
SWB-Energie-Cup 2023: Spiel um Platz 3 - Fischtown Pinguins gegen Grizzly Wolfsburg. Im Bild: Pinguins jubeln nach dem 1:0 gegen die Grizzlys.
Foto: Arnd Hartmann
Pinguins sind kein Außenseiter mehr
Die Fischtown Pinguins starten am Freitag in die neue DEL-Saison. Die soll eine besondere werden.
30. Spielzeit
Die Deutsche Eishockey-Liga feiert ein Jubiläum, die kommende ist die 30. Spielzeit. Bereits ein Viertel der DEL-Geschichte haben die Fischtown Pinguins mitgeschrieben, die in ihre achte Spielzeit gehen. Das hätte sich in der Premieren-Saison 2016/17 wohl kaum jemand träumen lassen. Bremerhaven hat sich etabliert im Kreis der besten deutschen Eishockeyclubs.
Und längst werden die Pinguins auch nicht mehr als der ewige Außenseiter wahrgenommen oder gar belächelt, so wie das in den Anfangsjahren durchaus der Fall war. In jeder ihrer bisherigen sieben Spielzeiten haben es die Pinguins in die Playoffs geschafft. Und das stets mit einem der kleinsten Etats der Liga. Es hat sich in Spielerkreisen rumgesprochen, dass man mit den Pinguins etwas erreichen kann. Zogen nach den ersten Spielzeiten noch die besten Spieler schnell weiter zu vermeintlich besseren Clubs, ist der Kern der Pinguins-Mannschaft nun schon seit mehreren Jahren zusammen.
Und Trainer Thomas Popiesch ist seit dem ersten DEL-Spiel 2016 dabei als der erfolgreiche Mann an der Bande.

Hintere Reihe (von links): Justin Büsing, Nino Kinder, Gregory Kreutzer, Phillip Bruggisser, Christian Wejse, Lukas Kälble, Philipp Preto, Marat Khaidarov; mittlere Reihe: Betreuer Stefan Wohlschlager, Geschäftsführer Hauke Hasselbring, Teamarzt Florian Urbanek, Teammanager Alfred Prey, Betreuer Ralf Schreuder, Skyler McKenzie, Ross Mauermann, Jake Virtanen, Nicholas Jensen, Markus Vikingstad, Vladimir Eminger, Anders Grönlund, Felix Scheel, Nicolas Appendino, Sebastian Graf, Torwarttrainer Edgars Lusins, Physiotherapeut Felix Hampel, Athletiktrainer Leon Lilik; vordere Reihe: Maximilian Franzreb, Ziga Jeglic, Alex Friesen, Trainer Thomas Popiesch, Jan Urbas, Dominik Uher, Miha Verlic, Kristers Gudlevskis. Es fehlt: Co-Trainer Alexander Sulzer. Scheschonka
Foto: Scheschonka
Kontinuität ist das größte Pfund, mit dem die Pinguins auch in der neuen Saison wuchern können. Praktisch alle Stammspieler sind in Bremerhaven geblieben, im Angriff gab es fast gar keine Veränderungen. Niklas Andersen wurde durch Felix Scheel mindestens gleichwertig ersetzt, mit Justin Büsing und Marat Khaidarov kamen zwei Youngster hinzu.
Im Tor kam der ehemalige Publikumsliebling Kristers Gudlevskis zurück, der mit Neu-Nationalspieler Maximilian Franzreb ein Torhüter-Duo bildet, das zu den besten in der Liga gehören dürfte.

Kristers Gudlevskis, Torwarttrainer Edgars Lusins, Maximilian Franzreb und Sebastian Graf (von links) sollen das Tor sauber halten.Scheschonka
Foto: Scheschonka
Zwei gute Verstärkungen für die Abwehr
Das größte „Upgrade“ gab es in der Abwehr. Der Schwede Anders Grönlund hat vom ersten Tag an gezeigt, dass er der erhoffte Führungsspieler sein kann. Mit seiner Erfahrung aus zwei Champions-League-Siegen und einem schwedischen Meistertitel hat der 34-Jährige sofort das Steuer in die Hand genommen. Ein Überraschungscoup war die Verpflichtung von Lukas Kälble, der aus Nordamerika nach Deutschland zurückkommt mit der klaren Ansage, Nationalspieler werden zu wollen. Hinter Spielern mit solchem Potenzial sind normalerweise ganz andere Clubs hinterher als die Pinguins.
Was ist also drin für die Bremerhavener? Fans und Spieler dürsten danach, endlich mal ins Playoff-Halbfinale zu kommen. Denn auch wenn es die Pinguins jedes Mal in die Playoffs geschafft haben - stets war spätestens im Viertelfinale Schluss. Besonders in den vergangenen beiden Spielzeiten sind sie nur knapp gescheitert. Mit dem Wissen im Rücken, dass nicht viel gefehlt hat, und der großen Kontinuität im Kader soll es in der neuen Saison klappen.
Viele Leistungsträger sind schon über 30
Vielleicht muss es in dieser Saison auch klappen, denn viele Leistungsträger sind im sehr reifen Eishockey-Alter. Starstürmer Jan Urbas ist 34, seine Landsleute Ziga Jeglic 35 und Miha Verlic 32. Die drei Slowenen sind ohne Frage das Beste, was die Pinguins zu bieten haben. Ewig lang wird ihre Karriere aber nicht mehr gehen. Ähnlich ist es bei Alex Friesen (32), Ross Mauermann (32), Dominik Uher (30), Felix Scheel (31), Nicholas Jensen (34), Philip Bruggisser (32), Vladimir Eminger (31), Anders Grönlund (34) und Kristers Gudlevskis (31).
Vielleicht ist es aber gerade die Erfahrung gepaart mit einigen jüngeren Spielern mit großem Potenzial wie Markus Vikingstad, Christian Wejse und Jake Virtanen, die den Traum vom Halbfinale für die Pinguins wahr werden lässt.

Die Erfolgsgeschichte der Pinguins in der DEL ist eng mit dem Namen Thomas Popiesch verbunden. Scheschonka
Foto: Lothar Scheschonka
Besonders Virtanen könnte der Spieler werden, der den Unterschied macht. Mit seinen 333 NHL-Spielen, seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten beim Schlittschuhlaufen und in der Puckbehandlung könnte er ein Spieler werden, der knappen Spiele entscheidet.
Bei allen Träumen vom Halbfinale, die Fans und Spieler teilen, bleiben Teammanager Alfred Prey und Trainer Thomas Popiesch stets bescheidene Mahner. Sie denken in kleineren Schritten: erst einmal sicherstellen, dass die Pinguins mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Dann können die Playoffs zum nächsten Ziel werden. Und dann vielleicht ein Platz unter den ersten Sechs, der einen leichteren Weg ins Playoff-Halbfinale verspricht. Bis es so weit ist, ist noch viel Eishockey zu spielen. Zum ersten Mal sind die Pinguins am Freitag bei den Straubing Tigers gefordert. Dort soll ein guter Start in die 30. DEL-Saison gelingen, die für die Pinguins wieder eine erfolgreiche werden soll. Vielleicht sogar eine besonders erfolgreiche.

Der DEL-Spielplan der Fischtown Pinguins.
Foto: Fischtown Pinguins