
Hans-Werner Busch (links) und Hauke Hasselbring sind langjährige Weggefährten von Alfred Prey bei den Fischtown Pinguins.
Foto: Scheer
„Vom Menschlichen her findest du keinen zweiten wie Alfred“
Mit den beiden Geschäftsführern Hans-Werner Busch und Hauke Hasselbring hat Alfred Prey in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei den Fischtown Pinguins am engsten zusammengearbeitet. Im Interview erzählen die beiden, was den 70-Jährigen ausmacht.
Erinnern Sie sich noch, wie Sie Alfred Prey kennengelernt haben?
Busch: Es war etwas kurios. Ich wurde 2002 ins kalte Wasser geworfen in einer brenzligen Situation (die Vorgänger-Gesellschaft der Fischtown Pinguins war insolvent, Anm. d. Redaktion). Wir hatten mit der neuen Gesellschaft Anfang Juli übernommen. Der kaufmännische Leiter Bernd Friedrich und ich hatten erhebliche Chaoszustände vorgefunden und mussten etwas Neues aufbauen. Überall, wo ich hinkam, schwärmten die Leute von Alfred. Aber ich kannte ihn gar nicht und er war zu der Zeit mit der Bundeswehr in Somalia. Als er im August aus Somalia zurückkam, haben wir uns kennengelernt. Die Chemie stimmte sehr schnell, ich konnte dann auf seine Erfahrung zurückgreifen. Aus guter Chemie wurde Freundschaft, aus Freundschaft wurde sehr gute Freundschaft und aus sehr guter Freundschaft wurde beste Freundschaft.
Hasselbring: Hans-Werner brauchte 2002 für die neue GmbH Gesellschafter. Da war ich über die FEG, heute Feddersen Food, mit im Spiel. Wir Gesellschafter haben Alfred dann näher kennengelernt, weil er als Gast bei den Versammlungen dabei war. Ich kannte Alfred aber schon lose, weil ich jahrzehntelang Fan war. Ich habe von 1989 bis 1992 eine Ausbildung bei der Bank gemacht, zusammen mit Stefan Nötzel (damals Spieler beim REV Bremerhaven, Anm. der Redaktion). Ich habe immer bei den Spielen zugeschaut.
Alfred Prey spielte damals schon eine wichtige Rolle beim REV?
Hasselbring: Ja. Ich habe mal in den Büchern geschaut. Der 1. Juli 2006 war offiziell sein erster Arbeitstag als Angestellter. Aber im Prinzip hat er den Job ehrenamtlich schon vorher ausgeführt. Am Anfang war er mehr Mannschaftsbetreuer als sportlicher Leiter. So eine Art Mutter der Kompanie. Angefangen hat er als ehrenamtlicher Pressewart, 1992 muss das gewesen sein. Der Rest hat sich dann ergeben, weil er ein großer Kümmerer ist.

Hauke Hasselbring und Hans-Werner Busch im Gespräch.
Foto: Scheschonka
Heute sind die Pinguins untrennbar mit seinem Namen verbunden...
Hasselbring: Alfred ist das Gesicht des Clubs, und das ist auch gut so. Dafür hat er ja auch ein besonders schönes Gesicht mit seinem Schnauzer (lacht). Am Ende ist es natürlich immer ein Gemeinschaftswerk, aber er ist für die Pinguins die Idealbesetzung. Man kann immer einen sportlichen Leiter finden, der einen Zweijahresvertrag unterschreibt und auf den kurzfristigen Erfolg aus ist. Jemanden zu finden, der so mit der Region verbunden ist, der demütig ist und der unbefristet bleiben will, ist schwer.
Gab es mal einen Club, der ihn abwerben wollte?
Hasselbring: Darüber haben bestimmt einige Vereine nachgedacht, an uns herangetreten ist aber keiner. Es schafft auch keiner, einen von uns hier wegzuholen. Die Pinguins sind unser Leben.
Was macht Alfred Prey so besonders?
Hasselbring: Alfred ist der geborene Diplomat. Er sagt dir etwas ab, macht das aber so nett und freundlich, dass du denkst, du hast gewonnen. Vom Menschlichen her findest du keinen Zweiten wie Alfred. Er verstellt sich nicht. Er ist jedem gegenüber, wie er ist.
Busch: Alfred hat den Charme eines Wiener Orchestermusikers. Und er hat ein unbeschreibliches Netzwerk. Erste Kontakte macht er ja meist nicht mit dem Spieler, sondern mit Mitspielern, ehemaligen Mitspielern oder anderen aus seinem Umfeld. So erfährt er, wie der Spieler menschlich ist. Das sagt viel mehr als die Statistiken.
Wie schwer ist er zu ertragen, wenn die Pinguins verloren haben?
Hasselbring: Gar nicht. Das zeigt sich dann dadurch, dass er nicht ansprechbar ist und auch mal gar nichts sagt. Er frisst das in sich rein. Nach einer Nacht ist das aber immer wieder vergessen.
Wie sehr hat der sportliche Abstieg 2012 an ihm genagt?
Hasselbring: 2012 war er kurz vorm Hinschmeißen. Das war unsere schwerste Phase. Das hat ihn sehr mitgenommen. Wie uns alle. Als Corona kam, war es ähnlich. Da haben wir auch wochenlang nicht geschlafen, weil wir nicht wussten, wie es weitergeht. Oder ob es überhaupt weitergeht.
Busch: 2012 gab es den Willen des damaligen DEB-Präsidenten Uwe Harnos, uns in der Oberliga zu sehen. Deswegen haben wir gegen Windmühlen gekämpft. Mit der Unterstützung von Rosenheim und den Ost-Clubs haben wir es dann geschafft, als Nachrücker in der Liga zu bleiben. Die entscheidende Sitzung war erst im Juli. Bis dahin waren es harte Monate für uns.
Sebastian Furchner ist verpflichtet worden, Alfred Prey hat angekündigt, sich mehr zurückzuziehen. Glauben Sie das?
Hasselbring: Wenn er komplett aufhört, wäre das tödlich für ihn. Er kann nicht ohne die Pinguins. Ich weiß auch nicht, ob seine Frau Monika ihn dann zu Hause ertragen würde. Er nimmt sich ja auch schon etwas zurück in den letzten Jahren, vor allem seit die Enkelkinder da sind. So wie er für den Club da ist, ist er auch für die Kinder und Enkelkinder da.
Über was reden Sie, wenn sie nicht über Eishockey reden?
Hasselbring: Mit Alfred verbringe ich mehr Zeit als mit der Familie. Wir reden über alles. Wir gehen auch mal Essen, auf ein Konzert oder eine andere Sportveranstaltung. Wir haben auch schon zusammen NHL-Spiele besucht. Als wir in Amerika waren, um Max Fortunus zu verpflichten, haben wir uns zum Beispiel auch Boston gegen Toronto in den Playoffs angeschaut.
Was ist Ihr kuriosestes Erlebnis mit Alfred Prey gewesen?
Busch: Wir haben 2010 beim SC Riessersee gespielt, es stand kurz auf knapp, ob wir in die Playdowns müssen. Kurz vor Ende führten die 4:2, da hätte die Tordifferenz im direkten Vergleich für uns gereicht. Hätten sie noch eins geschossen, hätten wir in die Playdowns gemusst. Unser Trainer Craig Streu wusste das scheinbar nicht, Alfred auch nicht. Streu nahm kurz vor Ende den Torwart raus. Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen. Eine Sekunde vor Schluss schießt ein Riesserseer, der Puck geht aufs Tor, aber bevor er über die Linie geht, kommt die Sirene. Als Alfred nach dem Spiel auf die Tribüne kam und ich getobt habe, meinte er nur: Ach du sch...
Hasselbring: Meine liebste Anekdote hat gar nicht direkt mit Eishockey zu tun. Alfred ist mal zum Real-Markt an der Pferdebade gefahren, um für seinen Sohn etwas zu besorgen. Deswegen kam er aus Richtung Leherheide anstatt aus Mitte, so wie normalerweise. Irgendwann rief er mich panisch an: mein Auto ist gestohlen. Kann man das orten? Seine größte Sorge war dabei gar nicht das Auto, sondern sein Laptop mit allen Daten, der im Auto war. Nach 45 Minuten rief er wieder an: das Auto war gar nicht gestohlen. Er war nur aus Gewohnheit zum Parkplatz auf der anderen Seite des Marktes gegangen und hatte es nicht gefunden. Darüber habe ich Tage danach noch Tränen gelacht.
Was wünschen Sie ihm zum 70. Geburtstag?
Hasselbring: Ich wünsche ihm noch viele Jahre Gesundheit. Etwas Wichtigeres gibt es nicht.
Busch: Er hat eine tolle Familie, mit der soll er mehr Zeit genießen.