
Die „Schulschiff Deutschland“ an ihrem Liegeplatz im Neuen Hafen in Bremerhaven.
Foto: Arnd Hartmann
Gegründet für den Nachwuchs
Der Großsegler ist heute ein Blickfang im Zentrum Bremerhavens: Im Auftrag des Deutschen Schulschiff- Vereins lief die „Schulschiff Deutschland“ 1927 vom Stapel. Der Verein besteht seit 125 Jahren.
125 Jahre Deutscher Schulschiffverein
Die Gründungsversammlung des Deutschen Schulschiff-Vereins fand am 12. Januar 1900 im Berliner Hotel Continental statt. Der Verein hatte sich die Förderung der Ausbildung des seemännischen Nachwuchses der deutschen Handelsmarine an Bord von Segelschiffen auf die Fahnen geschrieben. Hauptinitiator und Schirmherr, damals Protektor genannt, des Vereins war Friedrich August Erbgroßherzog von Oldenburg.
Prominente Persönlichkeiten
Prominente Persönlichkeiten aus Adel, Wirtschaft und Politik des Kaiserreiches, darunter auch Kaiser Wilhelm II., verzeichnet die erste, 228 Namen umfassende Mitgliederliste des Vereins. Zum 1. Geschäftsführenden Vorsitzenden wurde Graf von Roedern, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Reeder.
Dem Verein wurden nach und nach folgende Schiffe unterstellt:
- „Großherzogin Elisabeth“ (1901, heute Museumsschiff „Duchesse Anne“)
- „Prinzess Eitel Friedrich“ (1910, heute „Dar Pomorza“)
- „Großherzog Friedrich August“ (1914, heute „Staatsraad Lehmkuhl“)
- „Schulschiff Deutschland“ (1927 als einziger vom DSV direkt beauftragter Neubau)
- „Schulschiff Pommern“ vormals Bark „Elfrieda“ (1928, bei einem Sturm verloren gegangen)
Ziel der Ausbildung an Bord bestand darin, die sogenannten Zöglinge zu tüchtigen Seeleuten für die Handelsschifffahrt zu erziehen. Das konnte nach damaliger Auffassung nur durch eine harte Ausbildung auf einem Segelschiff gelingen.
Ausbildung auf See
Die Schiffe des Schulschiff-Vereins boten neben der Stammbesatzung zwischen 140 und 200 Zöglingen einen Ausbildungsplatz. Als Ausbildungsbetrag hatten die Eltern der Zöglinge 250 Mark zu zahlen. Davon waren 120 Mark für zweckmäßige Kleidung bestimmt. Für Familien, die den Ausbildungsbetrag nicht aufbringen konnten, gab es Stipendien. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Ausbildung bis 2001 auf der „Schulschiff Deutschland“ nur noch stationär statt.
Unter Denkmalschutz gestellt
1994 wurde die „Schulschiff Deutschland“ als maritimes Denkmal von nationaler Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Ab 1996 hatte das Schulschiff seinen Liegeplatz an der Mündung der Lesum in die Weser in Bremen-Vegesack. Hier befand sich die bedeutende Schiffswerft von Johann Lange, dem Vorläufer des Bremer Vulkan. Mit der Verlegung der „Schulschiff Deutschland“ nach Bremerhaven, wo der Großsegler 1927 gebaut worden war, erfolgte auch die Verlagerung der Geschäftsstelle nach Bremerhaven.
Maritimes Kulturdenkmal
Heute gilt es, das letzte verbliebene deutsche Vollschiff als maritimes Kulturdenkmal der Nachwelt zu erhalten. Dazu bietet der Verein vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten wie Kapitänssuite, Familienkammer und Kammern mit Stock- oder Einzelkojen („Schlafen wie die Zöglinge“). Demnächst sind auch Kammern mit Hängematten verfügbar.
Feste an Bord möglich
Darüber hinaus können für Anlässe wie Familienfeste oder Betriebsfeiern die gemütliche Kajüte und Messe, der Kapitänssalon, das Bordmuseum, das Haupt- und Achterdeck oder das komplette Schiff angemietet werden. Weiterhin werden Grünkohl-, Labskaus- und Matjes-Essen oder auch Kaffee und Kuchen, Frühstück angeboten.
Überholung des Riggs
Für Anfang 2025 ist eine Untersuchungsdockung des Schiffes im Kaiserhafen geplant. Die Kosten dazu werden sich in einem niedrigen sechsstelligen Betrag bewegen. Um die „Schulschiff Deutschland“ für die nächsten 30 Jahre zu ertüchtigen, soll voraussichtlich Ende 2025 die Überholung des kompletten Riggs erfolgen. Hier werden die Kosten auf 2,5 bis 3 Millionen Euro geschätzt. Der Verein arbeitet daher daran, Geld aus Land- und Bundesmitteln sowie von Förderern zu beschaffen.
Viele Ehrenamtliche
Der Deutsche Schulschiff-Verein hatte Ende 2024 insgesamt 497 Mitglieder, bestehend aus Einzelpersonen, Unternehmen und Vereinen. Um den Erhalt des letzten deutschen Vollschiffs zu gewährleisten, ist der Verein aber weiterhin auf neue Mitglieder, ehrenamtlich Tätige und Spenden angewiesen.
Die Crew an Bord besteht aus je einer Voll- und Teilzeitkraft, 13 Mitarbeitern auf Minijob-Basis und rund 35 ehrenamtlich tätigen Mitgliedern, die in den Bereichen Wachgänger, Technik, Kombüse/Kiosk, Souvenir-Shop, Gästebetreuung, Veranstaltungen, Übernachtungen/Housekeeping eingesetzt sind. An Land managen zwei Teilzeitkräfte die Geschäftsstelle.
Der ehrenamtliche Vorstand setzt sich aus sieben Mitgliedern zusammen. Darüber hinaus ist ein Beirat installiert, bestehend aus sieben Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens.
Verein lädt zur Geburtstagsfeier ein
Im Rahmen eines „Open Ship“ feiert der SchulschiffVerein am Sonntag, 19. Januar 2025, ab 11 Uhr den 125. Geburtstag des Vereins an Bord der „Schulschiff Deutschland“. Dazu sind alle Vereinsmitglieder und auch solche, die es werden wollen, eingeladen. Zum Erhalt des Schiffes ist der Schulschiff-Verein außerdem auf Spenden angewiesen. Aktuell läuft über die Weser-Elbe Sparkasse auf der Spendenplattform „WirWunder“ (erreichbar über den untenstehenden Link) ein Spendenaufruf für die Beschaffung neuer Sonnensegel.