
Ein Hubschrauber fliegt bei Löscharbeiten über einen Waldbrand.
Foto: Swen Pförtner/dpa/Archivbild
Forstwirtschaft
Wilde Wälder sind schwerer zu löschen: Brennen seltener
Für mehr Umwelt- und Artenschutz sollen in Niedersachsen Waldflächen sich selbst überlassen werden und zu dichten Urwäldern werden. In Zeiten zunehmender Dürre stellt sich dabei aber die Frage: Wie kommt die Feuerwehr zum Feuer, wenn es brennt?
Etwa zehn Prozent des Landeswaldes in Niedersachsen werden inzwischen nicht mehr bewirtschaftet. Dort wird also kein Holz mehr geerntet, die Natur übernimmt Stück für Stück, wie die zuständigen Niedersächsischen Landesforsten mitteilten. Dadurch fallen allerdings teilweise auch Forstwege weg, die bei einem Waldbrand auch die Feuerwehr nutzt. Ein Problem?
Nein, meinen die Niedersächsischen Landesforsten. „Bei der Auswahl von Naturwäldern wurden in der Regel solche Flächen ausgewählt, die nicht von Wegen gekreuzt werden“, erklärte ein Sprecher. Es handele sich entsprechen meist um kleinere Flächen. Dort, wo Flächen so groß seien, dass sie auch von Wegen durchzogen sind, werde auf ein Mindestmaß an Erreichbarkeit geachtet. Das sei etwa am Hohenstein in Hessisch Oldendorf bei Hameln oder im Wildnisgebiet Solling der Fall. Das erschwere zwar die Brandbekämpfung, habe aber auch einen positiven Nebeneffekt: Weniger Wege bedeuten auch weniger Menschen. Und die sind nahezu immer für Waldbrände verantwortlich - entweder durch absichtliches oder zumindest durch fahrlässiges Handeln.
Dass Waldbrände in wilden Wäldern schwerer zu bekämpfen seien, muss aus Sicht der Landesforsten zudem ein Stück weit in Kauf genommen werden. Im Fall eines Feuers müssten Gegenmaßnahmen dann unter Umständen auf umliegende bewirtschaftete Wälder begrenzt werden.
Der Bürgermeister von Hessisch Oldendorf, Tarik Oenelcin (parteilos), sieht die Sache nicht ganz so gelassen. Auf dem Gebiet der Kommune liegt der Naturwald Hohenstein - der größte in Niedersachsen nach dem Nationalpark Harz. Der sei zwar Landeswald, rechtlich sei dort aber die Stadt für die Brandbekämpfung verantwortlich. Wegen fehlender befahrbarer Wege könne Hessisch Oldendorf dieser Verpflichtung nicht nachkommen. Und: Das Anfordern eines Löschhubschraubers könne sich die Stadt nicht leisten. Der Bürgermeister forderte deshalb entweder mehr Ressourcen für die örtliche Feuerwehr, oder eine Befreiung von der Zuständigkeit für die Brandbekämpfung in dem Naturwald.
Eine derartige Befreiung ist aus Sicht des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums allerdings nicht vorgesehen, wie eine Sprecherin mitteilte. Derartige Kritik und Forderungen seien aus anderen Regionen nicht bekannt. Im konkreten Brandfall gebe es die Möglichkeit, von Feuerwehren etwa aus der Nachbarschaft oder des Kreises Unterstützung zu erhalten. Zudem halte das Land spezielle Einsatzmittel wie Löschflugzeuge bereit.
Generell brenne Naturwald auch nicht so leicht wie der meiste bewirtschaftete Wald, betonen Landesforsten und Landwirtschaftsministerium. Dort gebe es etwa mehr Schatten und daher weniger Gras, so dass sich Feuer darüber schlechter ausbreiten könnten. Auch seien Laubbäume weniger leicht entzündlich.