Alfred Prey wurde 70 Jahre alt. Eine große Feier hat der Teammanager der Fischtown Pinguins nicht geplant.

Alfred Prey wurde 70 Jahre alt. Eine große Feier hat der Teammanager der Fischtown Pinguins nicht geplant.

Foto: Arnd Hartmann

Bremerhaven
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Interview: Alfred Prey - „Ich würde lieber meinen 50. Geburtstag feiern“

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12. Februar 2024 // 09:28

Im Interview zu seinem 70. Geburtstag verrät Alfred Prey kleine und große Geheimnisse aus seiner 30-jährigen Karriere. Unter anderem was passierte, als er das letzte Mal den Schnauzbart abrasiert hat, wie er seinen Geburtstag feiert und warum DEB-Präsident kein Job für ihn wäre.

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Ist der 70. Geburtstag ein schöner Anlass zum Feiern für Sie?

Ehrlich gesagt, habe ich Geburtstage nie groß gefeiert. Auch der 70. ist für mich kein Anlass. Man ist stolz, dass man das Alter erreicht hat. Aber man schaut ja auch in die Zukunft und die Zeit, die noch bleibt, wird immer knapper. Deswegen würde ich lieber meinen 50. feiern.

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Geburtstagsinterview

Geburtstagsinterview zum 70.: Alfred Prey mit NZ-Sportchef Lars Brockbalz.

Foto: Arnd Hartmann

Wir haben tief im Archiv gegraben, aber aus 30 Jahren kein einziges Foto von Ihnen ohne Schnauzer gefunden. Bei welcher Gelegenheit haben Sie sich das letzte Mal glatt rasiert?

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Das war noch zu meiner Marine-Zeit, das muss etwa 35 Jahre her sein. Wir waren mal auf einer Mission westlich von Florida. Da waren wir ziemlich erfolgreich. Hinterher haben wir alle unsere Bärte versteigert und gegenseitig abgeschnitten. Als ich nach Hause kam, ist Monika (Preys Ehefrau, Anm. d. Red.) fast vom Glauben abgefallen und die Kinder haben mich fast nicht wiedererkannt. Danach habe ich das Ding wieder wachsen lassen.

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Was muss passieren, damit der Schnauzer fällt?

Ich weiß genau, was Sie hören wollen...

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Sie dürfen die Vorlage gerne verwandeln!

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Das werde ich nicht tun. Aber ich würde mich auch mit Bart freuen, wenn wir Meister werden. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist.

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Ihren 70. Geburtstag verbinden Sie mit einem Teil-Rückzug bei den Pinguins. War das Anlass, auch mal Bilanz zu ziehen?

Ich habe in den letzten Wochen eigentlich immer nur in die Zukunft geschaut. Ich bin froh, dass ich mit Sebastian Furchner einen Nachfolger als sportlicher Leiter gefunden habe, der voll und ganz unseren Vorstellungen entspricht. Ich werde ja auch erst mal bei den Pinguins bleiben und mich um die Dinge wie Sponsorengewinnung kümmern.

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Als Sie 1992 bei den Pinguins angefangen haben, standen Sie noch voll im Berufsleben bei der Bundeswehr. Wie haben Sie das unter einen Hut gebracht?

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Ich war damals noch bei den Marinefliegern, aber ich habe schon gewisse Freiräume gehabt. In meiner Freizeit habe ich mich aufs Eishockey konzentriert. Das war nicht immer leicht, aber das war auch nicht der gleiche Aufwand wie heute. Wir haben in der Oberliga gespielt und ich habe als Pressesprecher angefangen. Meine erste Pressemitteilung war übrigens die Entlassung von Christian Michna als Trainer. Da sind dann natürlich auch viele Anfragen gekommen, da musste ich mich erst zurechtfinden.

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Die 90er Jahre waren immer mal wieder von finanziellen Problemen und sportlichen Auf und Abs geprägt. Hat die Arbeit überhaupt Spaß gemacht?

Am Anfang war es ein pures Hobby. Mit der Zeit kam immer mehr Verantwortung und Identifikation mit dem Verein. Da haben einen die Ereignisse auch mehr mitgenommen. Aber Eishockey ist wie ein Virus, das lässt einen nicht mehr los. Und mit der Zeit haben die guten Erlebnisse die negativen immer verdrängt. Das Schlechte vergisst man, das Gute behält man.

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1999 und 2000 ist der REV aufgestiegen, in der Zeit sind die Ligen immer wieder neu geordnet worden. Waren die Aufstiege bis in die Zweite Liga wichtig, um den Anschluss an den Profisport nicht zu verlieren?

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Ja, das war die Basis, um im Profisport weiter mitspielen zu können. Damals gab es praktisch alle zwei Jahre eine neue Ligenstruktur. Richtig professionell ist es erst 2014 mit der Gründung der DEL2 geworden.

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Was hat die Meisterschaft 2002 mit der gleichzeitigen Pleite im Bremerhavener Eishockey verändert?

Das war schon ein Schlag ins Kontor für alle, die sich beim damaligen REV engagiert haben. Die Situation war ja kurios: Wir waren pleite und sind Meister geworden. Die Spieler haben nicht alle ihr Geld bekommen. Damals hing alles am seidenen Faden. Die Stadt hat uns geholfen, dass wir weitermachen konnten.

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Ein Jahr später kam der Abstieg aus der Zweiten Liga. Sie waren damals lange auf einem Auslandseinsatz. War das mit ein Grund, dass es hier nicht lief, weil sie nicht Einfluss nehmen konnten?

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Da haben wir negative Sportgeschichte geschrieben, nach der Meisterschaft gleich abzusteigen. Das ist im Fußball nur dem 1. FC Nürnberg passiert. Und wir sind mit einer Mannschaft abgestiegen, die vorher Meister geworden war und personell wenig Veränderungen hatte. Ich war in Kenia, ich habe viel mit Hans-Werner Busch telefoniert - aber das war natürlich schwierig.

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Es gelang dann 2004 umgehend wieder der Aufstieg...

Der Druck, von der Oberliga wieder aufzusteigen, war riesig. Wir haben einen bärenstarken Kader gehabt, hatten aber um die Weihnachtszeit ein Tief mit Niederlagen gegen Mannschaften wie Höchststadt und Schweinfurt. Da war hier Alarm im Hafen. Aber wir haben die Kurve gekriegt und sind aufgestiegen. Von da an ging es eigentlich immer bergauf.

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Dabei hat der Bau der neuen Eisarena eine große Rolle gespielt, oder?

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Na klar. Unsere alte Halle war ja eigentlich so, dass wir nicht weiterspielen dürfen. Auf Ligentagungen habe ich immer gesagt, nächstes Jahr bekommen wir eine neue Halle - auch wenn das noch in weiter Ferne war. Mit Sebastian Furchner habe ich gerade noch darüber geredet, wie ich ihn und seine Mutter bei seiner Verpflichtung 2001 durch die Stadt gefahren habe und gesagt habe: Nächstes Jahr bekommen wir dann eine neue Halle. Das hat sich dann noch ein paar Jahre verzögert (lacht). Das ist heute ein „Running Gag“ zwischen uns.

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Als die Halle dann 2011 fertig war, war das ein Meilenstein im Bremerhavener Eishockey.

Ja, wir sind in ein neues Umfeld gekommen. Wir konnten neue Sponsoren gewinnen und neue Einnahmequellen erschließen. Die Halle zu bauen, war eine kluge Entscheidung der Stadt, die politisch nicht leicht durchzusetzen war. Heute wird jeder sagen, dass es eine richtige Entscheidung war, denke ich.

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Mike Stewart und Alfred Prey mit dem DEL2-Meisterpokal

Mike Stewart und Alfred Prey mit dem DEL2-Meisterpokal, den die Pinguins vor zehn Jahren holten.

Foto: Scheer

Umso größer werden Ihre Bauchschmerzen gewesen sein, als 2012 der sportliche Abstieg kam.

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In dem Sommer bis zu der Entscheidung, dass wir in der Liga bleiben können, habe ich acht Kilo abgenommen. Es war eine harte Zeit. Es gab ein paar Vereine in der Zweiten Liga aus dem Süden, die zusammen mit dem damaligen DEB-Präsidenten Uwe Harnos ein Exempel statuieren wollten. Die wollten unbedingt, dass wir absteigen. Es gab dann in München eine Kampfabstimmung. In der Nacht davor habe ich nicht geschlafen. Bei der Sitzung haben die Rosenheimer die entscheidende Stimme für den Verbleib Bremerhavens abgegeben. Danach war ich einfach nur noch glücklich, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben. Wenn auch nur am „grünen Tisch“.

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2012 war Gunnar Leidborg Trainer, mit dem Sie auch privat befreundet sind. War diese Konstellation ein Fehler?

Es ist sehr schwierig, das muss ich sagen. Gunnar war drei Jahre hier. Als sich das Ende abgezeichnet hat, bin ich mit ihm und seinen beiden Hunden in Spaden in der Feldmark spazieren gegangen. Ich habe dann immer so herumgedruckst, bis er gesagt hat: Alfred, du musst dich nicht weiter anstrengen. Ich weiß, dass es so nicht weitergehen kann. Dann war das erledigt. Gunnar ist ein ganz feiner Mensch. Wir haben noch regelmäßig Kontakt.

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Der Menschenkenner Alfred Prey hat dann das Trumpf-Ass Mike Stewart gezogen, der die Pinguins 2014 zur Meisterschaft gebracht hat. Was hat er verändert?

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Es ist eine lustige Geschichte, wie wir ihn gefunden haben. Ich habe zu der Zeit immer Premiere geschaut, da gab es Eishockeyspiele aus Österreich zu sehen, öfter auch von Villach. Ich habe dann Mikes letztes Interview gesehen, bevor er in Villach entlassen wurde und gedacht: Der könnte einer für uns sein. Ich habe mir seine Nummer besorgt und eine Woche später habe ich ihn vom Bahnhof in Hannover abgeholt und wir haben uns schnell geeinigt. „Iron Mike“ hat dann eine Erfolgsstory geschrieben.

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Welche Bedeutung hatte der DEL2-Meistertitel 2014?

Bis dahin waren wir immer die graue Maus. Mit Mike, der ein hartes Kommando geführt hat, ist es stetig bergauf gegangen. Wir haben allerdings auch eine starke Mannschaft gehabt mit gutem Zusammenhalt. Die Meisterschaft war dann die Krönung dessen, was wir die letzten beiden Jahre aufgebaut haben. Ein bombastischer Erfolg.

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Bevor wir in die DEL-Gegenwart kommen, wollen wir eine Blitz-Runde machen. Wir sagen Namen, und Sie sagen spontan, was Ihnen dazu einfällt. Nummer eins: Thomas Popiesch.

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Er ist der Trainer, der seit neun Jahren unser Eishockey prägt. Er ist eine Persönlichkeit, ein unglaublich fleißiger, akribischer Trainer. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so analytisch ein Spiel auswerten kann. Wir haben eine gute persönliche Beziehung, auch wenn es mal knirscht im Gebälk. Er hat sich schon über mich geärgert, ich auch mal über ihn. Aber es hat gepasst.

Thomas Popiesch Trainer der Fischtown Pinguins

Seit 2016 ist Thomas Popiesch Trainer der Fischtown Pinguins. Ein Glücksgriff von Alfred Prey und Hauke Hasselbring.

Foto: Scheer

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Lubomir Pokovic.

Er war der erste Trainer, als ich zum REV kam. Aber da habe ich ihn gar nicht mehr richtig kennengelernt. Erst später, auf Turnieren in Osteuropa. Immer wenn ich einen Spieler von dort gesucht habe, habe ich Lubo angerufen. Er ist auch heute noch mit Bremerhaven verbunden.

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Hans-Werner Busch.

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Zum Neustart war er unser Geschäftsführer, der viele Dinge initiiert hat. Der immer hemdsärmlig Sachen gemacht hat, wo wir gesagt haben: Das kriegt er nie hin. Er hat aber immer einen Weg gefunden. Er ist eine der wichtigsten Figuren im Bremerhavener Eishockey.

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Peter Ohlandt.

Ein ganz langjähriger Freund von mir. Wir haben uns schon Ende der 70er Jahre in Olpenitz bei der Bundeswehr kennengelernt. Bis heute ist er unser Chef-Statistiker. Er gehört zu uns wie der Puck zum Spiel.

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Peter Draisaitl.

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Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, er war gerade erst für drei Tage in Bremerhaven und wir haben uns alte Geschichten erzählt. Als wir ihn 2003 verpflichtet haben, wollten wir uns ganz geheim mit ihm treffen. Wir saßen dann in der Kapitänskajüte der Line Hinsch und Hans-Werner hat den Raum so vollgeraucht, dass die Augen getränt haben. Aber am Ende haben wir uns geeinigt.

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Hauke Hasselbring.

Er ist heute der Dreh- und Angelpunkt im Bremerhavener Eishockey. Er ist manchmal ein wenig unter dem Radar, aber Hauke ist mit Sicherheit der beste und versierteste Geschäftsführer in der DEL. Nicht umsonst hat man ihm zum Vizepräsidenten beim DEB gemacht, weil er ein unglaubliches Gespür für Finanzen hat. Wenn die Emotionen im Sport greifen, macht man manchmal Dinge, die nicht rational sind. Dann braucht man jemanden, der einen auf den Boden der finanziellen Tatsachen zurückholt. Darin ist Hauke deutscher Meister.

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Monika Prey.

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Monika ist die Leidtragende, weil ich so viel Zeit mit dem Eishockey verbracht habe. Bei Monika muss ich mich bedanken, weil sie immer gesagt hat: Leb‘ du dein Eishockey aus. Ohne ihr Verständnis wäre ich nicht mehr beim Eishockey.

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Kommen wir zur Gegenwart der Pinguins: Bremerhaven gehört zu den großen Namen im Eishockey. Wie ist das gelungen?

Das ist übertrieben, zu den großen Namen gehören wir nicht. Das sind Berlin, Mannheim, München, Düsseldorf und Köln - da zählen wir uns nicht dazu. Aber ich glaube schon, dass wir seit dem Aufstieg 2016 eine kontinuierliche positive Entwicklung genommen haben.

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Wie haben Sie das geschafft?

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Wichtig ist, dass wir nie mehr Geld ausgegeben haben, als wir hatten. Wir waren in vielen Dingen erfinderisch und innovativ. Wir haben den Spielermarkt dahingehend revolutioniert, dass wir nicht nur nach Nordamerika geschaut haben. Wir haben in Osteuropa gesucht, waren oft in der Slowakei, auch in Ländern wie Ungarn und Dänemark. Wir haben überall geschaut, wo etwas für uns abfallen kann. Und wir haben natürlich Glück mit einigen Personalentscheidungen gehabt. Ich nenne nur Mike Moore, unseren Kapitän nach dem Aufstieg. Er hat über Jahre unser Eishockey geprägt. Genauso wie Jan Urbas, der nicht mehr wegzudenken ist.

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Hat der derzeitige sportliche Erfolg ihre Entscheidung, kürzerzutreten, erleichtert?

Ich habe immer Angst gehabt, dass der Eindruck entsteht, ich kann nicht loslassen. Ich habe über die Jahre schon immer nach einem Nachfolger geschaut, aber wir brauchen hier jemanden, der sich längerfristig engagiert und Bremerhaven nicht nur als Zwischenstation siegt und nach drei Jahren wieder weg ist. Ich habe immer den Wunsch gehabt, dass Sebastian Furchner das macht. Als er Teammanager in Wolfsburg wurde, habe ich zwischenzeitlich etwas gezweifelt. Aber vergangenes Jahr habe ich ihn angerufen und gesagt: Sebastian, jetzt geht es nicht mehr anders, ich werde 70. Und er hat zugesagt. Ich bin zuversichtlich, dass er auch in 20 Jahren noch hier ist, wenn wir dann in Bremerhaven noch Eishockey spielen.

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Wenn Sie jetzt mehr Zeit haben, wie wäre es mit Alfred Prey als DEB-Präsident?

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Nein. Für mich gab und gibt es nur die Fischtown Pinguins. Alles andere im Eishockey zählt für mich nicht, da würde ich mich nicht engagieren.

Vor 20 Jahren haben Sie Ihr erstes Buch herausgegeben:
FoREVer Bremerhaven. Ist jetzt Zeit für Nummer zwei?

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Das könnte man sich vielleicht mal überlegen. Das Buch war damals mehr eine Schnapsidee, es ist ja auch nur ein Bildband. Der EHC Freiburg hat so ein Buch gehabt, da habe ich gedacht: Was die können, können wir schon lange.

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Zum Abschluss noch einmal zurück zu Ihrem Geburtstag. Gibt es eine Party?

Nein, ich werde in der Woche meines Geburtstages mit Monika ein paar Tage wegfahren, weil ich den Wirbel nicht so mag. Monika weiß aber noch gar nicht, dass ich mir am Wochenende dort in Holland auch ein Eishockeyspiel anschauen will (lacht). Nach meiner Rückkehr werde ich mit ein paar Freunden essen gehen und ein Glas Wein trinken. Eine große Feier möchte ich nicht.

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Und was wünschen Sie sich zum Geburtstag?

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Dass wir alle gesund bleiben und ich noch viele Jahre in Bremerhaven Eishockey schauen darf.