
Auf einem rund sechs Hektar großen Gelände befindet sich der Recyclinghof Harrje in Geestland-Debstedt.
Foto: Harrje
Firma Harrje GmbH: 25 Jahre Recyclinghof in Debstedt
Egal, ob Strauchschnitt, Altholz, Bauschutt, Elektroschrott, Pappe oder Styropor: Auf dem Recyclinghof Harrje im Gewerbegebiet Debstedt kann all das und mehr entsorgt werden. In diesem Jahr feiert die 1999 gegründete Firma ihr 25-jähriges Jubiläum.
Auf rund sechs Hektar erstreckt sich das weitläufige Gelände des Recyclinghofs mit Winterdienst in der Bördestraße 12 in Geestland-Debstedt. Die Anfänge der Firma begannen allerdings in Schiffdorf, wo Frank Harrje gemeinsam mit seinem damaligen Partner Fritz Wehrmann und einem Mitarbeiter einen Winterdienst für Bremerhaven sowie eine Containervermietung gestartet hatte.
Winterdienst
„Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Bruders hatten wir uns eine Halle mit Werkstatt angemietet, und unsere zehn Container standen auf dem Acker“, erzählt Frank Harrje. „Unsere Hauptaufgabe war damals aber der Winterdienst, wo drei Arbeitskräfte mit zusätzlichen Aushilfskräften 480 Positionen anfuhren. Vom Fußgängerüberweg bis zum Schulparkplatz war alles vertreten.“ Für den Sommer allerdings musste noch eine Aufgabe gefunden werden.
Umzug nach Debstedt
Da Frank Harrje aus der Landwirtschaft kommt, war schnell klar, wohin sich das Unternehmen entwickeln will. „Unsere Grundfrage war: Was brauchen die Bürger für den Garten?“, schildert er die Entstehung des Recyclinghofs.
So wurde im Jahr 2000 in Debstedt in der Bördestraße 8 eine Halle und ein Bürocontainer fertiggestellt. Von dort aus setzen die beiden Geschäftsführer mit Heidi Harrje in der Buchhaltung und Verkauf ihren Winterdienst fort. Zudem boten Sie den Verkauf von Garten- und Baumaterialien sowie Recycling von Gartenmaterial an und suchten Absatzmärkte. 2007 konnte der Betrieb, der inzwischen auf 16 Mitarbeiter angestiegen war, mit einer Fläche des ehemaligen KFZ-Centers Langen in der Bördestraße 12 erweitert werden. Neben der Eröffnung des dortigen Gartengerätecenters war von nun an auch das Recyceln von Baumaterialien möglich. „Für uns war das ein großer Schritt, da wir von nun an alles komprimiert an einem Standort anbieten konnten“, sagt Frank Harrje, der gemeinsam mit seinem Sohn Marvin den Hof in Debstedt betreibt.
Harrje GmbH
Gerade einmal zwei Jahre später, 2009, zählte das Unternehmen bereits 25 Mitarbeiter und übernahm die Container der eingestellten Deponie Neuenwalde für die Sammlung von Elektroschrott und Altglas. Zudem vergrößerte sich das Spektrum der Dienstleistungen mit dem Verleih von Maschinen, der Pflege von Landschafts- und Spielplätzen sowie Grundstücksräumung und Abbruch. Im Winterdienst wurden inzwischen mit 45 weiteren Kräften 1.280 Positionen angefahren.
Pünktlich zur Herbstzeit und somit auch Laub- und Schnittzeit nahm sich der Recyclinghof 2014 den Problemen seiner Kunden an und etablierte den sogenannten „Big Bag“ in Debstedt und Umgebung.
Sack statt Container
Der „Big Bag“ ist ein großer Mehrzwecksack aus stabilem Kunststoffgewebe, der in verschiedenen Größen nicht nur für Grüngut, sondern auch für Abfälle wie Bauschutt geeignet ist. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein Container für die Zwecke einiger Kunden einfach zu groß ist und wollten eine bequeme und flexible Alternative zum Container anbieten“, so Frank Harrje. Seit knapp 10 Jahren kümmert sich der Betrieb in einem Radius von 20 Kilometern zum Betriebsgelände selbst um die Abholung. Und im Gegensatz zu einem Container entfällt hier auch der Zeitdruck: Wenn der „Big Bag“ voll ist, meldet der Kunde diesen zur Abholung an. „Wichtig für die Abholung ist aber, dass sich der ‚Big Bag‘ maximal drei Meter von der Bordsteinkante entfernt befindet, da der Lkw-Kran sonst außerhalb der Reichweite steht“, betont der Senior-Geschäftsführer.
Obstkisten für Edeka
2019 integrierte der Recyclinghof mit inzwischen 40 Mitarbeitern eine Kistenfabrik unter der Leitung von Thorsten Annis, in der Verkaufskisten für Edeka und Obstbauern hergestellt und deutschlandweit vertrieben werden. „Im Jahr 2021 sind einige dieser Kisten mit verschiedenen Aufschriften nach Tokio zu den Olympischen Spielen gegangen“, erzählt Dirk
Johanns, Assistenz der Geschäftsleitung/Winterdienst. „Gefüllt waren diese Kisten mit von Edeka gesponserten Obst und Früchten für ein gesundes Frühstück der Olympioniken.“
Im Jahr 2020 hatte sich das Unternehmen dazu entschlossen, sein seit 2007 bestehendes Gartengerätecenter zu schließen, in dem alles rund um die Bereiche Garten und Handwerk, von A wie Anlasser bis Z wie Zündkerze zu finden war.
Lieferengpässe
Neben dem Verkauf wurde auch die Wartung und Instandsetzung von Gartengeräten angeboten, das mit der Schließung des Centers wegfiel. Gründe für diesen Schritt seien unter anderem die Lieferengpässe aufgrund der Corona-Pandemie und dem Kostendruck durch das Internet gewesen. „Organisatorisch und vertriebstechnisch betrachtet, können wir aus heutiger Sicht sagen, dass es eine gute Entscheidung war, da wir uns mit diesem Schritt besser auf andere Dinge konzentrieren konnten, um unseren Ansprüchen dem Kunden gegenüber gerecht zu werden“, betont Frank Harrje.
Seit 2021 Harrje GmbH
Ende 2018 verabschiedete sich Fritz Wehrmann aus der Firma. Seit Anfang 2021 firmiert sie als
Harrje GmbH - Vater Frank und sein ältester Sohn Marvin führen seit 2018 die Geschäfte. Auch Sohn Tristan ist zwischenzeitlich in dem väterlichen Betrieb tätig, das seit seiner Gründung im Mai 1999 stetig gewachsen ist. Alleine der Fuhrpark des Hofes besteht aus über 90 Fahrzeugen - mehrheitlich für den Winterdienst, aber auch Großgeräte wie Trecker, Bagger und Ähnliches sind dabei. Im Zen-trum des Betriebs stehen jedoch die Rohstoffe, von denen Laien vieles davon sicher als „Müll“ bezeichnen würden. „Aber nur aus dem wenigsten kann man rein gar nichts machen“, ist Marvin Harrje überzeugt. „Angenommen wird bis auf Sondermüll alles. Es ist unser Job, möglichst viele Rohstoffe auf dem Markt zu halten und so der Ressourcen-Verknappung entgegenzuwirken, wobei sich natürlich nicht alles verwerten lässt, aber vieles aufbereiten.“ Was übrig bleibt, geht unter anderem in die thermische Verwertung, wird also in Heizkraftwerken verbrannt.
Effiziente Abfallverwertung
Auf großen Haufen türmen sich im hinteren Bereich des Geländes neben Hölzer auch Grünschnitt, Erde und Bauschutt. Altholz wird beispielsweise durch ein riesiges Sieb befördert, um Reststoffe herauszufiltern. Sogenannte A4-Hölzer wie etwa teergetränkte Bahnschwellen darf der Recyclinghof nicht annehmen. Das Riesen-Sieb wird auch zum Durchsieben von Erde verwendet. Je nachdem, welcher der Sammelstapel abgetragen werden muss, wird die Maschine eingesetzt und von Mitarbeitern befüllt. Damit alle Unkräuter vergehen, ist es wichtig, dass die Erde bestenfalls 2 Jahre abgelagert wird. Danach wird sie gesiebt und dabei von möglichen Fremdkörpern wie beispielsweise Steine etc. befreit. Anschließend kann sie als Mutterboden, angereichert mit 35 Prozent Kompost, wieder verkauft werden. Auch bietet Harrje verschiedene Materialien wie Pflastersplitt, Sand, Rindenmulch und Hackschnitzel zum Mitnehmen an.
Zertifizierter Kompost
Für Frank und Marvin Harrje ist es entscheidend, dass sie immer die Lage am Markt im Blick haben und am Ball bleiben. „Nur so kann man als kleines Rädchen im Getriebe der Entsorgung und Aufbereitung von Roh- und Wertstoffen bestehen“, hebt Frank Harrje hervor. Mit dem Fokus auf die Zukunftsfähigkeit hat die Firma vor drei Jahren 400.000 Euro in eine Kompostierungsanlage investiert. „Ein Meilenstein für unser Unternehmen“, sagt Marvin Harrje. Doch bis zur Umsetzung mussten drei Jahre für Planung und Genehmigung vergehen. Entstanden ist schließlich eine Halle, in der auf 1.200 Quadratmetern bester Kompost heranreift. Um die Auflagen betreffs Umwelt- und Naturschutz zu erfüllen, wurde ringsum eine Fläche von 5.500 Quadratmetern asphaltiert. Auf diesem Vorplatz können Bürger und Unternehmen ihren Grünschnitt und andere Gartenabfälle anliefern.
Harrjes setzt auf höchste Standards
Dieser wird dann geschreddert und unter Zufuhr von Feuchtigkeit mehrfach umgelagert, damit sich grobe und feine Teile gleichermaßen zersetzen. Bei diesem monatelangen Prozess entstehen Temperaturen von bis zu 70 Grad. „Im Grunde laufen dabei dieselben Prozesse wie bei der natürlichen Zersetzung im Wald ab - bei uns wird das Ganze beschleunigt“, erklärt Frank Harrje. Der daraus entstehende Kompost genügt höchsten Standards. Die beiden Geschäftsführer betonen, dass durch die Zugehörigkeit zur „Bundesgütegemeinschaft Kompost“ die Qualität mit regelmäßigen Proben durch ein unabhängiges Institut gesichert und der Kompost RAL-zertifiziert sei. Beispielsweise werde nachgeprüft, wie viele keimfähige Samen im Fertigkompost enthalten sind. Grenzwerte müssen eingehalten werden, damit der Aufwuchs von nicht gewollten Pflanzen im Kompost verhindert werde. Erhalten kann den Gütekompost jeder, egal ob Geschäftskunden oder Privatpersonen, die den Geestland-Kompost in kleinen Mengen für ihren Garten nutzen möchten.
Komplett autark
2022 kam ein weiterer Meilenstein im Hinblick auf die Energiewende für die Harrje GmbH hinzu: „Zur Strom- und Wärmeerzeugung nutzen wir einen Holzvergaser mit nachgeschaltetem BHKW sowie Photovoltaik, was uns komplett autark macht“, berichtet Marvin Harrje. Auch verfügt der Betrieb über drei Elektroautos. „Gerne würden wir auch unsere Nutzfahrzeuge umstellen, aber das ist derzeit in diesem Umfang noch nicht möglich“, fügt sein Vater Frank hinzu.
Nachhaltiges Wirtschaften und die Sicherung von Arbeitsplätzen liegt den beiden Geschäftsführern sehr am Herzen. Um die 40 Arbeitsplätze der Firma zu erhalten, sei es immer nötig, nach vorne zu schauen. „Stillstand ist Rückschritt“, lautet die Philosophie von Frank Harrje, der rückblickend auf die vergangenen 25 Jahre ein großes Dankeschön an sein gesamtes Team, an alle Kunden sowie Geschäftspartner aussprechen möchte. (bhi)