
Ein Fund in der Nordsee verblüfft: Kilometerbreite Sandmassen sind nach unten gesackt und haben ältere Schichten nach oben gedrückt
Foto: Lars Penning
Folgen fürs Klima! Gigantische Sand-Gebilde in der Nordsee stellen Geologie auf den Kopf
Forschende haben in der Nordsee riesige Sand-Gebilde entdeckt, die geologische Grundregeln infrage stellen – und für Klimafragen wichtig sind.
Geologisches Grundprinzip ins Wanken geraten
Normalerweise gilt in der Geologie: Die älteste Schicht liegt unten, die jüngste oben. Doch Forschende der Universität Manchester haben im Meeresboden der Nordsee eine Ausnahme entdeckt. Zwischen Norwegen und Großbritannien stießen sie bei Bohrungen und Schallwellen-Untersuchungen auf gewaltige Sandmassen, die einst nach unten sanken – und dabei ältere, leichtere Schichten nach oben drückten.
„Sinkite“ und „Floatite“ – neue Begriffe für ein altes Rätsel
Das Team bezeichnet die abgesackten Sandmassen als „Sinkite“. Die verdrängten, leichteren Schichten erhielten den Namen „Floatite“. Solche Umkehrungen der Schichtung, „stratigraphische Inversion“ genannt, waren bisher nur in Gebirgen durch tektonische Kräfte bekannt. Doch in dieser Dimension hat man sie noch nie dokumentiert – die jetzt gefundenen Strukturen sind mehrere Kilometer breit.
Wie die Sandmassen entstanden sein könnten
Die Forschenden vermuten, dass die „Sinkite“ vor Millionen Jahren durch plötzliche Druckschwankungen oder Erdbeben entstanden. Dabei verwandelte sich Sand in eine schlammige Masse, die durch Risse im Meeresboden absackte. Ältere Schichten aus mikroskopischen Resten von Meereslebewesen wurden nach oben verdrängt.
Bedeutung für Erdgas, Erdöl und CO₂-Speicherung
Die Entdeckung könnte entscheidend sein, um unterirdische Lagerstätten besser zu verstehen – nicht nur für Erdöl und Erdgas, sondern auch für die Speicherung von Kohlendioxid. „Unsere Forschung zeigt, dass sich Flüssigkeiten und Sedimente in der Erdkruste auf unerwartete Weise bewegen können“, erklärt Studienautor Mads Huuse. Das Verständnis dieser Prozesse könnte helfen, sichere Speicherorte für CO₂ zu identifizieren – ein wichtiges Element im Kampf gegen den Klimawandel. Das berichtet geo.de. (isw)