Krabbenkutter „Claudia“ im Heimathafen in Wremen.

Krabbenkutter „Claudia“ im Heimathafen in Wremen.

Foto: Leuschner

FJ Cuxland
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Neues Leben für den Kutter

21. Juni 2023 // 14:45

Es ist Hochwasser, ein paar Wellen schwappen über den Rand des Wremer Hafenbeckens. Am ersten Liegeplatz gleich hinter dem Leuchtturm „Kleiner Preuße“ vertreten sich Schaulustige die Füße und schauen hinaus aufs Meer, das im Gegenlicht der Abendsonne glitzert. Sie warten.

Eigentlich wollte Krabbenfischer Olaf Schmidt seinen Kutter verkaufen. Jetzt hat er einen neuen Plan - er fährt mit Touristen durchs Wattenmeer.

„Da kommt sie!“ Heike Dannenberg freut sich über die schneeweiße „Claudia“, die gerade in den Wremer Sielhafen tuckert. Die Urlauberin aus Sachsen-
Anhalt hat sich mit Ehemann Andreas und Tochter Jolin für ein paar Tage in Wremen einquartiert. Der Tipp, dass man von hier aus neuerdings mit einem Krabbenkutter durchs Wattenmeer schippern kann, kam vom Vermieter ihrer Ferienwohnung.

Am Steuerrad des Krabbenkutters steht Olaf Schmidt. Routiniert wendet er das Schiff im Sielhafen und grüßt ein paar Freizeitkapitäne, die das Anlegemanöver beobachten. Schmidt ist Kutterfischer aus Leidenschaft. Schon sein Großvater fuhr von Wremen aus zum Fischen aufs Wattenmeer, genauso wie sein Vater. „Er hat das Fischerblut geerbt, mehr noch als ich“, erzählt René Schmidt. Zwar trägt auch er an diesem Tag das typische Fischerhemd, doch anders als sein Bruder Olaf hat er nicht Fischer, sondern Tischler gelernt, ehe er sich als Garten- und Landschaftsbauer selbstständig machte.

Krabbenkutter „Claudia“ macht Schlagzeilen

Vor knapp einem Jahr sorgte Krabbenkutter „Claudia“ für Schlagzeilen. Kapitän Olaf und Eigner René Schmidt wollten das Schiff über Ebay Kleinanzeigen verkaufen. 16 Meter lang, 300 PS, Baujahr 1979. Und der Preis? Verhandlungssache.

„Doch sein Plan mit der Seemannsrente mit 58 Jahren scheiterte. Zwar gab es Interessenten für die „Claudia“, aber der einzige solvente Kaufinteressent habe kurz vor Vertragsabschluss sein Traumschiff in einem anderen Hafen entdeckt.

Olaf und René Schmidt steckten die Köpfe zusammen, fanden einen Partner und gründeten im Frühjahr die Kutterevent und Fischerei GmbH. „Die Idee“, sagt René Schmidt, „hatten wir tatsächlich schon länger im Kopf.“ Sie bauten ihr Schiff so um, dass es für Gästefahrten zugelassen werden konnte, tauschten großes Fang- und Krabbenkochgeschirr gegen ein kleineres, selbst gebautes aus, installierten Reling, Tische und aufklappbare Bänke, in denen die Rettungswesten für Gäste liegen. (HL)