
Das Team der Firma Bösener ist mit neun Fahrzeugen in der Seestadt und in den angrenzenden Landkreisen unterwegs. Jeder Auftrag wird gerne übernommen.
Foto: Masorat
Familienbetrieb in zweiter Generation: Firma Bösener besteht seit 60 Jahren
Als die Brüder Otto und Ralf Bösener am 1. April 1965 ihren Zentralheizungs- und Lüftungsbetrieb gründeten, wollten sie vom Boom im Heizungsmarkt profitieren. Wie gut sich die Firma in 60 Jahren entwickeln würde, ahnten sie aber bestimmt nicht.
„Wir sind ein Familien-Meisterbetrieb in der zweiten Generation und haben unser Angebotsspektrum deutlich erweitert“, sagt Inhaber Knut Bösener (52) stolz.
Sein Vater Ralf und dessen Bruder Otto hatten das Unternehmen damals im Alter von 31 beziehungsweise 36 Jahren gegründet. Die beiden stammten aus einer Schlosserfamilie: „Mein Uropa und mein Opa waren Schlossermeister“, erzählt Knut Bösener. Sein Vater und sein Onkel waren vorher zur See gefahren, bevor sie dann ihre Firma gründeten.
Riesige Nachfrage nach Zentralheizungen
„Die Firmengründung von Gebrüder Bösener erfolgte zu einer Zeit, als es eine riesige Nachfrage nach Heizungen gab. Damals stellten alle von Holz- und Kohleöfen auf Zentralheizungen um“, weiß Knut Bösener. Das Geschäft lief, die Firma war in Bremerhaven und dem umliegenden Landkreis Wesermünde unterwegs, beschäftigte zwischenzeitlich 30 Mitarbeiter.
Der zweite Bereich der Handwerksfirma war der Lüftungsbau – ebenfalls lukrativ. „Dabei ging es um Be- und Entlüftung von Firmengebäuden und Hallen. Und auch um die Beheizung“, erläutert Knut Bösener.
Der heutige Firmeninhaber war schon als Kind häufig in der Firma. Er sei mit seinem Vater unterwegs gewesen, wenn dieser über Land gefahren sei und Kesselanlagen gereinigt habe. „Ich habe dann oft bei älteren Damen auf der Veranda gesessen und Brause getrunken“, erinnert er sich. Er habe auch manchmal mithelfen dürfen, zum Beispiel Werkzeug anreichen.
Knut Bösener wollte eigentlich Bäcker werden
In dessen Fußstapfen wollte Knut Bösener jedoch nicht treten oder gar das Familienunternehmen übernehmen. „Ich wollte lieber Bäcker werden wie meine Schwester. Deshalb habe ich in dem Meisterbetrieb eine Lehre angefangen, in dem auch sie arbeitete – drei Tage habe ich durchgehalten“, erzählt er und grinst. So begann er doch 1990 eine Ausbildung im elterlichen Betrieb. In der Zwischenzeit hatte hier seine Tante Erika Bösener das Ruder als Geschäftsführerin übernommen, die Firma wurde 1980 in eine GmbH umgewandelt.
„Als ich 1990 meine Lehre angefangen habe, gab es gerade wieder einen Boom. Damals wollte jeder eine Niedrigtemperaturanlage haben“, erinnert sich Knut Bösener. Das Problem sei gewesen, dass es kaum Kessel gegeben habe. In Zeiten der Wende wollte auch im Osten Deutschlands jeder eine Heizung haben. „Wir haben damals quasi am Band Viessmann-Kessel eingebaut. Die verkauften sich wie geschnitten Brot“, meint der heute 52-Jährige.
Nächste Generation steht in den Startlöchern
Seine Tante Erika führte die Bösener Heizungsbau- und Kundendienst GmbH 40 Jahre lang – steuerte sie teilweise auch durch schwierige Zeiten. „2020 habe ich das Geschäft übernommen. Als Ansprechpartner steht sie uns aber immer noch mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Knut Bösener. Sie habe immer noch großes Interesse am Wohlergehen der Firma, frage immer mal wieder nach. „Wir sind eben ein klassischer Familienbetrieb“, meint der 52-Jährige.
Und das bleibt auch so. Derzeit führt er das Unternehmen mit seiner Frau Natascha. Die gelernte Bürokauffrau kümmert sich um Büro und Verwaltung. Und die nächste Generation steht ebenfalls in den Startlöchern: Sohn Fynn-Ole Bösener (26) arbeitet bereits ebenfalls im Unternehmen. Er hat 2017 mit seiner Lehre begonnen und ist seit 2023 Meister – denn auch der Meisterbrief gehört zur Familientradition, wie ein Blick an die Wand des Büros zeigt: Dort hängen die Meisterbriefe vom Uropa und Opa, dem Vater, dem Onkel, seinem Sohn und natürlich von Knut Bösener selber. Die Jahreszahlen 1909, 1926, 1967, 2001 und 2023 erzählen bereits Geschichte. „Am schönsten finde ich ja die ganz alten Meisterbriefe, die machen richtig was her“, meint Knut Bösener.
Sohn will die Firma übernehmen
Der Firmeninhaber ist froh darüber, dass sein Sohn Fynn-Ole die Firma einmal übernehmen will. So sei die Nachfolge bereits geregelt – keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit. „Mir gefällt es hier einfach. Das Team ist toll, die Arbeit macht Spaß. Keine Frage, dass ich das Unternehmen übernehmen will“, bekräftigt Fynn-Ole Bösener.
Das Team, das sind derzeit elf Mitarbeiter, inklusive zwei Auszubildende, die vom Firmensitz in der Wilhelm-Busch-Straße 2 mit neun Fahrzeugen hauptsächlich in Bremerhaven und dem Kreis Cuxhaven unterwegs sind. „Teilweise sind wir auch in der Wesermarsch und im Kreis Stade unterwegs. Wir hatten sogar schon Aufträge in Hamburg“, erzählt Knut Bösener. Seine Firma übernehme gerne jeden Auftrag: „Für Geld bauen wir überall eine Heizung auf“, scherzt er. Doch eine Einschränkung gibt es: Die Baustellen müssen in Reichweite sein, auf Montage gingen die Mitarbeiter nicht.
Fachkräftemangel ist zu spüren
Neue Mitarbeiter hat der 52-Jährige bisher immer gefunden – trotz Fachkräftemangels: „Aber man merkt ihn schon. Junge Gesellen bekommt man eigentlich nicht. Die gehen meistens auch in die Industrie“, bedauert Knut Bösener. Auch Auszubildende zum Anlagenmechaniker SHK (Sanitär-Heizung-Klima) hat er bisher immer gefunden – und er will auch weiterhin ein Ausbildungsbetrieb sein.
60 Jahre ist schon eine lange Zeit für ein familiäres Handwerksunternehmen. Wie gelingt das? „Man muss immer auf der Höhe der Zeit sein, neue Trends erkennen“, sagt Knut Bösener. Nicht ohne Grund gehören zum Angebotsportfolio neben Heizung auch die Bereiche Bad und Haustechnik. „Insbesondere mit Badsanierungen kennen wir uns gut aus. Barrierefreiheit ist hier ein großes Thema“, weiß der Firmenchef. Und im Bereich Haustechnik ist Smart Home, also das vernetzte Zuhause, ein Zukunftsthema.
Im Bereich Heizung hat Knut Bösener frühzeitig reagiert. Und so stehen nicht nur moderne Öl- und Gasheizungen auf der Angebotsliste, sondern auch Solarthermie und Wärmepumpe. Gerade bei Letzterer hat Knut Bösener schon früh eine hohe Nachfrage festgestellt: „Die Leute waren verunsichert, was sie denn nun mit ihrer Heizung machen sollen“, berichtet er. Da sei hoher Erklärungs- und Beratungsbedarf gewesen. „Letztlich geht es aber doch nur um sparsame, effiziente und umweltfreundliche Heizzungsanlagen“, betont er.
Weiterbildung zum Energieberater
Die Wärmepumpe sei auch nicht unbedingt die Universallösung für jedes Haus. „Da muss man ganz individuell schauen. Es gibt ja auch Hybridlösungen mit Gas- und Ölheizungen“, sagt er. Deswegen werde bei jedem Kunden vor Ort geschaut, was sinnvoll sei. Eine gute Beratung und Fachplanung sei wichtig bei der Anschaffung einer neuen Heizung. Diese müsse für das jeweilige Gebäude ausgelegt sein. „So eine Heizung kauft man ja auch nicht mal eben so. Schließlich hat eine solche Anlage eine Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren“, betont er.
Stichwort Beratung: Auch hier hat Knut Bösener auf neue Entwicklungen reagiert. Ich lasse mich gerade an der Handwerkskammer Oldenburg zum Energieberater des Handwerks ausbilden“, sagt er.
Natürlich kümmert sich Bösener auch um Gewerbekunden. Objekt- und Anlagenbau, Sanitäranlagen und Heizsysteme stehen hier auf der Angebotsliste. „Wir arbeiten mit Hausverwaltungen zusammen genauso wie mit Industrieunternehmen“, erläutert Knut Bösener. Denn: Die Heizaufwendungen eines Gebäudes seien ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor. Gerade für Produktionshallen oder große Büros könne eine effiziente Wärmeerzeugung sowie eine durchdachte Verteilung hohe Kosten einsparen. Hier spiele nicht nur die Wahl des richtigen Heizsystems – ob Öl- oder Gasheizung, Blockheizkraftwerk oder erneuerbare Energien – eine Rolle, sondern auch die richtigen Einstellungen und Erfahrung bei der Wartung.
Firma Bösener repariert auch Ölanlagen auf Schiffen
Und noch eine besondere Fertigkeit kann die Firma Bösener anbieten: „Wir reparieren auch Ölanlagen auf Schiffen. Das macht heute kaum noch jemand“, sagt der 52-Jährige. Allerdings kämen solche Aufträge eher selten vor, schränkt er ein.
„Wir sind eigentlich eine sehr bodenständige Firma“, meint Knut Bödener bescheiden. Allerdings habe er immer einen Blick auf neue Entwicklungen. Um erfolgreich zu sein, müsse man auch gut vernetzt sein. Und damit meint er nicht nur das Internet, sondern eben auch die Kontakte zu anderen Firmen, zu Lieferanten und Kunden. Er selber ist im Unternehmensnetzwerk BNI (Chapter Geeste) aktiv, einer professionellen Vereinigung regionaler Geschäftsleute, die sich einmal in der Woche treffen – mit dem klaren Ziel: Mehr Umsatz durch neue Kontakte und Geschäftsempfehlungen. „Wir tauschen uns aus, geben provisionsfrei Empfehlungen. Damit hat sich auch mein Kundenkreis erweitert“, bekräftigt Knut Bösener.
Knut Bösener ist offen für alles
Und wie soll es weitergehen? Sicherlich werde sich die Firma noch weiterentwickeln, sagt der 52-Jährige mit Blick auf seinen Sohn. Dieser hat zwar nach eigener Aussage noch keine konkreten Änderungspläne, doch ausschließen kann man das nicht. „Es ist so. Die Struktur ändert sich im Spannungsverhältnis von Alt und Jung“, meint Knut Bösener. Er selber sei aber grundsätzlich offen für Neues. Und das müsse er auch. „Das zeigt ja schon die Entwicklung der jüngsten Zeit mit dem Heizungsgesetz“, sagt er. Eines ist aber ganz klar sein Ziel: das Familienunternehmen auch weiter am Leben zu halten. (chb)