
Immer mehr Influencer posten Clips aus der Antarktis auf Plattformen wie Tiktok. Die Folge: Die unberührte Region im Südpolarmeer erlebt einen Touristenboom.
Foto: Ricardo Roura
Influencer im ewigen Eis: Wird die Antarktis zum Massenziel?
Die Antarktis verzeichnet höhere Besucherzahlen als je zuvor. Zuletzt sorgte ein Graffiti für Entsetzen - Experten schlagen Alarm. Ist das schon Massentourismus? Und was hat Tiktok damit zu tun?
Zwischen Abenteuer und Bedrohung
Die Antarktis – einst ein entlegener Ort für Forscher und Abenteurer, heute ein Trendziel für Kreuzfahrtgäste und Influencer. Experten schlagen Alarm: Die Zahl der Touristen im ewigen Eis explodiert. Doch was bedeutet das für die Umwelt?
TikTok macht die Antarktis zum Trendziel
Noch in den 1990er Jahren reisten weniger als 8.000 Menschen pro Jahr auf den weißen Kontinent. Heute sind es über 120.000 – ein Rekord. Social Media befeuert den Hype: Hashtags wie #AntarcticTourism gehen viral, und Influencer inszenieren sich mit Weingläsern vor gigantischen Eisbergen. Millionen Klicks sorgen für noch mehr Nachahmer. Die Antarktis wird zunehmend als exotische Kulisse für Likes genutzt.
Swinger-Kreuzfahrten und DJ-Sets im Eis
Während früher vor allem Expeditionsschiffe mit kleinen Gruppen das Südpolarmeer durchquerten, gibt es heute immer mehr Kreuzfahrten für spezielle Interessen. Neben Wellness-Reisen und Ärzte-Kongressen wird sogar eine „Antarctica Pride Cruise“ für LGBTQ+-Gäste angeboten. Besonders umstritten: Eine „Antarctica Swinger Cruise“ versprach ihren Gästen heiße Nächte in eisiger Umgebung. Auch musikalisch sorgt der Kontinent für Schlagzeilen: US-DJ Diplo legte 2023 als erster Künstler auf allen sieben Kontinenten auf – „episch!“, fanden Fans.
Gefahr für Natur und Tiere?
Umweltschützer sind alarmiert: Mikroplastik, Lärm und menschliche Eingriffe könnten das fragile Ökosystem der Antarktis nachhaltig schädigen. Besonders Pinguin-Kolonien werden durch Besucherströme belastet. Zwar gibt es strenge Regeln, doch die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) fordert noch stärkere Einschränkungen – bis hin zu kompletten Sperrzonen für Touristen.
Bald Hotels in der Antarktis?
Noch verbietet der Antarktis-Vertrag von 1961 den Bau von Hotels oder touristischer Infrastruktur. Doch Forscher befürchten, dass sich dies ändern könnte, wenn der Kontinent weiter an Exklusivität verliert. Die nächste Konferenz der Antarktis-Vertragsstaaten im Juni könnte über die Zukunft der Region entscheiden. Die große Frage bleibt: Kann der einzigartige Charakter der Antarktis bewahrt werden – oder wird sie zum nächsten Massentourismus-Ziel? (dpa/feh)