Ein Banner hängt am Eingang des Museum Lüneburg (Niedersachsen).

Ein Banner hängt am Eingang des Museum Lüneburg (Niedersachsen).

Foto: Philipp Schulze

Niedersachsen & Bremen

Geschichte

„Jüdisches Leben in Lüneburg“ erinnert an ehemalige Bürger

Von dpa
9. November 2023 // 08:45

Zum 9. November - dem Jahrestag der antijüdischen Pogrome in Deutschland - startet ein Museum in Lüneburg ein umfangreiches Projekt. Mit der Webseite „Jüdisches Leben in Lüneburg“ wollen die Initiatoren an das Schicksal vieler ehemaliger Mitbürger erinnern.

„Jüdisches Leben in Lüneburg“ heißt eine Webseite des Museums der Hansestadt, für die monatelang recherchiert wurde und die nun freigeschaltet wird. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Synagogengedenkstätte ist eine Vielzahl an biografischen Daten zu ehemals in Lüneburg lebenden Jüdinnen und Juden zusammengekommen. Die Webseite (jüdisches-leben-in-lüneburg.de) soll Nachschlagewerk, Forschungsplattform und Kommunikationsraum sein.

„Sie enthält biografische Daten von über 400 Personen mit ihren Familiengeschichten. Mit Verschlagwortung und Querverweisen ist sie ein unfassbar großer Schatz für die Geschichte jüdischen Lebens in Lüneburg - ich kenne keine vergleichbare Webseite für andere Städte in Niedersachsen“, sagt Museumsdirektorin Heike Düselder. Zum 9. November - dem Jahrestag der antijüdischen Pogrome 1938 in Deutschland - ist sie in Betrieb gegangen.

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ergriff gemeinsam mit dem Museum die Initiative, diese - überwiegend von der Historikerin Anneke de Rudder ermittelten - Informationen in eine Plattform einzubringen. Sie soll in Zukunft ständig ergänzt werden. Nutzer können auf Deutsch oder Englisch nach Namen, Orten und Biografien von jüdischen Familien suchen. Die Zeitspanne reicht vom 17. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre.

Auch in Lüneburg hat die jüdische Gemeinschaft extrem unter den Nationalsozialisten gelitten. 1933 lebten mehr als 100 Juden in der Stadt. Kurz nach Kriegsende gab es für etwa zehn Jahre eine kleine Gemeinde, gebildet von mehreren Hundert Überlebenden des Holocaust, für die Lüneburg meist nur eine kurze Zwischenstation auf dem Weg in die Emigration war. Ihre Geschichte wird erst seit einigen Jahren erforscht und soll auf der Webseite sukzessive erweitert werden.

„Die Nähe des KZ Bergen-Belsen und die Tatsache, dass Lüneburg im Krieg weitgehend unzerstört geblieben war, machten die Stadt ab dem Sommer 1945 zu einem Ort für KZ-Überlebende, vor allem aus Osteuropa, die nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten und wollten“, heißt es auf der Museumsseite. Seit den späten 1950er Jahren gibt es keine jüdische Gemeinde in Lüneburg mehr.

So war es auch nicht immer leicht, die biografischen Daten vieler Verschwundener herauszufinden. Besonders schwer sei es gewesen, die Schicksale der Frauen nachzuvollziehen, hieß es von den Initiatoren.