Gesetzlich Versicherte warten oft länger auf Arzttermine. Patientenschützer werfen Ärzten und Politikern mangelnde Transparenz vor.

Gesetzlich Versicherte warten oft länger auf Arzttermine. Patientenschützer werfen Ärzten und Politikern mangelnde Transparenz vor.

Foto: Frank Molter

Deutschland und die Welt

Streit um Arzttermine: Gesetzlich Versicherte benachteiligt?

Von Basil Wegener, dpa
28. Dezember 2024 // 15:47

Terminvergabe im Fokus: Kritik an der Bevorzugung von Privatpatienten und ungleicher Versorgung.

Diskussion um Wartezeiten: Kritik an Terminvergabe bei Ärzten In Deutschland stehen gesetzlich Versicherte oft vor langen Wartezeiten, insbesondere bei Fachärzten. Patientenschützer und Politiker kritisieren die bevorzugte Behandlung von Privatpatienten und fordern Veränderungen.

Patientenschützer sprechen von „Rosinenpickerei“

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz wirft Kassenärzten vor, gesetzlich Versicherte systematisch zu benachteiligen. Vorstand Eugen Brysch kritisierte, dass die Praxis der Bevorzugung von Selbstzahlern bei der Terminvergabe nicht transparent sei. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) wehre sich jedoch gegen die Vorwürfe. Ihr Vorsitzender Andreas Gassen bezeichnete Forderungen nach einer „Termingarantie“ als populistisch und nicht umsetzbar.

SPD fordert Reformen bei der Terminvergabe

Die SPD plädiert für eine gesetzliche Termingarantie, die Unterschiede zwischen Privat- und Kassenpatienten ausgleichen soll. Patienten, die keinen zeitnahen Termin erhalten, könnten nach dem Vorschlag ihre Krankenkassenbeiträge reduziert bekommen. Laut Gassen sei dies jedoch praktisch kaum realisierbar, da es an Kapazitäten und klar definierten medizinischen Dringlichkeiten mangele.

Online-Portale und ihre Grenzen

Während der GKV-Spitzenverband auf die Transparenz durch Buchungsportale hinweist, kritisieren Experten deren eingeschränkte Verfügbarkeit. Viele Praxen seien online nicht erreichbar, und Termine müssten oft persönlich vereinbart werden. Patientenschützer Brysch fordert daher eine wissenschaftliche Untersuchung und klare Qualitätsstandards für die Terminvergabe.

Strukturschwache Regionen besonders betroffen

Das Problem der ungleichen Versorgung betrifft vor allem ländliche und strukturschwache Gebiete. Laut Brysch ziehen sich kassenärztliche Angebote zunehmend zurück, was die Notaufnahmen von Krankenhäusern zusätzlich belastet. Der Vorwurf: Ärzte konzentrierten sich auf lukrative Ballungsräume und ließen andere Regionen unterversorgt.

Forderung nach mehr Gerechtigkeit

Mit rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten stellen diese die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Die soziale Gerechtigkeit bei der Gesundheitsversorgung bleibt jedoch ein Dauerthema. Vertreter wie die Sozialverband-Chefin Michaela Engelmeier betonen die Notwendigkeit, Kassenpatienten nicht zu Patienten zweiter Klasse zu machen. Lies hier mehr Details. (krü)