Seehunde, Liegeplätze, Wattenmeer, Butjadingen

Die Liegeplätze in den Wattbereichen vor Butjadingen suchen die Seehunde auf, um hauptsächlich Nahrung zu finden.

Foto: Stefan Hippler

FJ Wesermarsch

Seehunde und das Wattenmeer vor Butjadingen

26. Juni 2025 // 14:02

Jedes Jahr besichtigen Touristen die Seehunde vor Tossens. Es gibt die Vermutung, dass durch diese Wattwanderungen die Weibchen heutzutage früher gebären. Doch dies, so Meeresökologin Dr. Thea Hamm, sei nur ein Mythos.

Seehunde sind viel mehr als nur als Touristenmagnet. Sie gehören zur Artenvielfalt des Wattenmeeres. Die Population war allerdings nicht immer auf stabilem Niveau: „In den Jahren 1988 und 2002 fielen viele von ihnen der Staupe-Epidemie zum Opfer. Dabei handelt es sich um ein Virus, der das Immunsystem der Seehunde extrem schwächt“, weiß Dr. Thea Hamm, Meeresökologin der Nationalparkverwaltung niedersächsisches Wattenmeer.

„Die Bestände haben sich danach schnell erholt“, führt Thea Hamm aus. Der beste Schutz für die Seehunde sei, ihnen einen optimalen Lebensraum zu bieten. Wie etwa die Nationalparks, die negative Einflüsse durch Menschen minimieren. „Je fitter die Robben sind, desto besser können sie Epidemien verkraften“, erklärt sie. Die Population der Meeressäuger zeige sich aktuell auf stabil hohem Niveau. Die Population der Kegelrobben steige sogar tendenziell.

Wurfplatz vor Juist

Es seien nicht die Wattgebiete vor Butjadingen, in denen sich die Seehunde aufhielten. Vielmehr seien sie regelmäßig in den Randbereichen von Jade und Außenweser zu Gast. Dort suchten sie nach Nahrung oder machten es sich dort auf den Liegeplätzen bequem, so Thea Hamm.

Um die Jahrtausendwende hat sich auch die Kegelrobbe im Wattenmeer wieder angesiedelt. Der Hochsand, der sich vor der Insel Juist gebildet hat, sei ein geeigneter Wurfplatz.

Auszählung von großen Gruppen am PC

Entlang der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste konnten im vergangenen Jahr 22.621 Seehunde und 9.334 Welpen gezählt werden. „In Niedersachsen und Hamburg belief sich die Anzahl auf 5.639 adulte Seehunde und 2.059 Welpen“, weiß Thea Hamm und führt aus: „Wir zählen sie, indem wir mit einem Kleinflugzeug das Wattenmeer abfliegen. Jede Sandbank, auf der mehr als 20 Seehunde liegen, fotografieren wir ab und zählen am PC aus.“

Dass regelmäßig Touristen vorbeischauen, um bei Wattwanderungen die Seehunde zu beobachten, scheint die Tiere nicht zu stören. Wattführungen führten, anders als lange angenommen, nicht zu einem früheren Geburtstermin bei den Heulern, sagt Thea Hamm. Sie erklärt: „Es ist unwahrscheinlich, weil die Wurfplätze der Seehunde weit entfernt von den bei Wattwanderungen erreichbaren Bereichen liegen.“ Vielmehr sehe sie den Klimawandel als möglichen Grund für frühere Geburten.

Ruhezonen schützen

Zudem bestehe im Wattenmeer ein Zonierungskonzept, demzufolge Ruhezonen nur auf zugelassenen Wegen betreten werden dürfen. „Die zugelassenen Routen lassen sich bei Bedarf anpassen. Die meisten der Seehund-Liegeplätze liegen innerhalb dieser Ruhezonen“, erklärt Thea Hamm. Für die Wattführer gelte zudem eine Genehmigungspflicht für diese Gebiete. Zu den Seehunden sollte daher ein Abstand von mindestens 300 Metern eingehalten werden. So können Tier und Mensch die Natur entspannt genießen.