Museums im Fedderwardersieler Hafen

Annegret Martens und Dietmar Oetjen gehören zu den Ehrenamtlichen des Hauses.

Foto: Glückselig

FJ Wesermarsch

Wie geht Ebbe und Flut? - Fedderwardersiel

Von Detlef Glückselig
22. Juni 2023 // 10:13

Warum gibt es im Aquarium des Museums im Fedderwardersieler Hafen zwei vollständig voneinander getrennte Wasserkreisläufe? Wer macht die Flut im Gezeitenmodell? Und können Wattschnecken wirklich surfen? Wir in Fedderwardersiel nachgefragt – und von Hausleiterin Friederike Ehn manch Wundersames erfahren.

1. So geht Tide

Im Erdgeschoss des Nationalparkhauses finden Besucher ein GezeitenModell, das Ebbe und Flut an der Küste von Eckwarderhörne simuliert. Die Flut kommt mittels einer umfunktionierten Autohebebühne. Diese drückt, angetrieben von einem Elektromotor, einen 500 Liter Wasser fassenden Tank so lange nach oben, bis aus diesem Wasser in das Modell läuft, also in Eckwarderhörne die Flut kommt. Ebbe geht auf dem umgekehrten Weg – der Tank fährt auf der Autohebebühne wieder nach unter, und das Wasser läuft ab. 1994 haben pfiffige Leute diese Technik mit der Einrichtung der ersten Dauer1 ausstellung im Museum installiert – hinter den Kulissen und damit für Besucher unsichtbar. Mit der neuen Dauerausstellung wurde 2018 auch das Modell erneuert. Die 1994 eingebaute Technik funktioniert jedoch so gut und leise und wartungsarm, dass daran nichts geändert wurde.

2. 1218 Stunden

Etliche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen neben den hauptamtlichen Kräften dafür, dass im Nationalparkhaus alles läuft. Hausleiterin Friederike Ehn hat die Tätigkeiten einmal aufgerechnet. Sie ist auf 174 Stunden gekommen, die die Ehrenamtlichen in der Saison in jedem Monat gemeinsam leisten. Die Hauptsaison dauert im Museum von Anfang April bis Ende Oktober. In dieser Zeit summiert sich die von den Ehrenamtlichen geleistete Arbeit auf 1218 Stunden. Müssten die bezahlt werden, wäre der finanzielle Rahmen des Hauses wohl Monat für 2 Monat gesprengt. Aquariums- und Kassendienst, Sturmflutsicherung Vorstandsarbeit, Malkurse, Führungen durch den Rettungsschuppen, handwerkliche Arbeiten, Pflege der Sammlung, Konzeptionelles: Das Aufgabenspektrum der Ehrenamtlichen ist breit gefächert.

3. Nur getrennt

Das 5000 Liter Wasser fassende Aquarium im Erdgeschoss des Nationalparkhauses besitzt zwei komplett voneinander getrennte Wasserkreisläufe; es handelt sich quasi um zwei Aquarien in einem. Der Grund sind die Strandkrabben, die zu den Bewohnern des Aquariums zählen. Die beiden Wasserkreisläufe sind laut Hausleiterin Friederike Ehn notwendig, um die Männchen und die Weibchen der Strandkrabben voneinander zu trennen. Würden sie sich gemeinsam in einem Wasserkreislauf aufhalten, würden sich die männlichen Strandkrabben ständig Rivalen-Kämpfe um die Weibchen liefern. Die Kämpfe sind so heftig, dass sie meistens für einen der Kontrahenten tödlich enden.

4. Abgebuddelt

Man sieht sie nicht, denn die meisten Exemplare sind im Magazin verwahrt. Doch die Sammlung des Nationalparkhauses umfasst mehr als 50 Buddelschiffe. Die meisten davon stammen von Gustav Ackermann aus Burhave, der zwischen 1985 und 2005 mehr als 3100 Buddelschiffe baute. Gustav Ackermanns Mar4 kenzeichen ist ein Leuchtturm, der in jeder seiner Buddeln zu finden ist. Im Jahre 1992 stellte die 1988 gegründete Deutsche Buddelschiffer-Gilde im Museum in Fedderwardersiel 150 ihrer schönsten Buddelschiffe aus. Die Schiffe gelangen mit eingeklapptem Mast in die Flasche, der dann mittels Fäden aufgerichtet wird.

5. In der Überzahl

Das mit Abstand am häufigsten im Nationalpark vertretene Exponat ist die Wattschnecke. 20000 der winzigen Tierchen finden sich in einem Kubikmeter Watt, wie man im Museum erfährt – und auch sehen kann. Der Ausstellungstechniker hat für das Modell nicht etwa 20000 Wattschnecken beziehungsweise deren Häuser abgezählt, 5 sondern geguckt, wie viele Häuschen 100 Gramm ausmachen. Dann konnte er so viele 100-Gramm-Pakete abwiegen, bis 20000 Exemplare beisammen waren. Übrigens können Wattschnecken surfen. Bei auflaufendem Wasser heften sie sich mittels eines Schleim-Pfropfens an die Oberflächenhaut des Wassers. Die Flut trägt sie dann oft kilometerweit. (GL)

Nationalparkhaus

Strandkrabben kann man im Aquarium des Nationalparkhaus beobachten.

Foto: Glückselig