
Volksfest unter der Weser: 100.000 Menschen nutzen am 17. Januar 2004, einem Samstag, beim Tag des offenen Tunnels die Möglichkeit, durch die beiden Röhren zu laufen. Am 20. Januar 2004 erfolgte die Verkehrsfreigabe.
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Wesertunnel: Ein Jahrhundertbauwerk feiert runden Geburtstag
Zehn Meter pro Tag fraß sich der riesige Tunnelbohrer durch den Boden unter der Weser. Zum Durchstich gab es eine offizielle Party. Doch die war nichts gegen das Volksfest, das am 17. Januar 2004 zur Eröffnung des Wesertunnels gefeiert wurde.
Es war die größte Party, die die Wesermarsch und das Cuxland jemals gemeinsam gefeiert haben. 100.000 Menschen waren auf den Beinen, waren live dabei, als zwei Regionen zusammenwuchsen, die bis dahin durch die Weser getrennt waren. Vor 20 Jahren, am 17. Januar 2004, wurde mit einem Volksfest in XXL die Eröffnung des Wesertunnels gefeiert. Drei Tage später, am 20. Januar 2004, wurde der Tunnel für den Verkehr freigegeben.
Erste Überlegungen bereits in den 60er-Jahren
Die ersten Überlegungen für eine feste Weserquerung gab es laut Niedersächsischer Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (Oldenburg) schon in den 60er-Jahren. Doch es sollten noch mehr als 30 Jahre ins Land gehen, ehe am 16. Februar 1998 der erste Spatenstich für das Großprojekt über die Bühne gehen konnten. Es waren der damalige Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) und der niedersächsische Wirtschaftsminister Peter Fischer (SPD), die gemeinsamen diesen symbolischen Akt vornahmen.
Gegner des Projekts nutzten das Ereignis, um zu demonstrieren. Sie sahen im Bau des Tunnels einen weiteren „Meilenstein“ auf dem Weg zur umstrittenen Küstenautobahn A20. Verhindern konnten sie den Tunnelbau nicht. Und der Plan, dass eines Tages die A20 durch den Tunnel führen wird, ist weiterhin aktuell.
Bohrungen: Zehn Meter pro Tag
Nach Abschluss der Vorarbeiten - dazu gehörte das Abarbeiten von mehr als 2500 Stellungnahmen im Rahmen der Baugenehmigung - nahm im Juni 1999 „Wisura“ ihre Arbeit auf. So hieß die riesige Tunnelvortriebmaschine, die sich mit zehn Metern pro Tag durch die insgesamt 1,6 Kilometer lange Strecke unter der Weser fraß. Dabei wurde nicht nur der Boden heraustransportiert, sondern es wurden zugleich sogenannte Tübbinge - Stahlbetonfertigteile, die den eigentlichen Tunnel bilden - gesetzt.

Mitarbeiter des Wesertunnel-Projekts begehen am 7. November 2001 kurz vor der offiziellen Durchstichfeier für die zweite Röhre des Wesertunnels die fertiggestellte erste Röhre. Für den Bau dieser Südröhre hatten die Tunnelbauer noch 17 Monate benötigt. Nach nur neun Monaten war dank eines überarbeiteten Bohrers die Nordröhre geschafft.
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Am 5. November 2000 war die erste Röhre fertig, die Maschine kam punktgenau in Desdesdorf an. Für die zweite Röhre benötigten die Tunnelbauer nach einer Überarbeitung des Bohrers nur neun Monate; im Oktober 2001 war die Röhre fertiggestellt. Die offizielle Durchstichparty wurde am 7. November 2001 gefeiert.
Der projektverantwortliche Bauingenieur Cord Lüesse schwärmt noch heute davon, wie sehr das Großprojekt die gesamte Baugruppe begeistert und angespornt habe. „Von einem solchen Projekt träumt man als junger Student.“ Lüesse erinnert sich gerne an „die tollen Kolleginnen und Kollegen“ der Baugruppe Wesertunnel.

Ein Arbeiter dirigiert am 7. November 2001 während der Durchstichfeier der zweiten Röhre die Demontage des sogenannten Zieltopfdeckels. Hinter dem Deckel ist bereits das Schneidwerkzeug des Tunnelbohrers sichtbar.
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Nach dem Bau der Tunnelportale und Zufahrtsstraßen wurde der Wesertunnel am 18. Dezember 2003 offiziell an den Bauherrn, die Bundesrepublik Deutschland, übergeben. Knapp einen Monat später erfolgte dann der „Tag des offenen Tunnels“, bei dem die Menschen der Region das Bauwerk zu Fuß erkunden konnten.
Treffpunkt in der Mitte des Tunnels
Es gab einen Gottesdienst, den Hunderte Menschen feierten. 4000 Portionen Grünkohl wurden ausgegeben. Und die Kreiszeitung Wesermarsch veranstaltete zusammen mit der NORDSEE-ZEITUNG die Falling-Stones-Aktion: 1500 Helfer bauten aus 250.000 Klinkern eine 26,5 Kilometer lange Domino-Strecke von Nordenham bis Bremerhaven auf. Die Steine fielen einer nach dem anderen - und trafen sich genau in der Mitte des Tunnels. (gl)