgten im Frühjahr dem Aufruf zur Abstimmung und wählten aus zwölf historischen Schiffsmodellen ihre fünf Favoriten. Die kleine Schiffsparade nimmt Kurs auf die Kogge-Halle. Es handelt sich um teilweise lange nicht gezeigte Objekte oder solche, die bisher nur im Depot lagerten. Die Modelle werden mit persönlichen Erinnerungen und Geschichten der Besucherinnen und Besucher ergänzt. So entsteht ein vielstimmiges Bild maritimer Erinnerungskultur. Die Ausstellung gibt außerdem Einblicke in Themen, die künftig in der neuen Dauerausstellung im Scharoun-Bau eine Rolle spielen werden.
Bewegung auf See
Derzeit zu sehen ist die kürzlich eröffnete Sonderausstellung „Still Stehen – Seeleute und Geflüchtete in der Pandemie“. Sie beschäftigt sich mit einem scheinbaren Gegensatz zur Bewegung auf See: dem Innehalten, dem Festliegen, dem Warten – zentrale Erfahrungen in der maritimen Welt, die auch gesellschaftlich und historisch hochrelevant sind. Die Ausstellung fragt, was passiert, wenn Schiffe, Menschen und Prozesse zum Stillstand kommen, und lädt zur Reflexion über globale Zusammenhänge, Krisen und Wandlungsprozesse ein. Die Ausstellung ist bis zum 1. März 2026 zu sehen.
Podiumsgäste in Diskussion
Eine Diskussion am Donnerstag, 11. September, ab 18 Uhr ordnet die Geschehnisse für das Publikum ein. Die Podiumsgäste haben selbst die Pandemie an Bord erlebt oder sich in dieser Zeit aktiv für die Rechte und Belange von Seeleuten eingesetzt. Nach kurzen Impulsvorträgen kommen sie ins Gespräch – über politische, rechtliche und gesellschaftliche Konsequenzen der Pandemie und darüber, wie die Würde und Rechte von Seeleuten wirksam geschützt werden können.
100 Jahre „Meteor-Expedition“
Ein weiteres Highlight dieses Jahres war die Eröffnung der Sonderausstellung „Land gewinnen – Die Deutsche Atlantische Expedition von 1925 bis 1927“ anlässlich des 100. Jubiläums der „Meteor“-Expedition. Zwischen 1925 und 1927 erforschte das deutsche Forschungsschiff systematisch den Südatlantik und revolutionierte damit die Ozeanforschung. Mit innovativen Messmethoden kartierte die Expedition den Meeresboden, analysierte Strömungen und versuchte sogar, Gold aus dem Ozean zu gewinnen.
„Land gewinnen“
Doch die Expedition diente nicht nur der Wissenschaft: Auch politische Interessen nach dem Ersten Weltkrieg spielten eine zentrale Rolle – Deutschland wollte mit technischer Exzellenz seine internationale Bedeutung wieder stärken. „Land gewinnen“ macht diese historischen Zusammenhänge erlebbar. Die Ausstellung nimmt die Gäste mit an Bord und lässt sie den herausfordernden Alltag an Deck nachvollziehen. Originaldokumente, der Nachlass von Kapitän Fritz Spieß sowie Tausende Glasplattennegative geben einen tiefen Einblick in die Arbeitswelt der damaligen Ozeanforschung. „Land gewinnen“ ist noch bis zum 3. Mai 2026 zu sehen.
Ein Abend voller Entdeckungen
Das Jubiläumsjahr gipfelt in einem atmosphärischen Abend voller Entdeckungen: Am 8. November 2025 lädt das DSM zur „Langen Nacht der Tiefsee“ ein. Ein Highlight-Programmpunkt an diesem Abend: Ein Stummfilmkonzert mit einem eigens vom Simon Quinn Orchester komponierten Stück zum historischen Dokumentarfilm über die „Meteor-Expedition“.
Musikalische Uraufführung
Das Publikum darf sich ab 18 Uhr auf eine noch nie gehörte Uraufführung freuen. Die musikalische Live-Begleitung verleiht den Originalaufnahmen eine neue emotionale Ebene – ein eindrucksvolles Erlebnis für alle Altersgruppen. Der Abend wird möglich aufgrund der freundlichen Unterstützung der WESPA-Kulturstiftung. Tickets sind ab 9. September 2025 an der Museumskasse erhältlich. Sie kosten 10 Euro, ermäßigt 5 Euro.
„Soleil Royal“ kehr zurück
Den glanzvollen Schlusspunkt des Jahres setzt die Heimkehr eines ganz besonderen Schiffes: Das Modell der „Soleil Royal“ kehrt nach Bremerhaven zurück und zieht am 28. Dezember in die Kogge-Halle ein. Lange befand sich das französische Segelschiff aus dem 17. Jahrhundert in Großbritannien und wurde dort aufwendig restauriert. Die Corona-Pandemie verzögerte die Heimkehr. Nun freut sich das DSM, das Prachtstück erstmals zeigen zu können – über das Gäste bei früheren Führungen durch die Sammlung schon immer bewundernd sagten, man müsste es mal genauer betrachten können.
Letzte Arbeiten durch britischen Restaurator
Der britische Restaurator führt die letzten Arbeiten direkt im Museum durch, sodass er live vom Publikum beobachtet werden kann, wie er die filigranen Segel setzt. Das Original unterstand Admiral Tourville und war mit 104 Kanonen ausgestattet. Das Segelschiff wird vermutlich der erste französische Star im Deutschen Schifffahrtsmuseum sein – und garantiert ein Publikumsmagnet.
Symbolischer Kreis schließt sich
Mit der Rückkehr der „Soleil Royal“ schließt sich symbolisch der Kreis eines Jubiläumsjahres, das im Zeichen bedeutender Schiffe stand. Das Prunkschiff, dessen Name mit „königliche Sonne“ übersetzt wird, setzt einen strahlenden Schlusspunkt unter ein halbes Jahrhundert DSM-Geschichte.